GedichtGedichte

Das Gedicht „Ein Gesang wieder den Neid“ stammt aus der Feder von Sibylla Schwarz.

Hatt zwar die Mißgunst tausendt Zungen
Und mehr dan tausend ausgestreckt
Und kompt mit macht auf mich gedrungen
So werd ich dennoch nicht erschreckt;
Wer Gott vertrawt in allen dingen
Wirdt Weldt / wird Neidt / wird Todt bezwingen.

Hör ich gleich umb und umb mich singen
Die sehr vergifftete Siren;
So soll mich dennoch nicht bezwingen
Ihr lieblichs Gifft / und hell gethön;
Ich will die Ohren mir verkleben
Und für sie frey fürüber schweben.

Gefellt dir nicht mein schlechtes Schreiben
Und meiner Feder edles Safft
So laß nur balt das Läsen bleiben
Eh dan es dir mehr unruh schafft;
Das / was von anfang ich geschrieben
Wird kein verfalschter Freund belieben.

Weistu mich gleich viel für zuschwetzen
Von meiner Leyer ab zustehen;
So soll mich doch allzeit ergetzen
Das Arbeitsahme müssig gehen:
Laß aber du dein Leumbden bleiben
Damit du mich meinst auff zureiben.

Ich weiß / es ist dir angebohren
Den Musen selbst abholt zu sein
Doch hat mein Phoebus nie verlohren
Durch deine List / den hellen Schein:
Die Tugend wird dennoch bestehen
Wen du / und alles wirst vergehen.

Ein grimmes Thier hat dich erzeuget
Die Höllgöttinnen haben dich
An ihrer harten Brust geseuget
Und Momus nennt dein Vater sich;
Dein Vaterland ist in der wüsten
Da Basilisk und Eulen nisten.

Solt ich üm deinet willen hassen
Den allzeit grünen Helicon
Und mich zu dir herrunter laßen
So hett ich warlich schlechten Lohn.
Nein / ich bleib auf Parnaßus Spitzen
Du magst in Plutons Reiche sitzen.

Was würde wol mein Phöbus sagen
Wen ich das grüne Lohrberlaub
Mir würde selbst vom Häupte schlagen
Und werffen in der Erdenstaub?
Euterpen würd es ja verdrüßen
Wenn Ihre Magd wehr außgerißen.

Thalia würd es hoch empfinden
Und Clio würde zürnen sehr
Ließ ich die werthe Leyer hinden
Und liebte Neid und Leümbden mehr:
Drüm laß nur ab mit deinen Rencken
Mein zartes Alter baß zu krencken.

Vermeynstu / daß nicht recht getroffen
Daß auch dem weiblichen Geschlecht
Der Pindus allzeit frey steht offen
So bleibt es dennoch gleichwohl recht
Daß die / so nur mit Demuht kommen
Von Phoebus werden angenommen.

Ich darf nun auch nicht weitergehen
Und bringe starcke Zeugen ein;
Du kanst es gnug an disem sehen
Daß selbst die Musen Mägde sein:
Was lebet soll Ja Tugendt lieben
Und niemandt ist davon vertrieben.

Gantz Holland weiß dir für zusagen
Von seiner Bluhmen Tag und Nacht;
Herrn Catzen magstu weiter fragen
Durch den sie mir bekant gemacht:
Cleobulina wird wol bleiben
Von der viel kluge Federn schreiben.

Was Sappho für ein Weib gewesen
Von vielen / die ich dir nicht nenn
Kanstu bey andern weiter lesen
Von den ich acht und fünffzig kenn
Die nimmer werden untergehen
Und bey den Liechten Sternen stehen.

Sollt ich die Nadel hoch erheben
Und über meine Poesey
So muß ein kluger mir nachgeben
Daß alles endlich reisst entzwey;
Wer kann so künstlich Garn auch drehen
Das es nicht sollt in stücken gehen?

Bring alles her auß allen Enden
Was je von Menschen ist bedacht
Was mit so klugen Meister Händen
Ist jemahls weit und breit gemacht
Und laß eß tausend Jahre stehen
So wird es von sich selbst vergehen.

Wo ist Dianen Kirch geblieben?
Des Jupters Bild ist schon davon;
Sind nicht vorlengst schon auffgerieben
Die dicken Mauren Babilon?
Was damahls teuer gnug gegolten
Wird jetzt für Asch und Staub gescholten.

Doch daß / was Naso hat geschrieben
Was Aristoteles gesagt
Ist heut bey uns noch überblieben
Und wird auch nicht ins Grab gejagt
Sie leben stets und sind gestorben
Und haben ewigs Lob erworben.

Was uns die Schar der Klugen lehret
Wird heut noch durch der Feder Macht
Auff Fama Pfeiffen angehöret
Und uns zur Nachricht fürgebracht
Ihr Lob wird weit und breit erschallen
Bis alles wird zu Boden fallen.

Wan selbst das weite Rund von innen
Auch wehre lauter schwartze Dint
So wird es doch nicht leschen können
Wes man von den geschrieben findt
Die mit geflügelten Gedancken
Nicht von der Weißheit bahne wancken.

Mein Opitz (dem das Lob gebühret
Das Teutschlandt / seiner Sprachen Pracht
Und edlen Leyer halben führet
Weil Er den anfang hat gemacht
Wird billig oben an geschrieben
Bey den / die Kunst und Tugend lieben.

Sein Lob wird nicht verdecket werden
Kein Neid verbirget seinen Preiß
Weil selbst das große Rund der Erden
Mit seiner Kunst zu pralen weiß;
O möcht ich halb so guht nur singen
Und so den Thon der Leyer zwingen!

Laß nur / O Neid! dein Leumbden bleiben
Ich weiß es ohn dich mehr als wol
Wen ich nicht mehr Poetisch schreiben
Undt dieses hinterlassen soll.
Ich wil mich in die Zeit wol schicken
Du solt mich doch nicht unterdrücken.

Ich wil hinfüro GOTT vertrawen
Von dem soll sein mein Tichten all
So kan mich auch für dich nicht grawen
Drüm sag ich billig noch einmahl:
Wer GOTT vertrawt in allen Dingen
Wird Welt / wird Neid / wird Todt bezwingen.

Anmerkung:

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