GedichtGedichte

Das Gedicht „Abendlied“ stammt aus der Feder von Matthias Claudius.

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen? -
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

Anmerkung: Diese Gedicht, bzw. das Lied, wird von einigen als das "berühmteste/beste deutsche Gedicht" bejubelt - u.a. von der Springer-Presse, deren literarische Kompetenz ja nur ganz knapp hinter der von Marcel Reich-Ranicki anzusiedeln ist.
Zweifelsohne ist das "Abendlied" recht bekannt - nur, das sind Gummibärchen auch. Nach Meinung des Autors dieses Portals handelt es sich dabei um eine krasse Fehleinschätzung, die möglicherweise unter dem Einfluss von experimentellen Pharmazeutika zustande gekommen ist.

Vorlage war das Lied "Nun ruhen alle Wälder" von Paul Gerhardt, auf dessen Melodie Claudius’ Abendlied ursprünglich gesungen werden sollte.
Heute wird es zur Melodie von Johann Abraham Peter Schulz (der auch Ihr Kinderlein, kommet vertonte) als christliches Lied gesungen.

Parodie

Aufgrund seiner Bekanntheit wurde das Gedicht von verschiedenen Autoren parodiert. Allerdings selten gelungen, weswegen wir hier auf weitere Ausführungen verzichten.

Der ehemalige "große Vorsitzende" der CDU und langjährige Bundeskanzler Helmut Kohl (in beiden Rollen später durch Angela Merkel abgelöst), hatte offenbar die Angewohnheit, Texte seiner "Ghostwriter" mit eigenen Ideen anzureichern - zum blanken Entsetzen seiner Berater.
Der Kabarettist Dieter Hildebrandt (1927 - 2013) parodierte diese schrullige Marotte indem er das Gedicht "Abendlied" zu einer Bundestagsrede verarbeitete.


Helmut Kohl spricht Matthias Claudius:

Der Mond,
meine Damen und Herren, und das möchte ich hier in aller Offenheit sagen,
ist aufgegangen!
Und niemand von Ihnen, liebe Freunde, meine Damen und Herren, wird mich daran hindern, hier in aller Entschlossenheit festzustellen:
Die goldnen Sternlein prangen
und wenn Sie mich fragen, meine Freunde, wo, dann sage ich es Ihnen:
am Himmel!
Und zwar, und das sei hier in aller Eindeutigkeit gesagt, so, wie meine Freunde und ich uns immer zu allen Problemen geäußert haben:
hell und klar.
Und ich scheue mich auch nicht, hier an dieser Stelle ganz konkret zu behaupten:
Der Wald steht schwarz und ...
lassen sie mich das hinzufügen
und schweiget.
Und hier sind wir doch alle aufgerufen - gemeinsam -, die uns alle tiefbewegende Frage an uns gemeinsam zu richten: Wie geht es denn weiter? Und ich habe den Mut und die tiefe Bereitschaft und die Entschlossenheit, hier in allem Freimut und aller Entschiedenheit zu bekennen, dass ich es weiss!
Nämlich:
Und aus den Wiesen steiget
das, was meine Reden immer ausgezeichnet hat:
der weiße Nebel wunderbar.

Quelle: Helmut Kohl spricht Matthias Claudius auf der Homepage von Dieter Hildebrandt. Dort vermerkt der Autor auch, das ein Kritiker der SZ die Meinung vertrat, es handelt sich eigentlich um eine Polemik gegen Matthias Claudius. Honi soit qui mal y pense!

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