GedichtGedichte

Das Gedicht „Porta Nigra“ stammt aus der Feder von Stefan George.

Dass ich zu eurer zeit erwachen musste
Der ich die pracht der Treverstadt gekannt
Da sie den ruhm der schwester Roma teilte -
Da auge glühend groß die züge traf
Der klirrenden legionen - in der rennbahn
Die blonden Franken die mit löwen stritten -
Die tuben vor palästen und den Gott
Augustus purpurn auf den goldnen wagen!

Hier zog die Mosel zwischen heitren villen…
O welch ein taumel klang beim fest des weines!
Die mädchen trugen urnen lebensschwellend -
Kaum kenn ich diese trümmer - an den resten
Der kaiserlichen mauern leckt der nebel -
Entweiht in särgen liegen heilige bilder -
Daneben hingewühlt barbarenhöhlen…
Nur aufrecht steht noch mein geliebtes tor!

Im schwarzen flor der zeiten doch voll stolz
Wirft es aus hundert fenstern die verachtung
Auf eure schlechten hütten (reisst es ein
Was euch so dauernd höhnt!) auf eure menschen:
Die fürsten priester knechte gleicher art
Gedunsne larven mit erloschnen blicken
Und frauen die ein sklav zu feil befände -
Was gelten alle Dinge die ihr rühmet:

Das edelste ging euch verloren: blut…
Wir schatten atmen kräftiger! Lebendige
Gespenster! Lacht der knabe Manlius…
Er möchte über euch kein zepter schwingen
Der sich des niedrigsten erwerbs beflissen
Den ihr zu nennen scheut - ich ging gesalbt
Mit perserdüften um dies nächtige tor
Und gab mich preis den söldnern der Cäsaren!

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