GedichtGedichte

Die besten Gedichte von Josef Weinheber (1892 - 1945) - einem bedeutenden österreichischen Schriftsteller (Epoche des Realismus). Er wurde als gemütvoller Wiener Heimatdichter geschätzt und war einer der meistgelesenen Lyriker seiner Zeit. Er gilt aber auch als prononcierter NS-Poet.

Inhalt

Berühmte Gedichte

Bekannte Gedichte

Kurze Gedichte

Ich bin so jung…

Ich bin so jung! Ich will noch nicht verdämmern
wie eine Flamme, die nur zuckt und schwelt
und schließlich stirbt, weil ihr die Nahrung fehlt.

Sei endlich mein! Sieh meine Schläfen hämmern.
Was Sünde! Sünde ist, was uns noch trennt.
Sei mein, o du! Mein Herz es brennt, es brennt!

Erste Geige

Ich, in die Schönheit dieser Welt verliebt,
beschenke sie mit meiner eignen Schöne.
Die Welt ist ohne Abgrund. Strömend gibt
mein Herz sich aus. Ich bin nur Lied: Ich töne.

Aus seinen lyrischen Variationen über Musikinstrumente, die unter dem Titel "Kammermusik" (1939) erschienen und in die Sphäre der Klangcharakteristik von Musikinstrumenten einführen.

Sehnsucht

Merkst du es nicht, wie tief mein Sehnen ist,
weil ich des Lachens heitre Maske trage
und wie ein Narr in helle Saiten schlage,
während der Gram mir wild am Herzen frisst?

Mir hat das Leid schon früh die Stirn geküsst…
da drang dein Licht in's Dunkel meiner Tage.
Nun weiß mein Mund nur mehr die eine Frage:
Merkst du denn nicht, wie heiß mein Sehnen ist?

Gleichwie's den Falter zu der Flamme zieht,
ob er den Tod darin sich auch erwähle,
so zieht auch dir entgegen meine Seele.
Und wird der Sehnsucht nach dem Licht nicht müd.

Vorfrühling

Die Hänge streift ein goldner Hauch.
Und in die süße Stille
blüht feierlich ein Schlehdornstrauch.
Am Waldrand äst ein Reh.
In Spalt und Ackerrille,
und wohl im armen Herzen auch,
liegt noch ein wenig Schnee.


Mein Glück, das müsste gross und leuchtend sein
Und herb und wild wie gärend junger Wein.

Und rasend müsst es sein wie Herbstnachtwind,
der durch die sommermüden Wälder rinnt.

Und seidigschmiegsam gleich dem weissen Leib
von einem leidenschaftsdurchglühten Weib.

Und müsst doch wieder leis sein wie ein Sang,
der irgendwo im Abendwind verklang.

Und zart und ängstlich wie der bleiche Schnee
der Blütenblätter einer Lilie.

Es müsste Aufruhr sein und leise Ruh!
Mein Glück, das müsste sein wie du, wie du!


Steckbrief

Weinheber wuchs in einem Waisenhaus auf und war vor seiner schriftstellerischen Laufbahn Gelegenheitsarbeiter und von 1911 bis 1918 Postbeamter. Im Jahr 1919 schrieb er Beiträge für die satirisch-humoristische Zeitung "Die Muskete". Im Jahr 1918 trat er aus der römisch-katholischen Kirche aus und wurde Agnostiker. Im Jahr 1927 wurde Weinheber evangelisch, im Oktober 1944 jedoch wieder römisch-katholisch.

1920 erschien sein erster Lyrikband, "Der einsame Mensch". Weinheber stand vor allem unter dem literarischen Einfluss von Rainer Maria Rilke, Anton Wildgans und Karl Kraus. Mit seinen Schriftstellerkollegen Mirko Jelusich und Robert Hohlbaum verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis.
Von 1931 bis 1933 und von 1944 bis zu seinem Tod war Weinheber Mitglied der NSDAP. Er war stark antisemitisch eingestellt und machte die Juden für seine mangelnde Anerkennung verantwortlich. So schrieb er 1933 an den österreichischen NS-Kulturfunktionär Jelusich: "Es ist nicht meine Schuld, dass die Juden über mich schweigen... dass sie mich 20 Jahre lang daran gehindert haben, bekannt zu werden und mir einen Namen zu machen".
Im selben Brief bot er an, seine "künstlerischen Talente der [NS-]Bewegung zur Verfügung zu stellen", und bat Jelusich, für ihn einen geeigneten Platz in ihr zu finden. Weinheber bekleidete Ämter in verschiedenen nationalsozialistischen Kulturorganisationen, die nicht nur die Ideologie vermitteln, sondern auch die Karriere von NS-Künstlern fördern sollten.

Mit der Veröffentlichung seines Gedichtbandes "Adel und Untergang" wurde er zu einem der bedeutendsten Dichter seiner Zeit. Besonders bewundert wurde der Band Wien wörtlich, der teilweise in Wiener Mundart verfasst ist. Die vierzig Oden des Zyklus "Zwischen Göttern und Dämonen" von 1938 gelten jedoch als sein poetisches Meisterwerk.

Der NSDAP-Verlag Langen-Müller führte Weinheber in den lukrativen deutschen Markt ein, er wurde zu ausgedehnten Lesereisen ins Altreich eingeladen und mit einem Preis für ausländische deutsche Schriftsteller ausgezeichnet. Nach 1938 schrieb er zahlreiche NS-Propagandagedichte wie "Hymnus auf die Heimkehr", "Dem Führer" und "Ode an die Straßen Adolf Hitlers" und wurde zum meistgelesenen zeitgenössischen Lyriker in Nazi-Deutschland. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen und wurde von Adolf Hitler in die Liste "Gottbegnadeten" (etwa 1000 Künstler) aufgenommen, die aufgrund ihrer kulturellen Bedeutung vom Kriegsdienst befreit waren.

Während der späteren Kriegsereignisse verfiel er dem Alkohol und beging im April 1945 angesichts der vorrückenden Roten Armee und der drohenden Niederlage Deutschlands mit einer Überdosis Morphium Selbstmord. Er wurde in dem Dorf Kirchstetten, Österreich, begraben, wo er seit 1936 lebte. Ein Teil seines Hauses in der Josef-Weinheber-Straße wurde ihm zu Ehren als Museum eingerichtet.

Bekannte Gedichte renommierter Poeten, die sich der Lyrik verschrieben haben: