GedichtGedichte

Das Gedicht „Vineta“ stammt aus der Feder von Wilhelm Müller.

Aus des Meeres tiefem, tiefem Grunde
Klingen Abendglocken dumpf und matt,
Uns zu geben wunderbare Kunde
Von der schönen alten Wunderstadt.

In der Fluten Schoß hinabgesunken,
Blieben unten ihre Trümmer stehn,
Ihre Zinnen lassen goldne Funken
Wiederscheinend auf dem Spiegel sehn.

Und der Schiffer, der den Zauberschimmer
Einmal sah im hellen Abendrot,
Nach derselben Stelle schifft er immer,
Ob auch rings umher die Klippe droht.

Aus des Herzens tiefem, tiefem Grunde
Klingt es mir, wie Glocken, dumpf und matt.
Ach, sie geben wunderbare Kunde
Von der Liebe, die geliebt es hat.

Eine schöne Welt ist da versunken,
Ihre Trümmer bleiben unten stehn,
Lassen sich als goldne Himmelsfunken
Oft im Spiegel meiner Träume sehn.

Und dann möcht' ich tauchen in die Tiefen,
Mich versenken in den Wiederschein,
Und mir ist, als ob mich Engel riefen
In die alte Wunderstadt herein.

Weitere gute Gedichte des Autors Wilhelm Müller.

Vineta (Betonung auf der zweiten Silbe) ist der Name einer sagenhaften Stadt an der vorpommerschen Ostseeküste. Der historische Kern der Sage geht wahrscheinlich auf die Überlieferung zu der hochmittelalterlichen Frühstadt zurück, die auch unter den Namen Jumne, Jomsburg, Julin o. ä. bekannt ist.