GedichtGedichte

Das Gedicht „Das Parlament Der Vögel“ stammt aus der Feder von Geoffrey Chaucer.

Das Leben kurz, die Kunst so lang zu lernen,
Die harte Prob‘, der Sieg schwer zu gewinnen,
Die Freude, schnell bereit sich zu entfernen:
Dies ist die Liebe, die mein ganzes Sinnen
Verwirrt so durch ihr Wirken und Beginnen,
Dass ich nicht weiss, wenn ich sie recht betrachte,
Ob wach ich bin, ob mich ein Traum umnachte.

Zwar kenn‘ ich Amor nicht in Tun und Wesen
Noch weiss ich, wie er treuen Dienst vergütet,
Doch hab in Büchern ich gar oft gelesen,
Welch Wunder er vollbringt, und wie er wütet,
Und lese, dass als König er gebietet.
Nicht wag‘ ich seine Schläge zu beklagen,
Ich kann nur „Gott erhalt‘ solch Herren“ sagen.

Von alters her zur Lust bald, bald zur Lehre
Les‘ ich in Büchern oft, wie ihr schon wisst.
Warum zurück dazu ich nochmal kehre?
Nun wohl: Ich fand ein Buch vor kurzer Frist,
Das mit gar alter Schrift geschrieben ist,
Ich las darin um etwas zu studieren,
Den Tag lang eifrig, ohne mich zu rühren.

Geoffrey Chaucer

Anmerkung: Dies sind nur die ersten 3 von insgesamt 100 Strophen des Gedichts.

Bedeutung

"The Parliament of Fowls" (Das Parlament der Vögel, 1382) ist ein Traumgedicht. Die 100 im „rhyme royal“ gehaltenen Strophen stellen einen der ersten Belege für den Valentinstag als Fest der Liebe dar. Wie auch in The House of Fame ist der Erzähler ein Dichter, der vergeblich versucht, in alten Büchern etwas über die Liebe zu lernen. Über Somnium Scipionis gebeugt, den im letzten Teil von Ciceros De re publica beschriebenen Traum Scipios, schläft der Dichter ein und wird im Traum von Scipio höchstselbst zum Garten der Liebe geführt. Dort haben sich die Vögel unter dem Vorsitz der Göttin Natura zur Balz eingefunden um einen Partner zu wählen.

Geschrieben zu Ehren des ersten Jahrestages der Verlobung des fünfzehnjährigen Königs Richard II. von England mit der fünfzehnjährigen Anne von Böhmen:

For this was on seynt Valentynes day,
Whan every foul cometh ther to chese his make,
Of every kinde, that men thenke may;
And that so huge a noyse gan they make,
Tat erthe and see, and tree, and every lake
So ful was, that unnethe was ther space
For me to stonde, so ful was al the place.

Übersetzung ins Deutsche:

Denn dies war just Sankt Valentinus Tag,
Wo jeder Vogel dorthin kommt als Freier
Von jeder Art, die man sich denken mag.
Sie machten einen Lärm so ungeheuer
Das Erd‘ und Luft, und Baum und jeder Weiher
So voll war, dass für mich ein Platz war kaum
Zu stehen: so voll war der ganze Raum.

Weitere bekannte Schöne Gedichte namhafter Dichter, die sich der Lyrik verschrieben haben: