GedichtGedichte

Eine Liste von Gedichten zu Tod & Trauer - moderne und auch Klassiker; sowohl lang als auch kurz. Lassen Sie sich von diesen Worten inspirieren.

 


 

Stammbuch-Vers
Wem Zeit ist wie Ewigkeit,
Und Ewigkeit wie die Zeit,
Der ist befreit
Von allem Streit.

Jakob Böhme (1575 - 1624) war ein deutscher Mystiker, Philosoph und christlicher Theosoph

 

Es gibt ein Weinen, das nicht Tränen hat,
das ist das herbste, allerschwerste Weinen.
Dann ist das Herz so weh, so todesmatt
Und sieht die goldne Sonne nicht mehr scheinen.

Anna Enders-Dix (1874 - 1947) war eine deutsche Schriftstellerin.


Leben? Eine Zufallsgabe
Ohne Nutzen, ohne Grund.
Wenn ich auch zu sterben habe
Durch geheimen Spruch, na und?

Welche feindlichen Gewalten
Riefen aus dem Nichts mich her,
Mich, von Leidenschaft gespalten,
Voller Zweifel und Begehr? …

Sehe vor mir keine Ziele,
Hohl das Herz, der Geist liegt brach.
Nichts als Schwermut, Trauerspiele.
Leben? Monoton und flach.

Alexander Puschkin


Des Schmerzes Tage sind nun ganz entschwunden,
Wie eine Sonnenkugel, die ins Meer
Ihr müdes Haupt getaucht und nur zurückgelassen
Den matten Schimmer, jenen zärtlich blassen,
Der auf den Wellen spielt und jenem Lächeln gleicht,
Das um die Lippen Krankgewesener schleicht.

Des Schmerzes Tage sind nun ganz entschwunden…

Eleonore Kalkowska


Zum Engel der letzten Stunde,
den wir so hart den Tod nennen,
wird uns der weichste, gütigste Engel zugeschickt,
damit er gelinde und sanft das niedersinkende Herz des Menschen
vom Leben abpflücke
und es in warmen Händen und ungedrückt aus der kalten Brust
in das hohe wärmende Eden trage.

Sein Bruder ist der Engel der ersten Stunde,
der den Menschen zweimal küsset,
das erstemal, damit er dieses Leben anfange,
das zweitemal, damit er droben ohne Wunden aufwache
und in das andere lächelnd komme,
wie in dieses Leben weinend.

Jean Paul (1763 - 1852)


Jahrhunderte ziehen hinab, die Jahreszeiten rollen vorüber, es wechselt die Witterung des Glücks; die Stufen des Alters steigen auf und steigen nieder. Nichts ist dauernd als der Wechsel, nichts beständig als der Tod. Jeder Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre. Sie gewährt uns, was uns die Natur versagt: eine goldene Zeit, die nicht rostet, einen Frühling, der nicht abblüht, wolkenloses Glück und ewige Jugend.

Ludwig Börne (der in etwa einen Marcel Reich-Ranicki des frühen 19. Jahrhunderts verkörperte) in einer Gedenkrede auf den Dichter Jean Paul, wenige Tage nach dessen Tod.


"Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die Dinge." [Epiktet (ca. 50 - 138) in: "Handbuch der Moral"]


Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht.
Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter,
daß, überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht.

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926); Erste Strophe aud dem XIII. Sonett; aus: Die Sonette an Orpheus, Zweiter Teil


Rainer Maria Rilkes Tod

Da bist du bleichgelittner
ganz zu dir erbleicht,
da bist du ausgegoßner
ganz aus dir verströmt.

Des Blutes dunkle Färbung
ward licht und lichter,
du kehrtest dich zurück
zum Ring der Dinge.

Zum schweigenden Gewebe
der Klanggedanken
erlöste sich dein müdes,
dein Wolkenherz.

Nun bist du totgewordner
Gesang im Raum.
Wir heben unsre Stirnen
und sehn dich an.

