GedichtGedichte

Das Gedicht „Leise zieht durch mein Gemüt“ stammt aus der Feder von Heinrich Heine.

Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus, bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.

Analyse

Das Gedicht "Leise zieht durch mein Gemüt" (1830; Epoche der Romantik) besteht aus 2 Strophen mit je 4 Versen. Das Metrum hat die Form eines Volksliedes: 4 Verse pro Strophe im Trochäus, abwechselnd 4 und 3 Hebungen, abwechselnd männliche und weibliche Kadenzen. Der Kreuzreim (abab) ist durchweg unsauber, eher „volkstümlich“.

Hintergrund

Die 8 Zeilen entstanden 1830, im Zuge von Heines folgenreichen Entscheidung, sich vom Land seiner Herkunft zu trennen, und sich in der französischen Hauptstadt Paris niederzulassen. Es wurde 1831 im 2. Band der zweiten Auflage der „Reisebilder“ unter dem Titel „Neuer Frühling“ veröffentlicht. Von der Bitterkeit späterer Verse (z.B. in „Deutschland, ein Wintermärchen“) ist nichts zu spüren, im Gegenteil, das klassische Motiv der Rose erinnert an ein Liebesgedicht.

Während eines Besuchs bei Johann Baptist Rousseau soll Heine eine dritte Strophe ergänzt haben - möglicherweise antizipierte er eine "Gegenreaktion" seines Gastgebers.

Fragt sie, was es Neues gibt,
Sag' ihr: gutes Wetter;
Fragt sie, wie es mir ergeht,
Sag': ich werde fetter.

Vielleicht war das Gedicht ursprünglich als eine versteckte Parodie auf das Volkslied „An einen Boten“ gedacht. Dieses Lied ist erschienen in: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Hrsg. von Achim von Arnim und Clemens Brentano.

Der Text des Gedichts (d.h. die ersten beiden Strophen) wurde auch als Frühlingslied, WAB 68, von Anton Bruckner im Jahr 1851 für den Namenstag seiner Schülerin Aloisia Bogner vertont.

Der Komponist Felix Mendelsohn-Bartholdy ergänzte für seine Vertonung (1834) den Text durch eine weitere Strophen des Dichters Hoffmann von Fallersleben, die er als zweite dazwischenschob.

Sprich zum Vöglein, das da singt
Auf dem Blütenzweige;
Sprich zum Bächlein, das da klingt,
Dass mir keines schweige!

Später wurde das Gedicht mit insgesamt 4 Strophen als Lied populär.

Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus, bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.

Sprich zum Vöglein, das da singt
auf dem schlanken Zweige,
und das Bächlein, das da klingt
dass mir keines schweige!

Schalle, Lied, wo’s grünt und blüht
hold im Abendscheine,
wieg' in süßen Schlummer dann
Röschen, das ich meine!

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