GedichtGedichte

Eine Sammlung der schönsten Herbstgedichte - sowohl lang als auch kurz; klassische und moderne. Wann immer der Sommer vorbei ist, und der Herbstanfang naht, können diese Gedichte über den Herbst (die Jahreszeit des Nebels und der milden Fruchtbarkeit) eine Inspiration sein - auch für Kinder.

Gedichte über den Herbst

Wenn sich die Blätter golden färben, die Nächte früher hereinbrechen, auf den Feldern und in den Gärten die Ernte eingefahren wird, dann ist es Herbst. Die perfekte Jahreszeit, um es sich in einem gemütlichen Sessel (und einem Kaminfeuer) mit ein paar Gedichten über den Herbst gemütlich zu machen. Hier finden Sie eine Auswahl unserer Lieblingsgedichte von bekannten Dichteren wie Rilke, Eichendorff, Ringelnatz, Goethe, Storm, usw.

Berühmte Herbstgedichte

Eine kleine Auswahl der besten klassischen Herbstgedichte, die den Flair dieser unvergleichlichen Jahreszeit einfangen.

Gedichte

Gedichte sind Wortkunst. Worte, die in erster Linie nach ästhetischen Gesichtspunkten zusammengestellt werden, um ein Gefühl, eine Haltung oder eine Geschichte zu vermitteln.

Gedichte erzählen selten eine Geschichte "aus dem Stegreif". Stattdessen lassen sie Gefühle, eine Erfahrung, eine Stimmung - oder die Form des Gedichts selbst - in den Vordergrund treten. Und oft lässt sich der Sinn nicht direkt entschlüsseln, sondern muss interpretiert werden. Vielleicht gibt es aber auch keinen eindeutigen Sinn, sondern das Gedicht will nur eine Stimmung vermitteln - fast wie ein Musikstück.

Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die Lyrik zum Beispiel von Prosa unterscheiden. Zum einen unterscheidet sich die poetische Sprache oft von der Alltagssprache. Außerdem wird in Gedichten viel mit Bildern gearbeitet, da sie oft ein bestimmtes Gefühl, eine Erfahrung oder eine Stimmung hervorrufen sollen. Am einfachsten lassen sich Gedichte jedoch an ihrer Form erkennen: Gedichte haben in der Regel einen bestimmten Aufbau und verwenden häufig Reim und Rhythmus.

Häufige Merkmale sind Assonanzen (Halbreime), Alliteration (Buchstabenreime), unerwartete oder ungewöhnliche Wörter wie Metaphern oder Paraphrasen, Wiederholungen und Refrains, Wörter, die in einem überraschenden Kontext verwendet werden, sowie Homöonyme (klangähnliche Wörter).

Es gibt eine Stille des Herbstes bis in die Farben hinein. [Hugo von Hofmannsthal]

Herbstgedichte für Kinder

Kürzere Tage und bunte Blätter sind typische Merkmale der stürmischen Jahreszeit. Hier folgt eine Liste bekannter Herbst Gedichte für Kinder aller Altersstufen — also auch für diejenigen, bei denen Spaghetti mit Ketchup nicht mehr auf Platz 1 der Lieblingsgerichte steht ;-).


„Ja, die Zeit vergeht und man fängt an, alt zu werden. Im Herbst werde ich zehn Jahre alt und dann hat man wohl seine besten Tage hinter sich.“ [Pippi Langstrumpf]


Und dann haben wir noch die sehr gelungene Kategorie mit den schönsten Kindergedichten.


Langsam fällt jetzt Blatt für Blatt
von den bunten Bäumen ab.
Jeder Weg ist dicht besät
und es raschelt, wenn man geht.

Bunte Blätter fall’n vom Baum,
schweben sacht, man hört es kaum.
Plötzlich trägt der Wind sie fort,
wirbelt sie von Ort zu Ort.

Wie sie flattern, wie sie fliegen,
sinken und am Boden liegen. [Unbekannt]


Herbst ist …

Herbst ist, wenn die Drachen fliegen
und die Kinder Schnupfen kriegen,
wenn am Baum die Äpfel reifen
und die Vögel kaum noch pfeifen.

Herbst ist, wenn sich Äste neigen
und die Grillen nicht mehr geigen,
wenn die welken Blätter fallen
und Novembernebel wallen.

Herbst ist, wenn die Ähren reifen,
Jäger zu Gewehren greifen,
wenn der Storch verlässt sein Nest
und die Katze Haare lässt.

Bernhard Lins (* 1948) ist ein deutscher Lehrer, Schriftsteller und Musiker.

August (Inserat)

Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Dass sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.

Theodor Storm


Was im Mai nicht blüht, wird's im September nicht nachholen. [Friedrich Hebbel]

Moderne Herbstgedichte

Der Modernismus ist eine spezifische Strömung in der Kunst des 20. Jahrhunderts, die ihren Höhepunkt während des Ersten Weltkriegs oder in den darauffolgenden Jahren hatte. Sie endete und in den 1930er Jahren bzw. in den 1950er Jahren oder sogar noch später. Danach folgte der Postmodernismus. Das Wort "Modernismus", das vor allem in den 1960er Jahren verwendet wurde, bezeichnet rückblickend diese Periode.

Modernismus wird dann in einem eingeschränkten Sinn verstanden, doch der Begriff umfasst eine Reihe kultureller Bewegungen, die die westlichen Gesellschaften vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in den Bereichen Kunst, Fotografie, Architektur, Musik, Literatur bewegten.

Der September

Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.

Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.

Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer qualmt im Feld.

Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.
Luftschaukeln möchten in den Himmel.
Doch sind sie wohl nicht fromm genug.

Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise.

Und was vorüber schien, beginnt.

Erich Kästner (1899 - 1974) war ein deutscher Schriftsteller der vor allem für seine satirischen Gedichte und Kinderbücher bekannt ist.

Herbstabend

Nun gönnt sich das Jahr eine Pause.
Der goldne September entwich.
Geblieben im herbstlichen Hause
Sind nur meine Schwermut und ich.

Verlassen stehn Wiese und Weiher,
Es schimmert kein Segel am See.
Am Himmel nur Wildgans und Geier
Verkünden den kommenden Schnee.

Schon rüttelt der Wind an der Scheune.
Im Dunkel ein Nachtkäuzchen schreit.
Ich sitze alleine beim Weine
Und vertreib mir die Jahreszeit...

Im Gasthaus verlischt eine Kerze.
Verspätet spielt ein Klavier.
- Dem ist auch recht bange ums Herze.
Adagio in Moll - so wie mir.

Der Abend ist voller Gespenster,
Es poltert und knackt im Kamin.
Ich schließe die Läden am Fenster
Und nehme die Schlafmedizin.

Mascha Kaléko (gebürtig Golda Malka Aufen, 1907 - 1975) war eine jüdisch-deutschsprachige, der "Neuen Sachlichkeit" zugerechnete Dichterin.
Charakteristisch für ihr Werk ist eine urbane Lyrik (die u.a. Pluralismus, Gleichzeitigkeit, Landflucht sowie Anonymität berücksichtigt) mit einem melancholisch angehauchten Ton. Das lyrische Werk von Mascha Kaléko, die auch als weibliches Pendant zu Joachim Ringelnatz / Erich Kästner (Montagsgedichte) gilt, hat auch lange nach ihrem Tod noch eine große Anhängerschaft.

Baum im Herbst

Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebt´s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.

Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauer Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.

Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.

Hermann Hesse (1877 - 1962) war ein deutschsprachiger Schweizer Schriftsteller, Dichter und Maler. Er erhielt 1946 den Nobelpreis für Literatur.
Als Sohn baltischer Russlanddeutscher wurde Hesse als Bürger des Russischen Reiches geboren. Ab 1883 besaß er die Schweizer Staatsbürgerschaft und ab 1890 die des Königreichs Württemberg. Ab 1924 war er wieder Schweizer.

Hoher Herbst

Die Kastanie fällt.
Die Walnuß wird geschlagen.
Das nasse Obst:
in Körben heimgetragen!

Der Wind aus West,
der Regen treibt die Blätter.
Das Astwerk bricht
herab im schweren Wetter.

Die graue Zeit
sinkt mit den Nebeln nieder.
Die Kühle greift
den Vögeln ins Gefieder.

Nur Rabenschrei
verhallt in leeren Wäldern
beim scharfen Rauch
aus den Kartoffelfeldern.

Karl Krolow (1915 - 1999) war ein deutscher Dichter und Übersetzer. Im Jahr 1956 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Seit den 1950er Jahren gilt Krolow als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegszeit. Er schrieb auch Prosa und arbeitete als Übersetzer aus dem Französischen und Spanischen. Er war Mitglied des deutschen PEN-Clubs und der Akademie für Sprache und Dichtung sowie verschiedener anderer wissenschaftlicher und kultureller Gremien.

Anmerkung: Die Kartoffelernte im Herbst mit der Hand bzw. der Gabel war eine sehr schwere körperliche Arbeit. Früher mussten auch die Kinder mit aufs Feld, um sie zu "klauben" - vom Boden aufzusammeln.
Beim Kartoffelfeuer wurde das, meist schon welke Blattgrün (Kartoffelkraut) der geernteten Kartoffeln, auf dem Acker verbrannt (auch um der hat Krautfäule vorzubeugen). Das Feuer wärmte, und diente gleichzeitig als "Grillstation": angestochene Kartoffeln wurden mit ins Feuer geworfen, da diese nicht mehr lagerfähig waren. Und diese waren eine willkommene Speise für die Arbeiter.

Herbstaugen

Presse dich eng
an den Boden.

Die Erde
riecht noch nach Sommer,
und der Körper
riecht noch nach Liebe.

Aber das Gras
ist schon gelb über dir.
Der Wind ist kalt
und voll Distelsamen.

Und der Traum, der dir nachstellt,
schattenfüßig,
dein Traum
hat Herbstaugen.

Hildegard Dina Palm (geborene Löwenstein; 1909 - 2006) war eine deutsch-jüdische Dichterin, die während des Dritten Reiches in der Dominikanischen Republik ins Exil gehen musste und dort die dominikanische Staatsbürgerschaft annahm - und ihren Künstlernamen "Hilde Domin". Ab 1961 bis zu ihrem Tod lebte sie in Heidelberg.

Corona

Aus der Hand frisst der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.

Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der
                                                                Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.

Es ist Zeit.

Paul Celan (1920 - 1970; ursprünglich Paul Pessach Antschel später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm "Celan" entstand) war ein deutschsprachiger rumänischer Dichter und Übersetzer, der 1955 die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Als Autor eines sehr innovativen Werks wird er oft als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der Nachkriegszeit angesehen.

Bedeutung des Titels:

  1. Eine Corona ist die äußerste Schicht der Atmosphäre eines Sterns. Sie besteht aus Plasma.
  2. Corona (Plural Coronae; lateinisch „Kranz“ oder „Krone“) war ein in der griechischen und römischen Antike als Auszeichnung verliehener oder zu kultischen Zwecken getragener Kranz aus Blumen, Blättern oder Zweigen bzw. die Nachbildung eines solchen Kranzes aus Metall.

Herbst

Astronomisch beginnt der Herbst mit der Tag-und-Nacht-Gleiche am 22. oder 23. September und endet mit der Wintersonnenwende (21. oder 22. Dezember; Winteranfang). Meteorologisch und biologisch wird er meist auf Anfang September angesetzt. Er folgt auf den Sommer und geht dem Winter voraus.

Merkmale

Der Herbst ist eine der 4 Jahreszeiten in Regionen mit gemäßigtem oder subtropischem Klima. Die allgemeinen Merkmale sind:

Etymologie

Das Wort Herbst hat sprachgeschichtlich denselben Ursprung wie das englische Wort harvest „Ernte(zeit)“. Das lateinische carpere (siehe auch Carpe Diem) bedeutet „pflücken“ und findet sich im Griechischen als karpós „Frucht, Ertrag“ sowie als krōpíon „Sichel“. Ursprünglich bedeutete das Wort Herbst „Erntezeit“. Diese landwirtschaftliche Bedeutung blieb im Englischen erhalten, während sie sich im Deutschen zur allgemeinen Bezeichnung der Jahreszeit verschob.

Feste

Monate

Der September (Scheiding, Herbstmond) war ursprünglich der siebte (lateinisch septem, "sieben") von zehn Monaten im ältesten bekannten römischen Kalender, dem Kalender des Romulus um 750 v. Chr., wobei der März (lateinisch Martius) bis etwa 450 v. Chr. der erste Monat des Jahres war. Nach der Kalenderreform, bei der Januar und Februar zum Jahresanfang hinzugefügt wurden, wurde der September zum neunten Monat, behielt aber seinen Namen.

Der Name des Oktobers (Gilbhart, Weinmond) leitet sich vom lateinischen "october" (von octo, acht) ab, da er der achte Monat im alten römischen Kalender war.

Der Name des Novembers (Nebelmond, Nebelung, Windmond, Wintermond) leitet sich vom lateinischen "novem" ab, was neun bedeutet, da er der neunte Monat im alten römischen Kalender war.

Alle 3 Gedichte über die Herbstmonate September, Oktober und November sind von Christian Morgenstern.

Septembertag

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallne Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit…

Oktobersturm

Schwankende Bäume
im Abendrot -
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod -

Blättergeplauder -
wirbelnder Hauf -
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.

Novembertag

Nebel hängt wie Rauch ums Haus, 
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus; 
alles fällt in  Sinnen.

Leiser wird die Hand,  der Mund,
stiller die Gebärde.  
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.

Bekannte Herbstgedichte

Es ist die letzte Rose des Sommers,
    Sie blüht allein;
All ihre lieblichen Gefährten
    sind verblüht und verschwunden;
Keine Blume die ihr gleicht,
    Keine Rosenknospe ist nah,
um ihr Erröten zurückzuspiegeln
    Oder Seufzer für Seufzer zu geben!

Thomas Moore (1779 - 1852) war ein irischer Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Balladen-Sänger. Er ist insbesondere bekannt für sein Gedicht "The Last Rose of Summer", dessen erste Strophe hier übersetzt ist


November

Hörst du, wie die Winde klagen
In dem Dornbusch kahl und grau? —
Keiner ahnt, dass er getragen
Rote Rosen einst zur Schau.

In den Feldern, in den Hainen
Stumm ein jeder frohe Klang;
Wie ein schmerzlich-leises Weinen
Schleicht es deinen Pfad entlang.

Halbverschollne Trauerkunden
Hallen aus der Ferne her;
Längst verrauschte Scheidestunden
Machen neu das Herz dir schwer.

Blätter fallen, Wolken schweben;
Nebel schwankt um Busch und Baum; -
Träume werden dir zum Leben,
Und das Leben wird zum Traum …

Reinhold Fuchs (1858 - 1938)

 

„Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht.“ [Peter Bamm]

Der Sommer gibt Korn, der Herbst gibt Wein;
der Winter verzehrt, was beide beschert. (Quelle: Sprichwörter)

„Wir sind alle Blätter an einem Baum, keins dem andern ähnlich, das eine symmetrisch, das andere nicht, und doch alle gleich wichtig dem Ganzen.“ [Gotthold Ephraim Lessing]


Metaphorische Herbstgedichte

Einige Herbstgedichte haben einen ausgesprochen metaphorischen Charakter; im übertragenden Sinne: der Herbst als später Lebensabschnitt:

"Wenn unser Leben sich neigt, dann sollen wir sein wie die Bäume des Herbstes, voll reifer Früchte." — Johann Heinrich Pestalozzi.


Die herbstliche Jahreszeit wird, vor allem in der Dichtung, oft mit Melancholie (Ringelnatz) in Verbindung gebracht. Die Möglichkeiten und Chancen des Sommers sind vorbei, und die Kälte des Winters zeichnet sich am Horizont ab. Der Himmel färbt sich grau, das nutzbare Tageslicht nimmt rapide ab, und viele Menschen ziehen sich körperlich und geistig zurück.

Beispiele finden sich in vielen Herbstgedichten, in denen die Reifezeit symbolisch für das (eigene) Älterwerden steht. Wie die Natur, hat auch das lyrische Ich seine Blütezeit erreicht und muss sich nun auf die Unvermeidlichkeit des Alters und des Todes einstellen.
Der "Chanson d'automne" ("Herbstlied") des französischen Dichters Paul Verlaine ist z.B. von starken, schmerzhaften Gefühlen der Trauer geprägt. John Keats' "To Autumn" (1819) spiegelt diese melancholische Stimmung wider, betont aber auch die üppige Fülle der Jahreszeit. Das Lied "Autumn Leaves", das auf dem französischen Lied "Les Feuilles mortes" basiert, nutzt die melancholische Atmosphäre der Jahreszeit und das Ende des Sommers als Metapher für die Stimmung, von einem geliebten Menschen getrennt zu sein.


Herbst-Serenade

Es blasst der Tag, es braut die Nacht,
Gewölk hüllt alles ein,
und finstrer wird der Schatten Macht -
und glühender die Pein.

Doch trägt zum Land des Glücks von hier
ein holder Wahn mich fort,
und mich bedünkt: es flüstert mir
dein Mund der Liebe Wort.

Es flieht die Nacht, es naht der Tag,
nur du, nur du kommst nicht -
und mich bedünkt: im Wetterschlag
erlosch das Tageslicht …

Im Graus der Nacht, im Sonnenschein
im Kampf und Weltgewühl
mein Licht, mein Glück bist du allein
und meines Lebens Ziel.

Olga Nikolajewna Tschumina (1858-1909) war eine russische Schriftstellerin (Übersetzung von Friedrich Fiedler), die zweimal von der russischen Akademie der Wissenschaften für ihre literarischen Werke durch Prämien ausgezeichnet.


"Wenn man müde unter den Bäumen wandelt, die noch immer ein paar goldene Blätter tragen, und der Duft von braunem, welkem Laub vom Boden aufsteigt und der angenehme, durchdringende Geruch brennender Blätterhaufen die Luft erfüllt und die Tritte unseres Hundes, der uns folgt und durch die abgestorbenen Blätter schlürft, geheimnisvoll hinter uns herrascheln, dann ist die Schönheit, ist das bleiche, immer matter werdende Sonnenlicht und die Traurigkeit fast mehr, als man ertragen kann.
Alles wirkt wie die gedankenschwere Verkörperung des Geistes, der manchmal sogar die nüchternste Seele mit der Frage heimsucht: Der Tod! Und was dann?" [John Galsworthy (1867-1933); Novellen, Abschied]


Lied im Herbst

Wie Krieger in Zinnober
Stehn Bäume auf der Wacht.
Ich taumle durch Oktober
Und Nacht.

Blut klebt an meinem Rocke.
Mein Weg ist weit und lang.
Des Tales dunkle Glocke
Verklang.

Auf einem schwarzen Pferde
Reit ich von Stern zu Stern.
Die Sonne und die Erde
Sind fern.

Ich bin von vielen Winden
Zu Gott emporgereicht.
Werd ich den Frühling finden?
Vielleicht…

Klabund

Eine Metapher ist ein sprachliches Stilmittel, bei dem ein Wort (bzw. Wortgruppe) aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich die Beziehung verdeutlicht.
Sie unterscheidet sich von einem Vergleich; dieser behauptet eine Ähnlichkeit: "Der Mond sieht aus wie eine Sichel"; während die Metapher sie erahnen lässt, wie wenn Victor Hugo schreibt "diese goldene Sichel im Feld der Sterne." Der Kontext ist für das Verständnis der Metapher notwendig.

Sie kann Klarheit schaffen (oder verschleiern) oder verborgene Ähnlichkeiten zwischen zwei verschiedenen Ideen aufzeigen. Metaphern werden oft mit anderen Arten der bildlichen Sprache verglichen, z. B. mit Antithese, Hyperbel, Metonymie und Gleichnis.

So fährt im Herbst der Abendwind
Wohl über die breite Heide
Und reißt die Blumen ab geschwind
Zu unserm tiefen Leide.
— Vollständiges Gedicht: Ein Alt Totenlied.

Das Konzept der Metapher (vom lateinischen metaphŏra, das wiederum aus dem griechischen μεταφορά stammt; eigentlich "Übertragung", "Verschiebung"; abgeleitet von metapheró "ich transportiere") stammt aus der Poetik & Rhetorik von Aristoteles, die ihre Beschaffenheit, Arten und ihren Gebrauch untersucht.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen golden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Erste Strophe aus "Erinnerung an die Marie A." von Bertolt Brecht.


Zitat: „Nicht wenige der zumeist sehr mittelmäßigen Autoren liefen in die Falle der metaphorischen Instrumentierung, der ästhetischen Aufladung und Bebilderung, als wäre das entscheidende Merkmal von Literatur eine "gehobene Rede", die unsere Alltagssprache um jeden Preis poetisierend überbieten müsste.“
So schrieb der Literaturkritiker Ulrich Greiner: "Poeseln. Über einige Missverständnisse beim Klagenfurter Wettbewerb." (Ingeborg-Bachmann-Preis).

Kurze Gedichte über den Herbst

Erntezeit

In der nördlichen Hemisphäre ist der Herbst die Saison für viele Ernten, insbesondere für Sommerkulturen: Mais, Sonnenblumen usw. sowie für zahlreiche Obstsorten: Äpfel, Birnen, Quitten usw.; Kastanien, Walnüsse, Haselnüsse usw.; sowie Weintrauben.
Zudem werden anschließend häufig die Anbauflächen mit dem Pflug bearbeitet um durch das Lockern und Wenden der Ackerkrume die Fruchtbarkeit zu erhöhen.

Im feudalen Lehnswesen des Mittelalter waren die jährlichen Abgaben der (leibeigenen) Bauern & Vasallen an die Lehnsherren im Spätherbst (um den St. Martinstag) fällig. Abgaben konnten in Form von Bargeld geleistet werden, meistens bestanden sie aber aus Naturalien.
Dazu gehörten Getreide wie Dinkel, Gerste oder Hafer, aber auch "Lebensmittel" wie Bier und Wein sowie Nutztiere wie Schafe, Pferde, Kühe, Ochsen, besonders aber Jungschweine und Hühner.


Es regnet, es regnet
Es regnet seinen Lauf.

Und wenn's genug geregnet hat,
Dann hört's auch wieder auf. [Unbekannt]


Nun lass den Sommer gehen,
Lass Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?

Joseph von Eichendorff


Im Herbst steht
in den Gärten die Stille,
für die wir
keine Zeit haben.

Victor Auburtin (1870-1928) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Zitat: "Der Ironiker ist ein Mann, der die Dummheit der Welt mit Lieblichkeit zu bekämpfen sucht".

Blätterfall

Leise, windverwehte Lieder,
Mögt ihr fallen in den Sand!
Blätter seid ihr eines Baumes,
Welcher nie in Blüte stand.

Welke, windverwehte Blätter,
Boten naher Winterruh',
Hallet sacht! … ihr deckt die Gräber
Mancher toten Hoffnung zu.

Heinrich Leuthold (1827 - 1879) war ein Schweizer Dichter, Übersetzer und Journalist.

Tritte des Herbstes

Du lieber Herbst
Das Laub
Noch heiß vom Sommer
und leuchtet feurig
Dann im Wind
Die feinen
Knöchernen Tritte
Zweigauf
Zweigab.

Marie Luise Kaschnitz (1901 - 1974) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie stammte aus einer adligen Familie aus dem Elsass und arbeitete als Buchhändlerin in Weimar und München, bevor sie nach Rom zog. Dort lernte sie den Wiener Archäologen Guido Freiherr von Kaschnitz-Weinberg kennen, dessen Frau sie 1925 wurde.
Ihre Lyrik ist stark autobiografisch geprägt und behandelt Themen wie Krieg, Schmerz und Reisen. Sie wurde unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.


Ich vermute,
wir sind zwar die Blätter
am Baum
aber, zu unterschiedlichen
Jahreszeiten.

Giuseppe Ungaretti (1888 - 1970) war ein italienischer Dichter der Moderne. Als ein führender Vertreter der experimentellen Strömung, die als Ermetismo ("Hermetismus") bekannt ist, war er einer der bedeutendsten Vertreter der italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Beeinflusst vom Symbolismus, war er kurzzeitig dem Futurismus zugeneigt.