GedichtGedichte

Das Gedicht „Durch Barbarei, Arabia“ stammt aus der Feder von Oswald von Wolkenstein.

I
Durch Barbarei, Arabia,
durch Hermani in Persia,
durch Tartari in Suria,
durch Romani in Türggia,
Ibernia,
der sprüng han ich vergessen.
Durch Reussen, Preussen, Eiffenlant,
gen Litto, Liffen, übern strant,
gen Tennmarckh, Sweden, in Prabant,
durch Flandern, Franckreich, Engelant
und Schottenland
hab ich lang nicht gemessen,
Durch Arragon, Kastilie,
Granaten und Afferen,
aufs Portugal, Ispanie
bis gen dem vinstern steren,
von Profenz gen Marsilie.
In Races vor Saleren,
daselbs belaib ich an der e,
mein ellend da zu meren
vast ungeren.
Auff ainem runden kofel smal,
mit dickem wald umbfangen,
vil hoher berg und tieffe tal,
stain, stauden, stöck, snee stangen,
der sich ich teglich ane zal.
noch aines tüt mich pangen,
das mir der klainen kindlin schal
mein oren dick bedrangen,
hand durchgangen.

II
Wie vil mir eren ie beschach
von fürsten, künigin gefach,
und was ich freuden ie gesach,
das büss ich als under ainem dach.
mein ungemach,
der hatt ain langes ende.
Vil gütter witz, der gieng mir not,
seid ich müss sorgen umb das brot,
darzu so wirt mir vil gedrot,
und tröst mich niena mündli rot.
den ich ee bott,
die lassen mich ellende.
Wellent ich gugk, so hindert mich
köstlicher ziere sinder,
der ich e pflag, da für ich sich
neur kelber, gaiss, böck, rinder,
und knospot leut, swarz, hässeleich,
vast rüssig gen dem winder;
die geben müt als sackwein vich.
vor angst slach ich mein kinder
offt hin hinder.
So kompt ir mütter zü gebraust,
zwar die beginnt zu schelten;
gäb si mir aines mit der fawsst,
des müsst ich ser engelten.
si spricht: „wie hastu nu erzausst
die kind zu ainem zelten
ab irem zoren mir da graust,
doch mangeln ich fein selten
scharpf mit spelten.

III
Mein kurzweil, die ist mangerlai,
neur esel gesang und pfawen geschrai,
des wunscht ich nicht mer umb ain ai.
vast rawscht der bach neur hurlahai
mein houbt enzwai,
das es beginnt zu krancken.
Also trag ich mein aigen swer;
teglicher sorg, vil böser mer
wirt Hauenstain gar seldn ler.
möcht ichs gewenden an gever,
oder wer das wer,
dem wolt ich immer dancken.
Mein lanndesfürst, der ist mir gram
von böser leutte neide,
mein dienst, die sein im widerzam,
das ist mir schad und laide,
wie wol mir susst kain fürstlich stamm,
bei meinem güten aide,
nie hat geswecht leib, er, güt nam
in seiner fürsten waide,
köstlich raide.
Mein freund, die hassen mich überain
an schuld, des müss ich greisen.
das klag ich aller werlt gemain,
den frummen und den weisen,
darzü vil hohen fürsten rain,
die sich ir er land preisen,
das si mich armen Wolckenstein
die wolf nicht lan erzaisen,
gar verwaisen.

Weitere gute Gedichte des Autors Oswald von Wolkenstein.