GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Pelzmärtel“ stammt aus der Feder von Franz Graf von Pocci.

Die Winde sausen um das Haus,
Es stürmt daher der Winter,
Nun schaut Pelzmärtel Nikolaus
Nach euch sich um, ihr Kinder.
Da will ich sehen, was er sagt,
Wenn er jetzt Vater und Mutter fragt,
Ob ihr auch brav gewesen.

Horch! kommt er nicht die Trepp' herauf?
Hört ihr nicht poltern und schnaufen?
Ja wohl, er ist's! Die Tür geht auf -
Ihr braucht nicht fortzulaufen,
Und dürft auch nicht erschrecken
Vor Ruten und vor Stecken,
Sieht er auch gleich zum Fürchten aus!

Nun schaut er rings die Kleinen an
Und spricht: »Ihr frommen Kinder,
Ihr sollt mir alles Gute ha'n!
Ich bring' euch für den Winter
Hier Äpfel und Birnen und Mandelkern',
Lebkuchen und Nüsse und Zuckerstern';
Da, füllt euch Kappen und Taschen!«

Die Kinder klauben und freuen sich sehr;
Doch finster brummt der Alte:
»Nun gebt mir die bösen Buben her,
Die trag' ich mit fort zum Walde!«
Der Vater spricht: »Sie sind alle brav
Und brauchen weder Zank noch Straf';
Sie folgen und lernen mit Freuden.«

Da sagt der Märtel: »'s freut mich doch,
Dass wir euch Freude machten;
Seid nur recht brav, dann gibt's auch noch
Gar fröhliche Weihnachten!
Ade, ihr Kinder! Bleibt nur hier!« -
Nun schlurft er wieder hinaus zur Tür
Und stolpert die Stiege hinunter.

Doch horch! Wie schrein im Nachbarhaus
Die bösen Knaben und Mädchen!
Ha, sieh! der Niklaus kommt heraus,
Im Sack den Fritz und das Gretchen.
Nun hilft kein gutes, kein böses Wort:
Der Pelzmärtel trägt sie fort
Zu den Wölfen und Bären im Walde.

Anmerkung: Der Pelzmärtel (auch Bulzermärtl, Pelznickel oder Pelzmartin) ist ein in Teilen Frankens (Süddeutschland) verbreiteter Name für den vorweihnachtlichen Gabenbringer. In der Bezeichnung fließen das Brauchtum zum Tag des St. Nikolaus („Nickel“) und des St. Martin („Märtel“) zusammen. In seinem Sack hat der Gabenbringer am Martinstag, dem 11. November, oder am Nikolaustag, dem 6. Dezember, für die braven Kinder Nüsse und Obst dabei, für die ungezogenen Kinder eine Rute.

Weitere schöne Kindergedichte von Franz Graf von Pocci: