GedichtGedichte

Eine Liste der besten Gedichte zum Jahreswechsel - moderne und auch Klassiker; sowohl lang als auch kurz. Lassen Sie sich von diesen Worten inspirieren. Die Verse eignen sich um die traditionell kontemplative Stimmung "zwischen den Jahren" zu beschreiben.

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Namensgebung: Papst Innozenz XII. legte 1691 den letzten Tag des Jahres verbindlich fest, und zwar auf den 31. Dezember, an dem in der katholischen Kirche der Todes- und Gedenktag von Papst Silvester I. (* vor 270; † 31. Dezember 335) begangen wird.
Papst Silvester I. gilt als der erste heilige Papst, der nicht das Martyrium erlitten hat. Sein Name bedeutet „der Waldmann“ (von lat. silva = „Wald“). Er ist Schutzpatron der Haustiere und wird um eine gute Futterernte und ein gutes neues Jahr angerufen.
Innozenz XII. bestimmte ebenso den 1. Januar als ersten Tag des Jahres; bis dahin galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar (Hochneujahr) als Jahresbeginn.


Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf.
Die junge Sonne steigt herauf.

Bald schmilzt der Schnee, bald taut das Eis,
bald schwillt die Knospe schon im Reis.

Bald werden die Wiesen voll Blumen sein,
die Äcker voll Korn, die Hügel voll Wein.

Und Gott, der immer mit uns war,
behüt' uns auch im neuen Jahr.

Volksgut


Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. [Georg Christoph Lichtenberg]


Ich komme aus der Ewigkeit
Frühling war´s,
dann heiße Sommerzeit,
der Herbst bracht´Frucht
und Blätterfall
und wilder Stürme Widerhall.

Nun ist der kalte Winternebel da,
verhüllt in eins, was fern und nah;
mich deckt das Schneetuch
der Vergessenheit,
so fahr ich wieder in die Ewigkeit.

Hans Thoma (1839 - 1924)


Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, dass wir's nehmen lernen, ohne allzu viel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.

Rainer Maria Rilke


Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht. [Joachim Ringelnatz]


Noch ein kleiner Fußtritt, und das alte böse Jahr rollt hinunter in den Abgrund der Zeit. […] Das neue steht vor der Türe. Möge es minder grausam sein als sein Vorgänger! Ich sende meinen wehmütigsten Glückwunsch zum Neujahr über den Rhein. Ich wünsche den Dummen ein bißchen Verstand und den Verständigen ein bißchen Poesie. Den Frauen wünsche ich die schönsten Kleider und den Männern sehr viel Geduld. Den Reichen wünsche ich ein Herz und den Armen ein Stückchen Brot. Vor allem aber wünsche ich, daß wir in diesem neuen Jahr einander sowenig als möglich verleumden mögen.

Heinrich Heine; Lutetia – Zweiter Teil; Paris, 31. Dezember 1842

Simples Neujahrslied

Vorüber ist das alte Jahr,
Ich wünsche Glück zum neun!
Was euch das alte noch nicht war,
Soll euch das neue sein.

Ich greife zu dem vollen Glas,
Und trink es aus und sag,
Ich wünsche Jedem Alles was
Er selbst sich wünschen mag.

Ich wünsch euch Alles, was auch euch
Befriediget und reizt,
Und dass mit euern Wünschen sich
Der meinen keiner kreuzt!

So treten wir ins neue Jahr
Getrosten Mutes ein -
Und was im alten noch nicht war,
Erfülle sich im neun!

Ludwig Eichrodt (1827 - 1892)

Letzter Abend im Jahr

Es ist so dunkel heut,
Man kann kaum in den Abend sehen.
Ein Lichtchen loht,
Verspieltes Himmelchen spielt Abendrot
Und weigert sich, in seine Seligkeit zu gehen.
- So alt wird jedes Jahr die Zeit.
Und die vorangegangene verwandelte der Tod.

Mein Herz blieb ganz für sich
Und fand auf Erden keinen Trost.
Und bin ich auch des Mondes Ebenich,
Geleitetest auch du im vorigen Leben mich,
Und sah ich auch den blausten Himmel im Gottost.

O Gott, wie kann der Mensch verstehen
- Das Weltall spaltet sich doch nicht -,
Warum der Mensch haltlos vom Menschtum bricht,
Sich wieder sammeln muß im höheren Geschehen.

Else Lasker-Schüler

Neujahr

Wir schreiben im Kalender
Den ersten Januar,
Und alle Leute rufen:
Prosit das neue Jahr!

Sie springen, tanzen, jubeln,
Sie trinken Wein und Punsch,
Und jeder zum neuen Jahre
Hat einen alten Wunsch.

