GedichtGedichte

Das Gedicht „Des Armen Haus“ stammt aus der Feder von Rainer Maria Rilke.

Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein,
Drin wandelt sich das Ewige zur Speise,
Und wenn der Abend kommt, so kehrt es leise
Zu sich zurück in einem weiten Kreise
Und geht voll Nachklang langsam in sich ein.
Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein.

Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand.
Sie nimmt nicht, was Erwachsene verlangen;
Nur einen Käfer mit verzierten Zangen,
Den runden Stein, der durch den Bach gegangen,
Den Sand, der rann, und Muscheln, welche klangen;
Sie ist wie eine Waage aufgehangen
Und sagt das allerleiseste Empfangen
Langschwankend an mit ihrer Schalen Stand.
Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand.

Und wie die Erde ist des Armen Haus:
Der Splitter eines künftigen Kristalles,
Bald licht, bald dunkel in der Flucht des Falles;
Arm wie die warme Armut eines Stalles, -
Und doch sind Abende: da ist sie alles,
Und alle Sterne gehen von ihr aus.

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