GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Albatros“ stammt aus der Feder von Charles Baudelaire.

Oft kommt es vor, dass, um sich zu vergnügen,
Das Schiffsvolk einen Albatros ergreift,
Den grossen Vogel, der in lässigen Flügen
Dem Schiffe folgt, das durch die Wogen streift.

Doch, – kaum gefangen in des Fahrzeugs Engen
Der stolze König in der Lüfte Reich,
Lässt traurig seine mächtigen Flügel hängen,
Die, ungeschickten, langen Rudern gleich,

Nun matt und jämmerlich am Boden schleifen.
Wie ist der stolze Vogel nun so zahm!
Sie necken ihn mit ihren Tabakspfeifen,
Verspotten seinen Gang, der schwach und lahm.

Der Dichter gleicht dem Wolkenfürsten droben,
Er lacht des Schützen hoch im Sturmeswehn;
Doch unten in des Volkes frechem Toben
Verhindern mächt'ge Flügel ihn am Gehn.

Analyse

Das Gedicht "Der Albatros" (1861; Epoche des Symbolismus) besteht aus 4 Strophen mit je 4 Versen, die alle im Reimschema [abab] (Kreuzreim) verfasst sind mit abwechselnd betonten und unbetonten Kadenzen. Übersetzung durch Stefan George.

Inhalt / Zusammenfassung

Der Albatros wurde mit einer Schnur gefangen, die mit einem Stück Fleisch bestückt und an einem auf Kork schwimmenden Eisendreieck befestigt war. Auf Segelschiffen, die über die drei Kaps hinaus fuhren, war dies eine der beliebtesten Beschäftigungen der Seeleute. Die dreieckige Form des Fischfanginstruments diente sogar als Emblem für die Vereinigung der ehemaligen Kap-Horniers.

Die Matrosen betrachteten den Albatros damals gerne als bösartigen Vogel. Er attackierte nämlich mit seinem Schnabel über Bord gegangene Männer, die man in der Regel nicht mehr aus dem Meer fischen konnte.

Der Körper des Albatros diente als Rohmaterial für die Herstellung verschiedener Gegenstände. Die Haut der Beine wurde zu einem Tabakbeutel. Einige Knochen wurden zu Masten und Rahen für Schiffsmodelle verarbeitet. Der Schnabel eines holzgeschnitzten Albatrosskopfes bildete den Knauf eines Spazierstocks aus Haifischwirbeln, die auf einen Eisenstab gesteckt wurden.

Hintergrund

Das Gedicht stammt aus „Spleen et idéal“, dem zweiten Teil der Sammlung "Les Fleurs du mal". Zu diesem Gedicht wurde der 20-jährige Baudelaire während einer Reise (1841) auf einem Schiff inspiriert, das ihn nach Indien bringen sollte, die aber schließlich auf Mauritius und der Insel Bourbon (Réunion) endete.

Obwohl er die Erfahrung hasste und sich nicht in die Mannschaft einfügte, wurde Baudelaire dennoch tief von der Reise geprägt, die in ihm die Vorliebe für Exotik weckte, die sein gesamtes Werk durchdringt.

Er entschied sich für ein schmerzhaftes Symbol: Der Albatros steht für den von den Menschen unverstandenen Dichter, der aufgrund seiner moralischen Überlegenheit aus ihrer Gesellschaft ausgeschlossen wird.

Einige Kritiker halten das berühmte Gedicht für wenig repräsentativ für das Genie Baudelaires. Der Vergleich zwischen dem misshandelten Vogel und dem verhöhnten Dichter erscheint ihnen zu explizit. Die Behauptung "Der Dichter gleicht dem Prinzen der Wolken" lässt keinen Raum für Suggestionen. Die am wenigsten gefälligen Urteile schrecken nicht vor den Begriffen "schwerfällig" oder gar "platt" zurück.

Albatrosse können Flügelspannweiten von über 3,5 Metern erreichen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Mit einem Gewicht von bis zu 12 Kilogramm gehören sie zu den schwersten flugfähigen Vögeln. Albatrosse sind hocheffizient in der Luft und nutzen den dynamischen Segelflug und den Hangflug, um große Entfernungen mit geringer Anstrengung zurückzulegen.

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