Auch kommen Gratulanten
In Haufen, alt und jung,
Und alle wollen Gaben,
Und keinem gibt man genug.

Ich habe mich eingeschlossen,
Will nichts gewünscht, - geschenkt,
Ich denke nur an mein Unglück
Weiß, dass es mein gedenkt.

Ludwig Bechstein

Anmerkung: Als "Punsch" (nach Hindi pā̃c, „fünf“) wird ein alkoholisches, meist heißes Mischgetränk bezeichnet, das ursprünglich aus Indien stammt und aus 5 Zutaten (daher der Name) besteht: Arrak, Zucker, Zitronen und Tee oder Wasser mit Gewürzen.
Eine europäische Variante auf der Basis von Rotwein, Gewürzen, Zucker und Rum erlangte durch den Film "Die Feuerzangenbowle" (1944), mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle, große Bekanntheit.

Die Sorglichen

Im Frühling, als der Märzwind ging,
als jeder Zweig voll Knospen hing,
da fragten sie mit Zagen:
Was wird der Sommer sagen?

Und als das Korn in Fülle stand,
in lauter Sonne briet das Land,
da seufzten sie und schwiegen:
Bald wird der Herbstwind fliegen.

Der Herbstwind blies die Bäume an
und ließ auch nicht ein Blatt daran.
Sie sahn sich an: Dahinter
kommt nun der böse Winter.

Das war nicht eben falsch gedacht,
der Winter kam auch über Nacht.
Die armen, armen Leute,
was sorgen sie nur heute?

Sie sitzen hinterm Ofen still
und warten, ob's nicht tauen will,
und bangen sich und sorgen
um morgen.

Gustav Falke (1853 - 1916)

Spruch für die Silvesternacht

Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.

Je üppiger die Pläne blühen,
um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!

Es nützt nicht viel, sich rotzuschämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!

Erich Kästner

Mein Neujahrswunsch

Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzeln der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern.

Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen und Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.

Karl Henckell (1864 - 1929)


 


Die 12 Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag werden häufig als "Rauhnächte" bezeichnet (es existeren aber auch abweichende zeitliche Definitionen) und gelten als Schwellenzeit zwischen Dunkel und Licht.

In diese Zeit fällt auch die "Wilde Jagd", ein folkloristisches Motiv aus verschiedenen nordeuropäischen Kulturen, das durch Jacob Grimm in seiner Deutschen Mythologie (1835) populär wurde.

Der Anführer der Jagd ist oft eine namentlich genannte Figur, die in den germanischen Legenden mit Odin in Verbindung gebracht wird, kann aber auch eine historische oder legendäre Figur wie Theoderich der Große, der dänische König Valdemar Atterdag, der Drachentöter Sigurd, der walisische Psychopomp Gwyn ap Nudd, biblische Figuren wie Herodes, Kain, Gabriel oder der Teufel sein. Bei den Jägern handelt es sich im Allgemeinen um die Seelen der Toten manchmal auch um Feen, Walküren oder Elfen.
Die Sichtung der Jagd galt als Vorbote für Katastrophen wie Kriege, Dürren oder Krankheiten, aber sie konnte auch auf den Tod desjenigen verweisen, der ihr Zeuge wurde. Zudem konnten Zeugen der Jagd oder die Seelen von Schlafenden weggezogen werden, um sich dem Reiterzug anzuschließen.

Die gleichnamige Etüde Nr. 8 von Franz Liszt nimmt das Thema auf und besticht durch atemberaubende Virtuosität. Das Bild der am Himmel dahin jagenden Spukgestalten wird alleine durch eine Es-Dur-Periode durchbrochen.

 


Ich seh so gern im Lichtgewand
dort in der blauen Ätherferne
allnächtig wandeln stille Sterne,
ich fühle ihnen mich verwandt.

Sie warens, die in frühster Zeit
schon tief in meine Seele schauten,
sie waren balde die Vertrauten
für meine Lust und für mein Leid.

Es ist - wie könnt es anders sein -
mein ganzes Herze ihnen offen,
und ihnen möcht ich all mein Hoffen
aus in die stillen Lüfte streun.

Dies Hoffen säh ich dann so gern
leicht durch der Nächte heilig Schweigen
empor zum Licht der Sterne steigen
und droben schweben - auch als Stern …

Rainer Maria Rilke


Das Leben ist kurz, breche die Regeln, vergebe schnell, küsse langsam, liebe aufrichtig, lache unkontrolliert und bereue nie etwas, das dich zum Lächeln gebracht hat. [Mark Twain]


Alle Worte sind gesagt
Der Himmel ist erhellt
Gleich beginnt ein neues Jahr
Und für dich die ganze Welt

Olli Schulz, Musiker, "Silvester"


 

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