GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Hidalgo“ stammt aus der Feder von Emanuel Geibel.

Es ist so süß zu scherzen
Mit Liedern und mit Herzen
Und mit den ernsten Streit!
Erglänzt des Mondes Schimmer,
Da treibt′ s mich fort vom Zimmer,
Durch Platz und Gassen weit;
Da bin zur Lieb′ ich immer
Wie zum Gefecht bereit.

Die Schönen von Sevilla
Mit Fächern und Mantilla
Blicken den Strom entlang;
Sie lauschen mit Gefallen,
Wenn meine Lieder schallen
Zum Mandolinenklang.
Und dunkle Rosen fallen
Mir vom Balkon zum Dank.

Ich trage, wenn ich singe,
Die Zither und die Klinge
Vom Toledan′ schen Stahl.
Ich sing an manchem Gitter
Und höhne manchen Ritter
Mit keckem Lied zumal,
Den Damen gilt die Zither,
Die Klinge dem Rival.

Auf denn zum Abenteuer,
Schon losch der Sonne Feuer
Jenseits der Berge aus.
Der Mondnacht Dämmrungsstunden,
Sie bringen Liebeskunden,
Sie bringen blut′ gen Strauß,
Und Blumen oder Wunden
Trag morgen ich nach Haus.

Anmerkung: Hidalgo (Edelmann) nennt man seit dem Mittelalter in Spanien den aus alten christlichen Familien stammenden Adel ohne besonderen Titel.
Der sehr gute Film "Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm" (2004) beruht auf der Biografie von Frank Hopkins (1865–1951) und seinem Mustang „Hidalgo“, die an dem spektakulären 3000-Meilen-Rennen durch Arabien teilnehmen.

Die Mantilla (spanisch „kleine Decke“), war zunächst ein ab dem Mittelalter getragenes Schleiertuch der spanischen Frauen, das den Kopf und den Hals bis auf die Schultern verhüllte. Das Tuch wird heute noch als Festtracht getragen und ist größtenteils in Spitzentechnik gefertigt. An der Farbe der Mantilla konnte man in einigen Gegenden Spaniens den Personenstand der Trägerin erkennen: Schwarz bedeutete, dass die Frau verheiratet war, Weiß symbolisierte dagegen Jungfräulichkeit.

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