GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Loreley“ stammt aus der Feder von Heinrich Heine.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein;
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr goldnes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lore-Ley getan.

Analyse

Das Gedicht "Die Lore-Ley / Ich weiß nicht was soll es bedeuten" (1824; Epoche der Romantik) besteht aus 6 Strophen mit je 4 Versen. Das Metrum ist ein dreihebigen Jambus. Das Reimschema ist ein durchgehender Kreuzreim. Die Kadenzen sind abwechselnd weiblich und männlich. Das Metrum ist ein Daktylus. Jede Strophe besteht aus einer Hypotaxe (Hauptsatz mit einem Nebensatz).

Inhalt / Zusammenfassung

Das Gedicht handelt von einem Schiffer der in der Abenddämmerung den Rhein fährt. Oben auf einem Felsen sieht er eine schöne Jungfrau sitzen die ein Lied singt. Der Schiffer hat nur Augen und Ohr für sie; er ist so abgelenkt, dass sein Boot auf eines der Riffe läuft und sinkt.
Die Verbindung von Eitelkeit, Verführbarkeit und Vergänglichkeit weist auf die Wiederbelebung der Vanitas-Motive in der Romantik hin.

Hintergrund

Die Loreley (auch Lorelei) ist ein Schieferfelsen (132 Meter hoch (193,14 m ü. NN)) im UNESCO-Welterbe "Oberes Mittelrheintal" bei Sankt Goarshausen, Rheinland-Pfalz. Er befindet sich am östlichen, rechten Rheinufer (Rheinkilometer 555).

Loreley ist seit dem Kunstmärchen Lore Lay, das Clemens Brentano in seinem Roman Godwi (1801) in Balladenform erzählte, auch der Name einer Zauberin oder Nixe auf diesem Felsen. Gleich einer Sirene (griechischen Mythologie) zieht sie durch ihren Gesang und ihre Schönheit die Rheinschiffer in ihren Bann, woraufhin diese durch die gefährliche Strömung und die Felsenriffe umkommen.

Verbreitung fand das Gedicht von Heine vor allem als Lied mit der von Friedrich Silcher 1837 komponierten Melodie, das als Ausdruck der Rheinromantik gilt.

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