GedichtGedichte

Das Gedicht „Mitternacht“ stammt aus der Feder von Andreas Gryphius.

Schrecken / und Stille / und dunckeles Grausen / finstere Kälte bedecket das Land
Itzt schläft was Arbeit und Schmerzen ermüdet/ dies sind der traurigen Einsamkeit Stunden.
Nunmehr ist / was durch die Lüfte sich reget / nunmehr sind Menschen und Tiere verschwunden.
Ob zwar die immerdar schimmernde Lichter / der ewig schitternden Sternen entbrannt!

Suchet ein fleißiger Sinn noch zu wachen? der durch Bemühung der künstlichen Hand /
Ihm / die auch nach uns ankommende Seelen / Ihm / die anitzt sich’ hir finden verbunden?
Wetzet ein blutiger Mörder die Klinge? will er unschuldiger Herzen verwunden?
Sorget ein Ehren-begehrend Gemüte / wie zu erlangen ein höherer Stand?

Sterbliche! Sterbliche! lasset diß dichten! Morgen! Ach Morgen Ach muß man hinziehn!
Ach wir verschwinden gleich als die Gespenste / die um die Stund uns erscheinen und fliehn.
Wenn uns die finstere Gruben bedecket / wird / was wir wünschen und suchen zu nichte.

Doch / wie der glänzende Morgen eröffnet / was weder Monde noch Fackel bescheint:
So / wenn der plötzliche Tag wird anbrechen / wird was geredet gewürcket / gemeint.
Sonder vermänteln eröffnet sich finden vor des erschrecklichen Gottes Gerichte.

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