GedichtGedichte

Das Gedicht „Ermunterung“ stammt aus der Feder von Friedrich Hölderlin.

Erste Fassung

Echo des Himmels! heiliges Herz! warum,
Warum verstummst du unter den Sterblichen?
Und schlummerst, von den Götterlosen
Täglich hinab in die Nacht verwiesen?

Blüht denn, wie sonst, die Mutter, die Erde dir,
Blühn denn am hellen Äther die Sterne nicht?
Und übt das Recht nicht überall der
Geist und die Liebe, nicht jetzt und immer?

Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen,
Und stillebildend wallt, wie um kahl Gefild,
Der Othem der Natur um uns, der
Alleserheiternde, seelenvolle.

O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht
Der Götter Lob allein, denn es kommt die Zeit,
Daß aus der Menschen Munde sich die
Seele, die göttliche, neuverkündet.

Daß unsre Tage wieder, wie Blumen, sind,
Wo, ausgeteilt im Wechsel, ihr Ebenbild
Des Himmels stille Sonne sieht und
Froh in den Frohen das Licht sich kennet,

Daß liebender, im Bunde mit Sterblichen
Das Element dann lebet und dann erst reich,
Bei frommer Kinder Dank, der Erde
Kraft, die unendliche, sich entfaltet,

Und er, der sprachlos waltet, und unbekannt
Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist
Im Menschenwort, am schönen Tage
Wieder mit Namen, wie einst, sich nennet.

Zweite Fassung

Echo des Himmels! heiliges Herz! warum,
Warum verstummst du unter den Lebenden,
Schläfst, freies! von den Götterlosen
Ewig hinab in die Nacht verwiesen?

Wacht denn, wie vormals, nimmer des Äthers Licht?
Und blüht die alte Mutter, die Erde nicht?
Und übt der Geist nicht da und dort, nicht
Lächelnd die Liebe das Recht noch immer?

Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen,
Und stillebildend weht, wie ein kahl Gefild,
Der Othem der Natur dich an, der
Alleserheiternde, seelenvolle.

O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht
Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit,
Daß aus der Menschen Munde sie, die
Schönere Seele, sich neuverkündet,

Dann liebender im Bunde mit Sterblichen
Das Element sich bildet, und dann erst reich,
Bei frommer Kinder Dank, der Erde
Brust, die unendliche, sich entfaltet

Und unsre Tage wieder, wie Blumen, sind,
Wo sie, des Himmels Sonne, sich ausgeteilt
Im stillen Wechsel sieht und wieder
Froh in den Frohen das Licht sich findet,

Und er, der sprachlos waltet und unbekannt
Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist
Im Menschenwort, am schönen Tage
Kommenden Jahren, wie einst, sich ausspricht.

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