GedichtGedichte

Das Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“ stammt aus der Feder von Joseph von Eichendorff.

In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Meine Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein′ n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und gehn von Haus zu Haus.

Ich möcht als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will -
Ich möcht am liebsten sterben,
Da wärs auf einmal still!

Analyse

Das Gedicht „Das zerbrochene Ringlein / In einem kühlen Grunde“ (1813; Epoche der Romantik) besteht aus 5 Strophen mit jeweils 4 Versen. Das Reimschema ist ein Kreuzreim [abab] mit Ausnahme der letzten Strophe: [abcb]. Das Versmaß ist ein dreihebiger Jambus und die Kadenzen sind abwechselnd männlich und weiblich.

Inhalt / Zusammenfassung

Im Gedicht wird die verlorene Liebe des lyrischen Ichs thematisiert und der Wunsch, der aufkommenden Trauer aus dem Weg zu gehen.

Das populäre Lied wurde zu einer Geschichte die mündlich tradiert wurde. Eine Wassermühle in der näheren Umgebung war schnell gefunden, und eine schöne Müllerstochter, in die der junge Baron von Eichendorff verliebt gewesen sein soll, wurde hinzugedichtet.
So kam es, dass viele Mühlen in deutschen Landen für sich in Anspruch nahmen, den Dichter zu der Romanze "Das zerbrochene Ringlein" inspiriert zu haben.
Zudem gibt es bis heute zahlreiche Gasthäuser, Landgasthöfe oder Hotels mit dem Namen "Zum kühlen Grunde".

Hintergrund

Joseph von Eichendorff (1788‒1857) schrieb das Gedicht im Jahre 1809/10 und es wurde 1813 in dem von Justinus Kerner und Ludwig Uhland herausgegebenen Almanach "Deutscher Dichterwald" veröffentlicht. Es trug den Titel "Lied" und war mit „Florens“ unterzeichnet, dem Pseudonym, das Eichendorff im Heidelberger Kreis um den Grafen Heinrich von Loeben erhalten hatte. Später wurde der Titel zunächst in die erste Gedichtzeile "In einem kühlen Grunde" geändert und dann in "Das zerbrochene Ringlein".

In seiner Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" zeichnet der Dichter ein arbeitsames und freundliches Mühlenbild:

"Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir:
„Du Taugenichts! da sonnst Du Dich schon wieder und dehnst und reckst Dir die Knochen müde, und lässt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann Dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Türe, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb Dir selber Dein Brot.“ – „Nun,“ sagte ich, „wenn ich ein Taugenichts bin, so ist’s gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.“
Und eigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorher selber eingefallen, auf Reisen zu gehen, ..."

Friedrich Glück vertonte das Gedicht bereits 1814. Als Chorsatz für Männerstimmen von Friedrich Silcher unter dem Titel "Untreue" wurde es recht berühmt.
Max Reger vertonte es 1915 für vierstimmigen gemischten Chor als Beitrag für das Kaiserliederbuch. Die Comedian Harmonists nahmen das Lied 1932 in einem Arrangement von Erwin Bootz als Schellackplatte auf.
Das Lied wurde ferner unter anderem vom Renner-Ensemble, Singer Pur, Heino, den King’s Singers, Hein & Oss, den Fischer-Chören, Freddy Quinn, James Last, Roy Black, Richard Tauber, Mireille Mathieu, Chanticleer, Max Raabe und Hannes Wader interpretiert.

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