GedichtGedichte

Das Gedicht „Israfel“ stammt aus der Feder von Edgar Allan Poe.

Im Himmel wohnt ein Geist,
Sein Herz ein Saitenspiel.
Keiner singt so wild und schön
Wie Israfel. Am fernsten Ziel
Bleiben die Sterne stehn (wie es heißt),
Gebannt vom Getön.

Auf seinen Pfaden
Zur höchsten Mitternacht
Taumelt der Mond liebe-entfacht.
Ja, der Blitz und die raschen Plejaden
Halten inne im Lauf
Und horchen auf.

Und die Engelschar, die ihn umringt,
Und das lauschende Sternengedränge
Sie sagen, daß Israfels Glut
Allein in der Harfe ruht,
Deren zitternde, lebende Stränge
Er berührt, wenn er singt.

Doch tritt der Engel Bahnen,
Wo tiefe Gedanken Gebot,
Wo die Liebe ein starker Gott,
Wo die Huris immerdar
In Schönheit strahlen, so wunderbar,
Wie wir sie hienieden nicht ahnen.

Wohl ist voll Glut sein Gesang.
In der Laute wilden Klang,
Ihrem Hassen und Liebesrasen,
Mischt sich der Überschwang
Der Himmels-Ekstasen.

Der Himmel ist sein.
Doch dies ist eine Welt voll Müh
Und Unvollkommenheit.
Unsere Blumen welken früh,
Und unser Sonnenschein
Ist der Schatten seiner Seligkeit.

Wohnt ich wie er in Himmelshöhn
Und er wäre ich –
Er sänge wohl nicht so wild und schön
Sterbliche Melodien,
Doch kühne Gesänge würden sich
Auch dann durch die Himmel ziehn.

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