GedichtGedichte

Das Gedicht „Morgenlied“ stammt aus der Feder von Sophie Albrecht.

Prächtig steigt die Sonne wieder
  Aus der Morgenröte Zelt,
Tausend, tausend Jubellieder
  Singt ihr die erwachte Welt,
Und der Blumen süßes Düften
Steigt ihr auf in reinen Lüften.

Seht! wie ihr die Herden hüpfen,
  Hört! wie ihr die Taube girrt;
Rascher scheint der Bach zu schlüpfen
  Der durch frische Wiesen irrt,
Und die kleinen Sommer Mücken
Tanzen ringelnd ihr Entzücken.

Traurig siz ich in der Fülle
  Lauter Freude rings umher,
Schwermutsvoller, ernst und stille
  Bleibt mein Busen freudenleer.
Ach! die Purpurstrahlen wecken
Mir des Todes bleiches Schrecken.

Weh mir! daß ich durch die Chöre,
  Durch das Lied, das Leben singt,
Laut des Todes Röcheln höre
  Das aus jedem Odem dringt,
In den Weihrauch reiner Lüfte
Mischt sich Duft der Totengrüfte.

Blumen, die dem Aufgang blühen,
  Welken, wenn der Mittag sinkt,
Und von Wangen, die ihm glühen,
  Todes Schweiß der Abend trinkt,
Leichen, Gräber ohne Zahlen
Wird sein letzter Gruß bestrahlen.

Tauche deine goldnen Flügel,
  Erden Licht! ins Schatten Meer,
Streu um unsre Totenhügel
  Nacht das tiefste Dunkel her,
Bis in Edens Sonnenwälzen
Unsrer Gräber Fesseln schmelzen.

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