GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Wald“ stammt aus der Feder von Friedrich von Matthisson.

Herrlich ist‘s im Grünen!
Mehr als Opernbühnen
Ist mir Abends unser Wald,
Wenn das Dorfgeläute
Dumpfig aus der Weite
Durch der Wipfel Dämmerung hallt.

Hoch aus mildem Glanze
Streut im leichten Tanze
Mir das Eichhorn Laub und Moos;
Fink' und Amsel rauschen
Durch die Zweig' und lauschen
Rings im jungen Maigespross.

Fern am Ellernholze
Grast in Ruh' der stolze
Kronhirsch längs dem Weidendamm;
Überhüllt von Laube
Girrt die Ringeltaube
Im Gerank am Eichenstamm.

In der Abendhelle
Funkelt die Libelle,
Sanft am Farrenkraut gewiegt;
Mückenschwärm' erheben
Sich aus Binsengräben
Und der braune Schröter fliegt.

Iris und Ranunkel
Blühn im Weidendunkel,
Wo durch Tuf die Quelle schäumt,
Die mit Spiegelglätte
Dort im Rasenbette
Wies' und Birkental umsäumt.

Ob dem Felsenpfade
Schimmert die Kaskade,
Wie ein flatternd‘ Silberband.
Hell durch Laubgewimmel
Blinkt der Frühlingshimmel,
Und der Berge Schneegewand.

Zauberisch erneuen
Sich die Fantaseien
Meiner Kindheit hier so licht!
Rosenfarbig schweben
Duftgebild', und weben
Ein elysisch Traumgesicht.

Widmung:– me gelidum nemus
Secernit populo.
Horat.

Deutsch: - mich im kalten Wald
Er trennt die Menschen.
Horat.

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