GedichtGedichte

Das Gedicht „Weihnachtslied“ stammt aus der Feder von Ferdinand Freiligrath.

Zur Bescherung der Waisenkinder
in Soest, und von ihnen gesungen.

Wenn traulich mit schimmernden Flocken
Der Winter die Erde bestreut,
Und rings die metallenen Glocken,
Sich regen zum Weihnachtsgeläut;

Dann senkt sich auf goldigem Wagen
Das Christkind zur Erde herab,
Von rosigen Wolken getragen,
Im Händchen der silberne Stab.

Von purpurnem Samt ist sein Röckchen,
Das Krönlein von edlem Gestein,
Und über den wallenden Löckchen
Glänzt blendend ein Heiligenschein.

Und Engel mit farbigen Schwingen
Umringen das liebliche Kind,
Und zitternde Glöckchen erklingen,
Und huldigend flüstert der Wind.

So naht es der Erde Revieren
Mit strahlendem, bunten Gespann;
Es öffnet von selbst sich die Türen,
Pocht leise ein Fingerchen an.

Und springen die Pforten, die Riegel,
Bewältigt vom himmlischen Schein,
Dann schwebt es mit leuchtendem Flügel
In Häuser und Hütten hinein.

Es sieht nach den schlafenden Kindern,
Und küsst sie voll Inbrunst und spricht:
"Schlaft ruhig, ihr möchtet mich hindern!
Schlaft ruhig und störet mich nicht."

Drauf trägt es in jegliches Zimmer
Den prangenden, duftenden Baum.
Wie schmücken mit leuchtendem Schimmer
Die Kerzen der Zweiglein Saum!

Wie funkeln die herrlichen Gaben!
Wer hat sich wohl Schönres gedacht!
Es weiß was die Kinder gern haben,
Das hat es denn alles gebracht!

O freut euch! Zu uns auch die Räder
Des Wägleins hat es gelenkt!
O juble und freue sich jeder!
Wie reich sind auch wir heut beschenkt!

Ertöne melodisch, in leisen
Akkorden, o Weihnachtsgesang!
Christkindchen, empfange der Waisen,
Der glücklichen, innigen Dank!

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