David Luschnat ((1895 – 1984)) im Juni 1927

Alles ist stille um mich, ich bin allein daheim. Nur Du mein lieber Bruder; bist, in der mir so wohltuenden Stille im Geiste allein mein Gesellschafter. Weinen kann ich nicht mit Dir aber ich fühle tief deinen Verlust. Daß so gar lange außenbleiben irgend einer Nachricht von Greifswald ließ uns diesmal mehr als sonst nichts gutes ahnden, und wir waren auf ein Mißgeschick gefaßt.
Daß es aber so drückend für Dich und die deinen sein würde hätten wir doch nicht geglaubt. Tränen, Klagen und Tröstungen, willst und erwartest Du von mir nicht; denn die so heim gegangenen sind zu ihren Vätern in die Gruft, denen ist wohl, und den Zurückgebliebenen muß bei aller Wehmut der Erinnerung an die Geschiedenen, doch das beruhigen daß der entkörperten Seele wohl ist, und die Hülle, der Staub dem Staube wiedergegeben.

Caspar David Friedrich aus Dresden an seinen Bruder Adolf in Greifswald, dessen Frau Margarete am 6. November 1820 gestorben war.


Pflücke die Knospe, solange es geht,
Und die Blüten, wenn sie noch prangen.
Denn bald sind die Rosenblätter verweht.
Wie schnell kommt der Tod gegangen.

Quelle: "To the Virgins, to Make Much of Time" von dem englischen Dichter Robert Herrick (1591 - 1674). Es ist eines seiner berühmtesten Gedichte und spielt eine Schlüsselrolle im Film "Der Club der toten Dichter", indem es das Motto des Films „Carpe diem“ einführt.

 

Nur ein Leben

Ein Tropfen fällt: es klingt
Das Meer nur leise.
Die Stelle wird umringt
Von Kreis' an Kreise.

Und weiter, immer mehr.
Nun ruht es wieder.
Wo kam der Tropfen her?
Wo fiel er nieder?

Es war ein Leben nur
Und nur ein Sterben,
Und kam, auch eine Spur
Sich zu erwerben.

Wilhelm Wackernagel

Trauer

Wer Schmerz verschmerzen kann, der trägt
Sein Trauerkleid ein Trauerjahr.
Wer höchstes Glück ins Grab gelegt
Geht leidumflort für immerdar.

Denn wenn auch endlich wie ein Traum
Des Kummers schwerste Zeit verging, - -
Unwandelbar am Lebensbaum
Verbleibt der dunkle Jahresring!

Frida Schanz (1859 - 1944); aus der Sammlung "Zweiter Teil".

Venedig: Punta della Salute

Hier möcht ich sterben, alt, wie Tizian starb,
doch in verhängter Gondel und allein.
Durch einen Spalt nur glühn im Abendschein
verwitterte Paläste glorienfarb.

Schlaftrunken schaut die Wasserfläche drein
und haucht mir eine Seelenruhe ein,
die niemals um ein ewiges Dasein warb.
So möcht ich sterben … aber leben: nein!

Richard Dehmel


„Alle Städte sind gleich, nur Venedig is a bissele anders.“ [Friedrich Torberg in "Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten"]

„Vedi Napoli e poi mori, vedi Venezia e po´ discori.“ (Neapel sehen und sterben, Venedig sehen und reden) [venezianisches Sprichwort]


Frohsinn des Toten

In fetten Erdreich das voll Schnecken steckt
will ich mir selbst die tiefe Gruft bestellen
Wo ich den Schlaf der meine Knochen streckt
Im Nichtsein schlummre wie ein Hai in Wellen.

Ich hab nicht Grab noch Erbschrift im Respekt.
Eh ich besorgte das mir Tränen quellen
Lüd ich noch heute wenn ich einst verreckt
Die Raben meinem Aas sich zu gesellen.

O Würmer! Augenlose schwarze Freunde ihr
Euch naht ein Toter leicht und froh in mir;
Bedachte Schlemmer, Söhne der Zersetzung

Durchquert mein Haus von Skrupeln unbedroht
Und sagt mir ob noch fernerhin Verletzung
An den Kadavern rührt der nun mit Toten tot.

