GedichtGedichte

Das Gedicht „Frauenlob“ stammt aus der Feder von Paul Gerhardt.

Ein Weib, das Gott den Herren liebt
Und sich stets in der Tugend übt,
Ist viel mehr Lobs und Liebens wert
Als alle Perlen auf der Erd.

Ihr Mann darf mit dem Herzen frei
Verlassen sich auf ihre Treu,
Sein Haus ist voller Freud und Licht,
An Nahrung wirds ihm mangeln nicht.

Sie tut ihm Liebes und kein Leid,
Durchsüßet seine Lebenszeit,
Sie nimmt sich seines Kummers an
Mit Trost und Rat, so gut sie kann.

Die Woll und Flachs sind ihre Lust,
Was hierzu dien, ist ihr bewußt,
Ihr Händlein greifet selber zu,
Hat oftmals Müh und selten Ruh.

Sie ist ein Schifflein auf dem Meer,
Wann dieses kommt, so kommts nicht leer:
So schafft auch sie aus allem Ort
Und setzet ihre Nahrung fort.

Sie schläft mit Sorg, ist früh heraus,
Gibt Futter, wo sie soll, im Haus
Und speist die Dirnen, derer Hand
Zu ihren Diensten ist gewandt.

Sie gürtet ihre Lenden fest
Und stärket ihre Arm aufs best,
Ist froh, wenns wohl von statten geht,
Worauf ihr Sinn und Herze steht.

Wenn andre löschen Feuer und Licht,
Verlöscht doch ihre Leuchte nicht,
Ihr Herze wachet Tag und Nacht
Zu dem, der Tag und Nacht gemacht.

Sie nimmt den Wocken, setzt sich hin
Und schämt sich nicht, daß sie ihn spinn,
Ihr Finger faßt die Spindel wohl
Und macht sie schnell mit Garne voll.

Sie hört gar leicht der Armen Bitt,
Ist gütig, teilet gerne mit,
Ihr Haus und alles Hausgesind
Ist wohl verwahrt vor Schnee und Wind.

Sie näht, sie sitzt, sie wirkt mit Fleiß,
Macht Decken nach der Künstler Weis,
Hält sich selbst sauber; weiße Seid
Und Purpur ist ihr schönes Kleid.

Ihr Mann ist in der Stadt berühmt,
Bestellt sein Amt, wie sichs geziemt,
Er geht, steht und sitzt obenan,
Und was er tut, ist wohlgetan.

Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich ist,
Ihr Ehr ist, daß sie ausgerüst
Mit Fleiße, der gewiß zuletzt
Den, der ihn liebet, hoch ergötzt.

Sie öffnet ihren weisen Mund,
Tut Kindern und Gesinde kund
Des Höchsten Wort und lehrt sie fein
Fromm, ehrbar und gehorsam sein.

Sie schauet, wies im Hause steht
Und wie es hier und dort ergeht,
Sie ißt ihr Brot und sagt dabei,
Wie so groß Unrecht Faulsein sei.

Die Söhne, die ihr Gott beschert,
Die halten sie hoch, lieb und wert,
Ihr Mann, der lobt sie spat und früh
Und preiset selig sich und sie.

Viel Töchter bringen Geld und Gut,
Sind zart am Leib und stolz am Mut,
Du aber, meine Kron und Zier,
Gehst wahrlich ihnen allen für.

Was hilft der äußerliche Schein?
Was ists doch, schön und lieblich sein?
Ein Weib, das Gott liebt, ehrt und scheut,
Das soll man loben weit und breit.

Die Werke, die sie hier verricht,
Sind wie ein schönes helles Licht,
Sie dringen bis zur Himmelspfort
Und werden leuchten hier und dort.

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