GedichtGedichte

Das Gedicht „Das Zeitgedicht“ stammt aus der Feder von Stefan George.

Ihr meiner zeit genossen kanntet schon
Bemaasset schon und schaltet mich - ihr fehltet.
Als ihr in lärm und wüster gier des lebens
Mit plumpem tritt und rohem finger ranntet:
Da galt ich für den salbentrunknen prinzen
Der sanft geschaukelt seine takte zählte
In schlanker anmut oder kühler würde -
In blasser erdenferner festlichkeit.

Von einer ganzen jugend rauhen werken
Ihr rietet nichts von quälen durch den stürm
Nach höchstem first- von fährlich blutigen träumen.
′ Im bund noch diesen freund!′ und nicht nur lechzend
Nach tat war der empörer eingedrungen
Mit dolch und fackel in des feindes haus…
Ihr kundige las′ t kein schauern - las′ t kein lächeln -
Wart blind für was in dünnem schleier schlief.

Der pfeifer zog euch dann zum wunderberge
Mit schmeichelnden verliebten tönen - wies euch
So fremde schätze dass euch allgemach
Die weit verdross die unlängst man noch pries.
Nun da schon einige arkadisch säuseln
Und schmächtig prunken : greift er die fanfare -
Verlezt das morsche fleisch mit seinen Sporen
Und schmetternd führt er wieder ins gedräng.

Da greise dies als mannheit schielend loben
Erseufzt ihr: solche hoheit stieg herab!
Gesang verklärter wölken ward zum schrei!..
Ihr sehet Wechsel - doch ich tat das gleiche.
Und der heut eifernde posaune bläst
Und flüssig feuer schleudert weiss dass morgen
Leicht alle Schönheit kraft und grösse steigt
Aus eines knaben stillem flötenlied.

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