Charles Baudelaire; Le Mort joyeux; Übersetzung von Walter Benjamin


"Ich glaube, dass in Wirklichkeit die Leichenbittermienen und schauerlichen Veranstaltungen, mit denen wir den Tod umgeben, uns mehr Angst einjagen, denn er selbst: ein völlig anderes Verhalten der Menschen als sonst, das Geschrei der Mütter, Ehefrauen und Kinder, der Besuch bestürzter und erschütterter Verwandter und Bekannter, die Handreichungen von Scharen bleicher und verheulter Bedienter, ein Zimmer ohne Tageslicht, brennende Kerzen, das Bett von Ärzten und Priestern belagert – kurz, um uns herum nur Graus und Schrecken. So sehen wir uns schon begraben und zugeschaufelt.
Die Kinder fürchten sich sogar vor ihren Freunden, wenn sie ihnen plötzlich maskiert entgegentreten, und uns ergeht es mit unseren nicht anders. Man muss deshalb sowohl den Dingen als auch den Menschen die Maske abnehmen. Ist dies geschehen, werden wir darunter nichts anderes als denselben Tod entdecken, den letzthin ein Hausknecht oder eine einfache Kammerzofe furchtlos hinter sich gebracht hat.
Gepriesen und dreimal gepriesen sei ein Tod, der zur Vorbereitung von derart aufwendigem Drum und Dran keine Zeit lässt!"

Michel de Montaigne (1533 - 1592); "Die Essais", Erstes Buch, Philosophieren heißt sterben lernen

Totensonntag

Grünende Epheuranken,
Darunter ein Menschenleben,
Flüchtige Eidengedanken,
Träume, die aufwärts schweben;

Scheidende Sommertage,
Blätter, die rot sich färben,
Einsam im Blumenhage
Astern, müde zum Sterben;

Brennendes Weh im Herzen,
Sehnsuchtatmende Lieder,
Gräber mit flimmernden Kerzen…
Totensonntag ist wieder!

Marie Paschke-Diergarten

Unmut

Freilich, freilich, alles eitel,
alles Trug und Schein –
ach, wie bald ergraut der Scheitel,
und du stehst allein!

Deine Hoffnungen und Taten
hat die Zeit gefällt,
und du siehest neue Saaten
ohne dich bestellt.

Und du fragst zuletzt mit Grollen:
Hab' ich nur gelebt,
um der rauhen Hand zu zollen,
die die Gräber gräbt?

Ferdinand von Saar (1833 – 1906)

Letzter Segen

Du hast gerufen — und ich hört' es nicht!
Ich war nicht da, dich liebend zu umfassen!
O Gott, wie konntest du's geschehen lassen —
Sie hat gerufen — und ich hört' es nicht!

Nun ruft sie nimmer und ihr bleich Gesicht
Fühlt meine Küsse kaum, die tränennassen,
Schwer weht der Atem aus dem Mund, dem blassen,
Trüb ist der Augen halbverlöschend Licht.

Da fass ich dich noch einmal in die Arme:
O Mutter, Mutter, hör', erbarme dich,
Ich lieb' dich so — o, schau mich segnend an!

Noch einmal regt es sich, dein Herz, das
Ein letzter Blick, ein milder fällt auf mich
Und wie ein Hauch sprichst du: ich schlafe dann! …

Sophie von Khuenberg; An meine Mutter - aus der Sammlung "Begrabene Blumen"

Erscheinung

Nächtlich oft in wachen Träumen
Steiget vor mir auf dein Bild,
Schaut mich an so tief und innig
Mit den Augen braun und mild.

Mit den großen Kinderaugen,
Die ich oft dir zugeküsst;
Und mir ist, als ob ich wieder
Sie mit Küssen schließen müßt'.

Als sie langsam untergingen
In der Flut der Todesnacht,
Hast du wohl, nach Osten schauend,
Noch einmal an mich gedacht.

Ach! nicht ich hab', als du starbest,
Weinend mich herabgebückt
Und die treuen Augen dir zum
Ew'gen Schlummer zugedrückt.

Wie! nun können sie nicht schlafen,
Die nicht Liebe zugetan;
Und sie öffnen sich und schaun mich
Vorwurfsvoll und bittend an.

Ludwig Pfau (1821 - 1894)

Epilog

Oft denke ich an den Tod, den herben,
Und wie am End' ich's ausmach':
Ganz sanft im Schlafe möchte ich sterben –
Und tot sein, wenn ich aufwach'!

