GedichtGedichte

Das Gedicht „Lied“ stammt aus der Feder von Sophie Albrecht.

I.

Wenn früh die graue Dämm'rung flieht,
  Wenn sich der Abend senkt,
Erwache meines Dankes Lied,
  Dem, der dir Frieden schenkt.

Schwer lag auf mir der Kummer, - schwer,
  Ich weinte heiß und viel;
Das Leben war mir wonneleer,
  Grab war mein schwarzes Ziel.

Da schickte Gott mir Frieden her,
  Und machte leicht die Brust.
Lob ihn! - wo ist ein Gott wie er?
  Uns helfen ist ihm Lust.

II.

Umschattet von der Mitternacht,
Im düstern Tannenhain -
Ist's bleiche Schwermut die nur wacht,
Mit meinem Schmerz allein.

Sei leise, Lied, daß nicht erwacht,
Wen süßer Schlummer deckt;
Mir nur gehört die schwarze Nacht,
Die keinen Stern erweckt.

Denn fühlte jemand meinen Schmerz,
Der Lieb' in wunder Brust -
Verwahren würd' er schnell sein Herz
Vor jeder Liebeslust.

Er schien so fromm, er schien so gut -
Nur mir allein geweiht
Schwur er der Liebe heil'ge Glut,
Für Zeit und Ewigkeit.

Da sang ich froh, da sang ich laut,
Das Lied von unsrer Glut;
War stolz wie eines Engels Braut;
Denn er schien fromm und gut! -

Doch, ach! bald schwand sein frommer Sinn
Und Sünde ward sein Ziel;
Er schleuderte für Wallung hin
Des Herzens Hochgefühl.

Kalt blieb bei meinem keuschen Kuß,
Er, der so rein geliebt;
Besang der Wollust Vollgenuss,
Den nur das Laster gibt.

Schwur heiß, daß der nur Liebe sei,
Und mein Gefühl nur Tand;
Schwur sich von meinem Herzen frei,
Bei dem, der uns verband.

Da riß ich mich von seiner Hand,
Schied ab von Lieb' und Schmerz;
Doch, Gott! mit unsrer Seelen-Band,
Zerriß ich auch mein Herz.

Und alle Freuden der Natur
Hab' ich nun überlebt -
Denn alle – alle waren nur
In dieses Band verwebt.

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