GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Christnacht“ stammt aus der Feder von Theodor Fontane.

I
Auf dem weißgedeckten Tische
Prangt der grüne Weihnachtsbaum,
Trägt im buntesten Gemische
Kerzen, Gold- und Silberschaum.

Vor dem Tische steht ein Knabe,
Blickt die Schätze hastig an.
Ob vielleicht die Weihnachtsgabe
Ihm das Herz erfreuen kann.

Aber nichts will ihm gefallen,
Selbst das Schönste dünkt ihm Tand,
Und er weint, weil an dem allen
Nicht sein Herz Befried'gung fand.

„Mutter, einzig gute Mutter,
Sieh mich nicht so traurig an;
Will ja länger nicht mehr weinen.
Hat es dir doch weh getan!

Ach, du fragst: ,Woher die Tränen?' -
Alles, alles, was mich quält.
Ist, das mich ein heißes Sehnen
Nach - ich weiß nicht was - beseelt."


II

Auf der weißbeschneiten Erde
Steht an eines Friedhofs Saum
Eine Fichte, wunderprächtig.
Wie ein ries'ger Weihnachtsbaum.

Tausend helle Kerzen flimmern
Über ihm am Himmelsraum,
Und des blassen Mondes Schimmern
Ist des Christbaums Silberschaum.

Vor der Fichte, - auf dem Grabe
Seiner Braut, das sie bewacht -
Kniet nach manchem Jahr der Knabe,
Wieder, in der Christusnacht.

„Gott der Liebe! - hier am Grabe
Hast du endlich dich bewährt.
Hast als schönste Weihnachtsgabe
Endlich Tränen mir beschert.

Mir, dem du so viel genommen.
Dem ja alles, alles fehlt.
Das ihn, wenn die Tränen kommen,
Heißer Dank für dich beseelt."

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