GedichtGedichte

Das Gedicht „Hingabe“ stammt aus der Feder von Charles Baudelaire.

Engel voll Heiterkeit, kennst du die finsteren Mächte,
Kennst du das Schluchzen der Reue, der Scham und der Gier,
Kennst du das fiebernde Grauen der furchtbaren Nächte,
Die das Herz uns zerpressen, zerknittern wie schwaches Papier?
Engel voll Heiterkeit, kennst du die finsteren Mächte?

Engel voll Güte, kennst du das lautlose Hassen,
Fäuste im Dunkeln geballt und die Tränen der Wut,
Wenn Rachsucht und Wildheit den Weckruf erschallen lassen,
Zu Herren sich machen über den Geist und das Blut?
Engel voll Güte, kennst du das lautlose Hassen?

Engel voll Reinheit, kennst du die fiebrischen Qualen,
Die an der endlosen Krankenhausmauer entlang
Wie Verdammte sich schleppen, lechzend nach Sonnenstrahlen,
Seltsam die Lippen bewegend, mit zögerndem Gang?
Engel voll Reinheit, kennst du die fiebrischen Qualen?

Engel voll Schönheit, kennst du die schmerzlichen Falten,
Die Angst vor dem Alter und jener quälenden Pein,
Was wir so lange für Glück und für Liebe gehalten,
In lächelnden Augen zu lesen als Treue allein?
Engel voll Schönheit, kennst du die schmerzlichen Falten?

Engel voll Güte und Freude, du leuchtende Sonne,
Der sterbende David hätte Genesung erfleht
Von deines herrlichen Leibes strahlender Wonne,
Ich aber flehe nur eines: denk' mein im Gebet,
Engel voll Güte und Freude, du leuchtende Sonne!

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