GedichtGedichte

Das Gedicht „Gefunden“ stammt aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe.

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grubs mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ichs
Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

Analyse

Die Ballade „Gefunden“ (1810; Epoche der Weimarer Klassik) besteht aus 5 Strophen mit jeweils 4 Versen. Das Reimschema hat keinen eindeutigen Reimtyp: es handelt sich um einen unterbrochenen Kreuzreim (etwa: [abcb]) und das Versmaß (Metrum) wird durch einen zweihebigen Jambus mit abwechselnd weiblicher und männlicher Kadenz gebildet. Die Zeitform ist das Präteritum, außer in der letzten Strophe, in der das Präsens verwendet wird.

Inhalt / Zusammenfassung

Das lyrische Ich geht gedankenlos im Wald spazieren, als sein Blick auf eine schöne Blume fällt. Es möchte sie pflücken, doch die Blume fängt an zu sprechen, und beschwert sich. Daraufhin gräbt das lyrische Ich die Blume aus, und zu Hause in seinem Garten wieder ein.

Auf den ersten Blick ist das recht schlichte Gedicht der Naturlyrik zuzuordnen, aber es kann möglicherweise auch als Liebesgedicht an Goethes (1749 - 1832) Frau Christiane Vulpius (1765 - 1816) verstanden werden. Die beiden lernten sich im Juli 1788 im Park an der Ilm (Landschaftspark in Weimar) kennen, als sie ihm eine Bittschrift für ihren Bruder Christian August überreichte. Christiane Vulpius stammte aus armen Verhältnissen und arbeitete als Putzmacherin in einer Manufaktur, die auch künstliche Blumen herstellte - sie wurde auch als „Blumenmädchen“ bezeichnet.

Hintergrund

Wald

Die Etymologie des Substantivs "Wald" (‘große, dicht mit Bäumen bestandene Flächet’; mhd. walt, ahd. wald) ist nicht geklärt. Möglicherweise beruht die Herkunft auf dem rekonstruierten urgermanischen *walþu ‚Büschel‘, in diesem Fall ‚Laubwerk‘, ‚Zweige‘, das seinerseits aus indogermanisch *wolɘt ‚dichtbewachsen‘ hervorgegangen sein könnte.
Alternativ könnte eine Verwandtschaft mit lat. vellere „rupfen“ vorliegen, da es früher üblich war, Laub von den Bäumen zu rupfen, um es anschließend an die Tiere zu verfüttern.

Forst

Forst bedeutet ‘bewirtschafteter Wald, Staatswald’. Die Etymologie von ahd. forst (um 800), mhd. forst, ist trotz verschiedener Hypothesen ungeklärt.
Es handelt sich hierbei, wie auch beim englischen "forest", sehr wahrscheinlich um ist eine Entlehnung aus dem Französischen: "forêt" entwickelte sich um das 12. Jahrhundert aus dem älteren "forest".

In den romanischen Sprachen, stammen die einheimischen Wörter für Wald vom lateinischen "silva" ab, das "Wald" und "Wald(land)" bezeichnete (altfranzösisch "selve").
In den Kapitularien Karls des Großen (747-814) findet sich der Ausdruck silva forestis, um bewaldete Gebiete zu bezeichnen, die zur königlichen Domäne gehörten. Die Begriffe foresta oder silva forestis hatten damals rechtlichen Wert und bezeichneten ein "dem allgemeinen Gebrauch entzogenes Gebiet", in dem nicht gerodet werden durfte und in dem die Jagd oder das Fischen untersagt war.

Blume

Eine Blume (von althochdeutsch bluoma, von indogermanisch bhlô, „blühen, zum Vorschein kommen“) bezeichnet entweder eine Pflanze, die größere, ins Auge fallende Blüten hervorbringt,oder eine einzelne Blüte einer Blume mit Stiel (siehe auch das Gedicht Die blaue Blume).
Sprachliche Ableitungen sind: Schaumkrone auf einem gefüllten Bierglas / blumig (= "blumenreich") / unverblümt (= "geradeheraus, ohne Rücksicht")

Der Text des Gedichts steht auch als mustergültig gestaltetes PDF Gefunden zum Drucken bereit.

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