Das Gedicht „An meine Freunde“ stammt aus der Feder von Else Lasker-Schüler.
An meine treuen Freunde, die ich verlassen musste,
und die mit mir geflüchtet in die Welt.
Nicht die tote Ruhe –
Bin nach einer stillen Nacht schon ausgeruht.
O ich atme Geschlafenes aus,
Den Mond noch wiegend
Zwischen meinen Lippen.
Nicht den Todesschlaf,
Schon im Gespräch mit euch – himmlisch Konzert –
Ruhe ich aus …
Und neu’ Leben anstimmt
In meinem Herzen.
Nicht die tote Ruhe,
So ich liebe im Odem sein;
Auf Erden mit euch im Himmel schon
Allfarbig malen auf blauem Grund –
Das ewige Leben.
Der Überlebenden schwarzer Schritt
Zertritt den Schlummer, zersplittert den Morgen.
Hinter Wolken verschleierte Sterne
Über Mittag versteckt …
So immer neu uns finden.
In meinem Elternhause nun
Wohnt der Engel Gabriel.
O ich möchte mit euch dort
Selige Ruhe in einem Fest feiern:
Sich die Liebe mischt mit unserm Wort.
Aus mannigfaltigem Abschied
Steigen aneinander geschmiegt die goldenen Staubfäden,
Und nicht ein Tag ungesüsst bleibt
Zwischen wehmütigem Kuss – –
Und Wiedersehn.
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