Carl Spitzweg

Späte Tage

Ich hab in wunderschöner Zeit
Den Himmel aufgetan gesehen;
Das wird in meiner Seele stehen
Mit Flammenschrift in Ewigkeit.

Und noch in meinen alten Tagen
Wird noch dein weiches Lächeln liegen
Und sich an meine Seele schmiegen
Und mir von jungen Wonnen sagen,

Und über meinen alten Tagen
Wird unsrer Jugend Lust noch schweben
Und Sommerglühn und Frühlingsweben
In müde Herbstesnächte tragen.

Maria Eichhorn Fischer (1879 - 1930)

Unterwegs

Bleischwer der Himmel
Über dem kalten Land.
Kahle Stoppelfelder,
wo wogend in der Sonne
goldenes Getreide stand.

Versteckt ein leises Rascheln
wie von wehendem Laub.
Starre, scharrende Hände
unter der harten Decke
von Frost und Staub.

Endlos alle Wege,
Luft und Erde leer.
Ich bin so allein und verlassen,
ich habe so weit noch zu wandern,
und kann nicht mehr.

Wilhelm Holzamer (1870 - 1907) war ein deutscher Schriftsteller und Literaturrezensent.

Abermals ein Jubiläum

Lasst uns, ihr Freunde, ohne viel Geschrei
Dem nächsten Jubeltag entgegengehen!
Die Hälfte unsres Lebens ist vorbei.
Nun gilt es noch, den Rest zu überstehen.

Nichts gleicht dem vielgeschmähten Jugendrausch!
Und Lob des Alters – nichts wie saure Trauben.
Vernunft und Reife? Brüder, welch ein Tausch,
Wenn man bedenkt, was uns die Jahre rauben.

Mascha Kaléko; ab 1930 wurde die Dichterin durch ihre humorvollen Zeitungsgedichte in der "Vossischen Zeitung" und im "Berliner Tageblatt" populär.

Augenschein

Zur Nacht hat ein Sturm alle Bäume entlaubt
Sieh sie an, die knöchernen Besen:
Ein Narr, wer bei diesem Anblick glaubt
Es wäre je Sommer gewesen.

Und ein grösserer Narr, wer träum und sinnt
Es könnt je wieder Sommer werden.
Und grad diese gläubige Narrheit, Kind,
ist die sicherste Wahrheit auf Erden.

Ernst Ginsberg in „Abschied“

Begräbnis-Blues

Die Uhren stoppt, reißt raus das Telefon,
Ein Knochen für den Hund, dann schweigt er schon,
Nein, kein Klavier, nur Trommeln, dumpf und schwer.
Tragt raus den Sarg, die Trauernden ruft her.

Flugzeuge solln im tristen Morgenrot
Groß an den Himmel schreiben: „Er ist tot“,
Die weißen Taubenhälse sollen schwarze Kragen,
Die Polizisten schwarze Handschuh tragen.

Er war mein Nord, mein Süd, mein Ost, mein West,
Mein Werk- und Feiertag, mein Dienst, mein Fest,
Mein Wort, mein Lied, mein Mittag, meine Nacht;
Die Liebe stirbt nicht, dacht ich; falsch gedacht.

Den Sternen sagt: „Wir wolln euch nicht, geht unter!“
Packt ein den Mond und reißt die Sonne runter;
Kippt weg das Meer, den Wald laßt überfluten,
Denn nichts mehr wendet sich ab jetzt zum Guten.

Wystan Hugh Auden (1907-1973); "Funeral Blues" (u.a. in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall") aus dem Englischen übersetzt von Christa Schuenke

Strophen

Ich gehe langsam aus der Welt heraus
in eine Landschaft jenseits aller Ferne,
und was ich war und bin und was ich bleibe,
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile
in ein bisher noch nicht betretenes Land.

Ich gehe langsam aus der Zeit heraus
in eine Zukunft jenseits aller Sterne,
und was ich war und bin und immer bleiben werde,
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile,
als wär ich nie gewesen oder kaum.

