GedichtGedichte

Die besten Gedichte von Ernst Lissauer (1882 - 1937) - einem bedeutenden deutschen Dramatiker, Lyriker (Vorläufer der Epoche des Expressionismus) und Publizisten.

Inhalt

Berühmte Gedichte

Bekannte Gedichte

Kurze Gedichte

Spruchband

Mir ist, daß ich auf eines alten Meisters Tafel rage.
Daß ich ein sprechend Band an meinen Lippen trage.
Es flattert licht und lang; von seinem Schein
Ist ganz das Bild erhellt.

Und steht geschrieben drauf mit Lettern klar und fein:
Ich sage
Die Welt und mich; mich und die Welt.

Manchmal bindet Gott Stücke Welt

Manchmal bindet Gott Stücke Welt wie einen Feldblumenstrauß,
Und füllt sie in Menschen wie in gläserne Schalen,
Die strahlend dastehn in einem weiten Zimmer
Und ringsum bunte Gerüche und Schimmer
Ausstreun auf alle, die hingehn durch das Haus.

Über dein Angesicht

Über dein Angesicht
Wechselt Wolkenschatten und Sonnenlicht,
Auf deinem Angesicht ist immer Wind.
Ich blicke dich an; mir ist, ich liege
Auf einer Wiese und schmiege
Mich tief ins heiße Grün.
Gras hangt auf mich; die Wicken blühn,
Um mich rinnt
Wind.

Trostlied

Komm in den Schlaf! Schlaf ist ein dunkler See,
Wie eine Nixe wohne dich ein am Grund,
Von Gram und Weh
Bade dich selig gesund.

Wie ein Gebirge ragt meine Liebe, daß nicht die hellen.
Bösen
Winde vom Tage verworrene Wellen
Lösen.

Steckbrief

Ernst Lissauer wurde durch den Ausspruch "Gott strafe England" (Erwiderung des Grußes: „Er strafe es.“) bekannt. Von ihm stammt auch der "Hassgesang gegen England".

Ausschnitt:

Dich werden wir hassen mit langem Haß,
Wir werden nicht lassen von unserem Haß [...]
Drosselnder Haß von siebzig Millionen,
Sie lieben vereint, sie hassen vereint,
Sie alle haben nur einen Feind:
England!

Lissauer war "ein rundlicher kleiner Mann, ein lustiges Gesicht über einem doppelten Doppelkinn, übersprudelnd vor Selbstgefälligkeit und Überschwang", so sein Freund Stefan Zweig, er war ein überzeugter Nationalist und Anhänger der preußischen Tradition sowie ein ambitionierter Dichter. Stefan Zweig sagte über ihn: "Deutschland war seine Welt, und je germanischer etwas war, desto mehr entzückte es ihn." Seine Hingabe an die deutsche Geschichte, Dichtung, Kunst und Musik war nach seinen eigenen Worten eine Monomanie, die sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als er sein Hasslied schrieb, nur noch steigerte. Wilhelm II. zeichnete ihn mit dem Orden des Roten Adlers aus. Kronprinz Rupprecht von Bayern ließ es auf Flugblätter drucken und an jeden Soldaten in der Armee verteilen.

Trotz seines offensichtlichen Eifers gefiel Lissauer am Ende niemandem. Er wurde von der heftigen antisemitischen Bewegung der Zeit kritisiert, weil er einen derartigen "fanatischen Hass" zum Ausdruck brachte, den sie als "unvernünftig", "völlig undeutsch" und "für nichts so charakteristisch wie für die jüdische Rasse" ansahen. Houston Stewart Chamberlain erklärte, dass der germanische Deutsche sich nicht "in alttestamentarischem Hass suhlt". Drüben in England sagte Arthur Conan Doyle in seinem Buch The German War: "Diese Art von Dingen ist, das muss man zugeben, sehr schmerzhaft und abscheulich. Es erfüllt uns mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu, und wir fühlen uns, als ob wir - statt mit einem Mann - wirklich mit einer wütenden, schreienden Frau kämpfen würden."

Lissauer selbst bereute es, den Hassgesang geschrieben zu haben und weigerte sich, ihn in Schulbüchern drucken zu lassen. Nach dem Krieg sagte er, sein Gedicht sei aus der Stimmung der Zeit heraus entstanden und er habe es nicht wirklich ernst nehmen wollen. 1926 sagte er, dass es besser gewesen wäre, statt einer Hymne des Hasses gegen England eine Hymne der Liebe zu Deutschland zu schreiben.

In jeder Hinsicht ein unglücklicher Mann, scheute Lissauer keine Mühen, zwei Traditionen, eine jüdische und eine deutsche, in einer Zeit auszubalancieren, in der die Geschichte sie auseinander trieb. Das Aufkommen des Dritten Reiches zwang ihn, aus seiner Heimat nach Österreich zu fliehen. 1936, damals in Wien lebend, schrieb er: "Für die Deutschen bin ich ein als Deutscher maskierter Jude, für die Juden ein Deutscher der nicht zu Israel steht."

Bekannte Gedichte renommierter Poeten, die sich der Lyrik verschrieben haben: