GedichtGedichte

Das Gedicht „Vision“ stammt aus der Feder von Max Dauthendey.

Stöhnendes Graugelb.
Aber das Stöhnen nur im Blick.
Lautlos sonst und mit unterdrücktem Atem.

Und ein Blau,
Ein Blau, aus dem ganz zarte silberne Glockenspiele singen,
Und ein Duft geht von Sonnenwärme und Mandelblüten.

Silber darüber.
Duftleeres, schneekühles Silber.
Aber aus allem hebt sich steif
Und hebt sich fahl, wie Gewitterlicht,
Das stumme Graugelb.
Und hebt sich lautlos stöhnend wie Asche,
Mit welkem darbenden Blick.

Ein Gesicht — die starre Maske eines Toten —
Ein Kopf — aus dem Blau — aus dem blauen, glatten
Wasser.
Braunviolette Strähne — Haare in die Stirn,
Das eine Auge schief, spitze Wangenknochen,
Und trieft von den Schläfen das braunviolette Haar
Über das öde aschige Gelb.

Und darüber: über das blaue Wasser
Silbern ein Schwan.
Silbern die Reflexe von Wolken,
Duftleer, schneekühl.

In das Blau,
In das Silber
Ragt der gelbaschige Kopf des Ertrunkenen.
Und der Schwan zieht reglos vorbei,
Reglos die Reflexe der Wolken.

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