Hans Sahl; Aus: Wir sind die Letzten / Der Maulwurf


Ich glaube, dass fast alle unsere Traurigkeiten Momente der Spannung sind, die wir als Lähmung empfinden, weil wir unsere befremdeten Gefühle nicht mehr leben hören.
Weil wir mit dem Fremden, das bei uns eingetreten ist, allein sind, weil uns alles Vertraute und Gewohnte für einen Augenblick fortgenommen ist; weil wir mitten in einem Übergang stehen, wo wir nicht stehen bleiben können.

Darum geht die Traurigkeit auch vorüber: das Neue in uns, das Hinzugekommene, ist in unser Herz eingetreten, ist in seine innerste Kammer gegangen und ist auch dort nicht mehr, - ist schon im Blut. Und wir erfahren nicht, was es war. Man könnte uns leicht glauben machen, es sei nichts geschehen, und doch haben wir uns verwandelt, wie ein Haus sich verwandelt, in welches ein Gast eingetreten ist.
Wir können nicht sagen, wer gekommen ist, wir werden es vielleicht nie wissen, aber es sprechen viele Anzeichen dafür, daß die Zukunft in solcher Weise in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht.

Und darum ist es so wichtig, einsam und aufmerksam zu sein, wenn man traurig ist: weil der scheinbar ereignislose und starre Augenblick, da unsere Zukunft uns betritt, dem Leben so viel näher steht als jener andere laute und zufällige Zeitpunkt, da sie uns, wie von außen her, geschieht.

Je stiller, geduldiger und offener wir als Traurige sind, um so tiefer und um so unbeirrter geht das Neue in uns ein, um so besser erwerben wir es, um so mehr wird es unser Schicksal sein, und wir werden uns ihm, wenn es eines späteren Tages geschieht, im Innersten verwandt und nahe fühlen.
Und das ist nötig. Es ist nötig und dahin wird nach und nach unsere Entwicklung gehen -, dass uns nichts Fremdes widerfahre, sondern nur das, was uns seit langem gehört.

Rainer Maria Rilke; "Briefe an einen jungen Dichter"

 


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden;
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse


Alles hat seine Zeit.
Es gibt eine Zeit der Freude,
eine Zeit der Stille,
eine Zeit des Schmerzes,
eine Zeit der Trauer
und eine Zeit der dankenden Erinnerung.

Autor Unbekannt


Mehr als mich wirst du die Erinnerung lieben,
wenn das lebendige Bild hinter den Schleier entweicht,
wenn nur der schwebende Hauch verwehender Worte geblieben,
wenn dich der letzte Sinn versunkener Blicke erreicht.

Dann werd ich ganz dein alterndes Leben umschließen,
Einsamster unter den Menschen, dass nie deine Seele verdirbt.
All meine inneren Quellen, die heut noch verborgen dir fließen,
münden gestillt in dein Herz, und alles Leiden stirbt.

Ite Liebenthal (1886 - 1941) war eine deutsche Lyrikerin, die aus Berlin nach Riga deportiert und dort, mit allen anderen Insassen des Massentransports, im Wald von Rumbula bei Riga ermordet wurde.


"Ich werde sterben. Du wirst sterben. Wir werden alle sterben, und das Universum wird unbekümmert weiter existieren. Alles, was wir haben, ist dieser Schrei in den Wind - wie wir leben. Wie wir gehen. Und wie wir stehen, bevor wir fallen." [Pierce Brown in "Im Haus der Feinde" (2016); original: "Golden Son"]


Diesseitig bin ich gar nicht faßbar.
Denn ich wohne grad so gut bei den Toten,
wie bei den Ungeborenen.
Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich.
Und noch lange nicht nahe genug.

Geht Wärme von mir aus? Kühle??
Das ist jenseits aller Glut gar nicht zu erörtern.
Am Fernsten bin ich am frömmsten.
Diesseits manchmal etwas schadenfroh.
Das sind Nuancen für die eine Sache.
Die Pfaffen sind nur nicht fromm genug, um es zu sehn.
Und sie nehmen ein klein wenig Ärgernis, die Schriftgelehrten.

Paul Klee

 


 


 


 

„Und schlaf’ ich längst schon unter Friedhofslinden,
das sollst du stets bewahren im Gedächtnis
als meiner Liebe teuerstes Vermächtnis:
Es ist kein Heil, als nur im Kreuz zu finden.“

Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894) war ein deutscher Arzt, Politiker und Dichter.