GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Sonne tönt nach alter Weise“ stammt aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe.

Raphael:
Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Gabriel:
Und schnell und unbegreiflich schnelle
Dreht sich umher der Erde Pracht;
Es wechselt Paradieseshelle
Mit tiefer, schauervoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
Am tiefen Grund der Felsen auf,
Und Fels und Meer wird fortgerissen
In ewig schnellem Sphärenlauf.

Michael:
Und Stürme brausen um die Wette,
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,
Und bilden wütend eine Kette
Der tiefsten Wirkung ringsumher.
Da flammt ein blitzendes Verheeren
Dem Pfade vor des Donnerschlags;
Doch deine Boten, Herr, verehren
Das sanfte Wandeln deines Tags.

Zu Drei:
Der Anblick gibt den Engeln Stärke,
Da keiner dich ergründen mag,
Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Analyse

Das Gedicht "Die Sonne tönt nach alter Weise" (ca. 1780; Epoche der Weimarer Klassik) besteht aus 4 Strophen mit je 8 bzw. 4 Versen in der letzten Strophe. Das Reimschema ist [ababcdcd].
Es handelt sich bei diesem Lobgesang "nur" um die Einleitung des "Prolog im Himmel" aus "Faust. Der Tragödie erster Teil" (1808).

Inhalt / Zusammenfassung

Der "Prolog im Himmel" beginnt mit einer Verherrlichung (Lobgesang) der Werke des Herrn (Gottes) durch die Dreiergruppe der Erzengel. Deren positive Sichtweise wird durch Mephisto spöttisch in Frage gestellt. Daraufhin schließen Mephisto und der Herr eine Wette ab, die an die Hiobswette im Alten Testament angelehnt ist. Mephisto wettet, er könne Faust verführen, vom rechten Weg abzuweichen. Der Herr lässt Mephisto gewähren, sagt aber voraus, dass Mephisto verlieren werde.

Hintergrund

Faust. Eine Tragödie (Faust I) ist eines meistzitierten Werke der deutschen Literatur. Das Drama basiert auf der von vielen anderen Schriftstellern inszenierten Geschichte einer realen Person, Johann Georg Faust, der einen Pakt mit dem Teufel, verkörpert durch Mephistopheles, eingeht, im Austausch dafür, dass dieser ihm bei der Erfüllung seiner Wünsche hilft. Das Werk behandelt zahlreiche Themen wie das Streben nach Wissen, die Versuchung des Bösen und das Streben nach Ewigkeit. Es wird in Faust II zu einer Parabel über die Menschheit weiterentwickelt.

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