GedichtGedichte

Die besten Gedichte von Wolfgang Borchert (1921 - 1947) - einem deutschen Schriftsteller (Epoche der Trümmerliteratur).

Inhalt

Berühmte Gedichte

Bekannte Gedichte

Kurze Gedichte

Laterne, Nacht und Sterne

Ich möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind –
für Dorsch und Stint,
für jedes Boot –
und ich bin doch selbst
ein Schiff in Not!

Winter

Jetzt hat der rote Briefkasten
eine weiße Mütze auf, schief und verwegen.
Mancher hat bei Glatteis
plötzlich gelegen,
der sonst so standhaft war.

Aber der Schnee hat leis
und wunderbar
geblinkt auf den Tannenbäumen.
Was wohl jetzt die Schmetterlinge träumen?

Krieg

Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Hause. Aber er hatte kein Brot.
Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot.
Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter.
Warum nicht, fragte der Soldat.

Aranka

Ich fühle deine Knie an meinen,
und deine krause Nase
muss irgendwo in meinem Haare weinen.
Du bist wie eine blaue Vase,
und deine Hände blühn wie Astern,
die schon vom Geben zittern.
Wir lächeln beide unter den Gewittern
von Liebe, Leid – und Lastern.

Legende

Jeden Abend wartet sie in grauer
Einsamkeit und sehnt sich nach dem Glück.
Ach, in ihren Augen nistet Trauer,
denn er kam nicht mehr zurück.

Eines Nachts hat wohl der dunkle Wind
sie verzaubert zur Laterne.
Die in ihrem Scheine glücklich sind,
flüstern leis: ich hab dich gerne.

 

Alle Leute haben eine Nähmaschine, ein Radio, einen Eisschrank und ein Telefon. Was machen wir nun? fragte der Fabrikbesitzer.
Bomben, sagte der Erfinder.
Krieg, sagte der General.
Wenn es nicht anders geht, sagte der Fabrikbesitzer.

Quelle: „Lesebuchgeschichten“, in: „Draußen vor der Tür“

 

Im Krieg sind alle Väter Soldat. - Quelle: „An diesem Dienstag“, in: „Draußen vor der Tür“

 

Verantwortung ist doch nicht nur ein Wort, eine chemische Formel, nach der helles Menschenfleisch in dunkle Erde verwandelt wird. Man kann doch Menschen nicht für ein leeres Wort sterben lassen.
Irgendwo müssen wir doch hin mit unserer Verantwortung. Die Toten – antworten nicht. Gott – antwortet nicht. Aber die Lebenden, die fragen.

Quelle: „Draußen vor der Tür“

 

Wir sind die Generation ohne Bindung und ohne Tiefe. Unsere Tiefe ist der Abgrund. - Quelle: Die Hundeblume, Generation ohne Abschied

Übrigens: auf unserem Schwesterprojekt finden Sie berühmte Zitate von Wolfgang Borchert und es gibt auch eine Themen Übersicht.

Steckbrief

Leben

Wolfgang Borchert (20. Mai 1921 - 20. November 1947) war der Sohn eines Hamburger Lehrers und einer plattdeutschen Heimat-Schriftstellerin. Im Jahr 1928 wurde in die Erikaschule in Hamburg-Eppendorf eingeschult.

In seinen Vorkriegsarbeiten (1938-1940) rebellierte er gegen die NS-Diktatur. Im April 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und wieder freigelassen. Im selben Jahr nahm er widerwillig eine Lehre in der Hamburger Buchhandlung C. Boysen auf. Dort verteilt er an seine Kollegen Anti-Nazi-Gedichte. Während seiner Zeit in der Buchhandlung nahm Borchert Schauspielunterricht, zunächst ohne seine Eltern zu informieren. Anfang 1941 brach er die Lehre ab. Nachdem er am im März 1941 seine Schauspielprüfung bestanden hatte, begann er bei der Landesbühne Ost-Hannover in Lüneburg zu arbeiten, einem reisenden Repertoiretheater.

Seine aufkeimende Theaterkarriere wurde durch die Einberufung zur Wehrmacht im Juni 1941 unterbrochen. Borchert musste an Hitlers Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen. An der Front zog er sich schwere Verwundungen und Infektionen zu. Mehrfach wurde er wegen Kritik am Regime des Nationalsozialismus und sogenannter Wehrkraftzersetzung verurteilt und inhaftiert.

Im März 1945 wurde in die Gegend von Frankfurt am Main versetzt. Seine Kompanie kapitulierte im selben Monat vor den Franzosen. Während des Transports in ein Kriegsgefangenenlager sprangen Borchert und andere vom Lastwagen und flohen, woraufhin er zu Fuß nach Hamburg zurückkehrte (eine Entfernung von etwa 500 km). Völlig erschöpft kam er dort am 10. Mai an, eine Woche nachdem Hamburg sich den Briten ergeben hatte.

Später arbeitete er dann als Schauspieler und Regieassistent am Theater, allerdings nur für kurze Zeit, da er durch den Krieg gesundheitlich stark angeschlagen war. Während eines Kuraufenthalts im Basler St. Claraspital (Schweiz) starb er am 20. November 1947 mit 26 Jahren an den Folgen seiner Lebererkrankung.

Einen Tag nach Borcherts Tod, am 21. November 1947, fand die Uraufführung von "Draußen vor der Tür" in den Hamburger Kammerspielen statt.

Nachdem Borcherts Urne nach Hamburg überstellt worden war, fand am 17. Februar 1948 unter reger Anteilnahme auf dem Ohlsdorfer Friedhof die Beisetzung statt. Das Grab Wolfgang Borcherts und seiner Eltern befindet sich am Stillen Weg beim westlichen Ende des Friedhofs Ohlsdorf in der Sektion AC 5/6. Es wurde vom Hamburger Senat im Jahr 2010 geschützt, indem es in die Liste der „Grabstätten von öffentlichem Interesse“ aufgenommen wurde.

Werk

Wolfgang Borchert war ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker, dessen wenige Kurzgeschichten & Gedichte stark von seinen Erfahrungen mit der Diktatur und seinem Dienst in der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs geprägt waren.

Sein Werk gehört zu den bekanntesten Beispielen der Trümmerliteratur im Deutschland der Nachkriegszeit und ist kompromisslos in Fragen der Menschlichkeit und des Humanismus.

Allerdings hat der »verhinderte Komödiant« die Qualität seiner Kurzgeschichten in seinem lyrischen Werk nicht erreicht. Er verfasste bereits mit 15 Jahren Gedichte, die er seinem Vater zur Lektüre und Korrektur vorlegte:
»Alles in allem war seine Produktion eher leichtfertig als frühreif zu nennen, und der junge Dichter eher unausgegoren als hoffnungsvoll begabt. Völlig zu Recht korrigierte der präzise Vater Satzbau, Grammatik und Rechtschreibung, völlig zu Recht spendete er nur selten Ermunterung und meldete seine Kritik an, wo einer sich als Dichter aufspielte und nicht einmal richtiges und gutes Deutsch zu schreiben vermochte.« [Peter Rühmkorf]

Mit seinem Heimkehrerdrama "Draußen vor der Tür" konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des deutschen Publikums identifizieren. Kurzgeschichten wie "Das Brot", "An diesem Dienstag" oder "Nachts schlafen die Ratten doch" wurden als musterhafte Beispiele ihrer Gattung häufige Schullektüre. Der Vortrag der pazifistischen Mahnung "Dann Gibt es nur Eins!" begleitete viele Friedenskundgebungen.

Bekannte Gedichte renommierter Poeten, die sich der Lyrik verschrieben haben: