GedichtGedichte

Das Gedicht „Ach Liebste, lass uns eilen“ stammt aus der Feder von Martin Opitz.

Ach Liebste, lass uns eilen,
   Wir haben Zeit:
Es schadet das Verweilen
   Uns beiderseit.

Der edlen Schönheit Gaben
   Fliehn Fuß für Fuß,
Dass alles, was wir haben,
   Verschwinden muß.

Der Wangen Zier verbleichet
   Das Haar wird greis,
Der Äuglein Feuer weichet,
   Die Brunst wird Eis.

Das Mündlein von Korallen
   Wird ungestalt,
Die Händ als Schnee verfallen,
   Und du wirst alt.

Drum lass uns jetzt geniessen
   Der Jugend Frucht,
Eh denn wir folgen müssen
   Der Jahre Flucht.

Wo du dich selber liebest,
   So liebe mich,
Gib mir, dass, wann du gibest
   Verlier auch ich.

Analyse

Das Gedicht „Ach Liebste, lass uns eilen“ (1624; Epoche des Barock) besteht aus 6 Strophen mit je 4 Versen. Das Reimschema ist ein Kreuzreim. Das Versmaß ist ein Jambus (dreihebiger und zweihebiger) und die männlichen und weiblichen Kadenzen wechseln sich ab.

Inhalt / Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit der jugendlichen Schönheit appelliert das lyrische Ich an seine Liebste, die gemeinsame Zeit intensiv zu genießen.

Hintergrund

Das Gedicht beruht auf einer anonymen französischen Liedvorlage und wurde seinerzeit schnell populär, wohl auch auf Grund der sentenziösen letzten Strophe. Später wurde es von Johann Gottfried Herder unter dem Titel "Eile zum Lieben" in seine "Volksliedsammlung" (1779) aufgenommen.

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