GedichtGedichte

Das Gedicht „Heimweh“ (I. - III.) stammt aus der Feder von Klaus Groth.

I.

Wie traulich war das Fleckchen,
Wo meine Wiege ging,
Kein Bäumchen war, kein Heckchen,
Das nicht voll Träume hing.

Wo nur ein Blümchen blühte,
Da blühten gleich sie mit,
Und alles sang und glühte
Mir zu bei jedem Schritt.

Ich wäre nicht gegangen,
Nicht für die ganze Welt! -
Mein Sehnen, mein Verlangen,
Hier ruht’s in Wald und Feld.

II.

O wüßt ich doch den Weg zurück,
Den lieben Weg zum Kinderland!
O warum sucht’ ich nach dem Glück
Und ließ der Mutter Hand?

O wie mich sehnet auszuruhn,
Von keinem Streben aufgeweckt,
Die müden Augen zu zutun,
Von Liebe sanft bedeckt!

Und nichts zu forschen, nichts zu spähn,
Und nur zu träumen leicht und lind;
Der Zeiten Wandel nicht zu sehn,
Zum zweiten Mal ein Kind!

O zeig mir doch den Weg zurück,
Den lieben Weg zum Kinderland!
Vergebens such ich nach dem Glück,
Ringsum is öder Strand!

III.

Ich sah als Knabe Blumen blühn -
Ich weiß nicht mehr, was war es doch?
Ich sah die Sonne drüber glühn -
Mich dünkt, ich seh’ es noch.

Es war ein Duft, es war ein Glanz,
Die Seele sog ihn durstend ein.
Ich pflückte sie zu einem Kranz -
Wo mag er blieben sein?

Ich such’ an jedem Blümchen nach
Um jenen Schmelz, um jenes Licht,
Ich forsche jeden Sommertag -
Doch solche find’ ich nicht.

Ihr wußtet nimmer, was ich trieb?
Ich suchte meinen alten Kranz.
Er war so frisch, so licht, so lieb -
Es war der Jugendglanz.

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