GedichtGedichte

Eine Liste kurzer Gedichte - moderne und auch Klassiker. Wann immer im Leben die Zeit zum Lesen oder Zuhören knapp ist, können diese schönen gereimten Verse bekannter Poeten die Sache auf den Punkt bringen. Themen sind u.a.: das Leben, der Mensch, die Jahreszeiten, Weisheiten, Einsamkeit, etc. Und dann haben wir noch die sehr gelungene Kategorie mit den Kindergedichten.


Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Bertolt Brecht in seinem Lehrstück des epischen Theaters "Der gute Mensch von Sezuan" (1938 bis 1940).


„Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten. […] Wir lesen und schreiben Gedichte nicht nur so zum Spaß. Wir lesen und schreiben Gedichte, weil wir zu Spezies Mensch zählen, und die Spezies Mensch ist von Leidenschaft erfüllt; und Medizin, Jura, Wirtschaft und Technik sind zwar durchaus edle Ziele und auch notwendig; aber Poesie, Schönheit, Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens.

Ich möchte an dieser Stelle Whitman zitieren, ‚Ich und mein Leben … die immer wiederkehrenden Fragen, der endlose Zug der Ungläubigen, die Städte voller Narren. Wozu bin ich da? Wozu nützt dieses Leben? Die Antwort. Damit Du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht. Deine Individualität. Damit das Spiel der Mächte weiterbesteht und Du deinen Vers dazu beitragen kannst.‘“

Quelle: Der fiktive Charakter John Keating (Robin Williams) in "Der Club der toten Dichter" (1989 verfilmt; "O Captain! my Captain! Our fearful trip is done"; 1865; Walt Whitman)


Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten,
gleiten leise doch in uns hinein,
aber wir verwandeln alle Zeiten;
denn wir sehnen uns zu sein…

Rainer Maria Rilke

Berühmte kurze Gedichte

An die Astronomen

Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen,
Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?
Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume,
Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht.

Friedrich Schiller

Der Schöpferische Irrtum

Irrtümer haben ihren Wert;
jedoch nur hie und da.
Nicht jeder, der nach Indien fährt,
entdeckt Amerika.

Erich Kästner

Gedichte

Lyrik (von griechisch lýra = Leier) ist die poetische Form (Gedicht), die traditionell intensive Gefühle oder tiefe Reflexion ausdrückt, beides Ideen als Ausdruck der Erfahrung des Selbst. Für die alten Griechen war die Leier ein Musikinstrument, das von Hermes oder Polyhymnia erschaffen und unter anderem von Erato, der griechischen Muse der Poesie, gespielt wurde.
Aristoteles erwähnt in seiner Poetik (ca. 330 v. Chr.) die Lyrik (die zusammen mit der Zither gesungen wird) neben Drama, Epos, Tanz und Malerei als weitere Formen der Mimesis (= das Vermögen, mittels einer Geste eine Wirkung zu erzielen).
Das Adjektiv "lyrisch" taucht erstmals im 15. Jahrhundert auf und bezieht sich auf die gesungene altgriechische Poesie, die sich damit von der dramatischen oder erzählenden Poesie unterscheidet, und wird im 16. Jahrhundert eher als subjektive Ausdrucksform definiert, die hauptsächlich den Bereich der privaten Gefühle betrifft. Populäre Lyrik bezieht sich auf Lieder, Gesänge und Romanzen.


Anmerkung: die folgenden Gedichte sind länger als eine Strophe, aber immer noch kurz - und sie reimen sich auch.


Es gibt ein Weinen, das nicht Tränen hat,
Das ist das herbste, allerschwerste Weinen.
Dann ist das Herz so weh, so todesmatt
Und sieht die goldne Sonne nicht mehr scheinen.

Anna Dix (1874-1947) war eine deutsche Schriftstellerin.


Wozu die Hast?
Wozu hinaus?
Sei froher Gast
im Erdenhaus.

Julius Lohmeyer (1834-1903) war ein deutscher Schriftsteller.


Der Worte sind genug gewechselt,
Lasst mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn.

Direktor: Goethe, Faust. Eine Tragödie. Vorspiel auf dem Theater, 1808.


Mit eitler Rede wird hier nichts geschafft,
Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden.

Wilhelm Tell (Schiller)


Wie herrlich ist es, nichts zu tun
und dann vom Nichtstun auszuruhn.

Heinrich Rudolf Zille (1858 - 1929) war ein Berliner Grafiker, Maler und Fotograf. In seiner Kunst er Themen aus dem Berliner Volksleben, das er ebenso lokalpatriotisch wie sozialkritisch darstellte.


Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt auch das Glück zu dir!
Mit den ersten blauen Veilchen
klopft es leis' an deine Tür.
Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt auch das Glück zu dir,
bringt vom Himmel dir ein Teilchen
und klopft dann an deine Tür!

Das Lied stammt ursprünglich aus der Operette "Marietta" von Walter und Willi Kollo, die 1917 im Metropol-Theater Berlin uraufgeführt wurde. In Hannover "und umzu" ist meist nur die Variante des Serienmörders Fritz Haarmann (1879 - 1925) bekannt.


Ob ich morgen leben werde,
weiss ich freilich nicht;
aber wenn ich morgen lebe,
dass ich morgen trinken werde,
weiss ich ganz gewiss!

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Von Unbekannt

Der Morgen graut, wir sind die Letzten,
die immer noch ganz munter festen.
Dies lasst ins Gästebuch uns schreiben,
und dann noch drei, vier Stunden bleiben.

Auf dem Wasser

Über mir ein unermesslich Blauen
Keines Vogels Zug, kein Wolkengrauen
Während meines Bootes dünne Planken
Ob des Sees grünem Abgrund schwanken.
Drunten wacht der Tod. In lichten Weiten
Träumt die Ewigkeit von fernen Zeiten.
Hier im leichten Kahn ein kurzes Schweben
zwischen nichts und nichts
- ein Menschenleben.

Alfred Heinrich Bulthaupt (1849 - 1905) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Bibliothekar und Theaterkritiker.

Ein Glas

Man lösche, weil es geht, des Durstes strenge Flammen,
Wir kommen doch so jung nicht wiederum zusammen.

Freiherr Johann „Hans“ Aßmann von Abschatz (1646 - 1699), war ein deutscher Lyriker und Übersetzer des Barocks. Er gilt als bedeutender Vertreter der Zweiten Schlesischen Schule.