GedichtGedichte

Die besten Gedichte von Karoline von Günderrode (1780 - 1806) - einer deutschen Dichterin (Epoche der Romantik).

Inhalt

Berühmte Gedichte

Bekannte Gedichte

Kurze Gedichte

An Melete

Schüze, o sinnende Muse! Mir gnädig die ärmlichen Blätter!
Fülle des Lorbeers bringt reichlich der lauere Süd,
Aber den Norden umziehn die Stürme und eisichte Regen;
Sparsamer sprießen empor Blüten aus dürftiger Aue.

Des Knaben Morgengruß

Morgenlicht! Morgenlicht!
Scheint mir hell ins Gesicht!
Wenn ich Tag kommen seh,
wird mir leid und weh;
Denn im Grabe liegt
Ein jung Mägdelein;

Des Frührots Schein
Sieht traurig hinein
In das enge Kämmerlein.
Mögt wecken das Jungfräulein,
Das kann vom Schlaf nicht erstehn,
Morgenlicht nicht sehn;
Drum wenn ich Frührot kommen seh,
Wird mir leid und weh.

Des Knaben Abendgruß

Mitternacht! Mitternacht!
Ich bin erwacht,
Der Mondenschein
Schaut hell herein
In mein Kämmerlein;
Da muss ich traurig sein.

Denn sonst im Mondenschein
War mit mir am Fensterlein
Ein lieblich Mägdelein.
Nun muss ich traurig sein,
Weil jetzt im Mondenschein
Ich bin allein.

An Creuzer

Seh' ich das Spätrot, o Freund, tiefer erröten im Westen,
Ernsthaft lächlend, voll Wehmut lächlend und traurig verglimmen,
O dann muss ich es fragen, warum es so trüb wird und dunkel,
Aber es schweiget und weint perlenden Tau auf mich nieder.

Steckbrief

Karoline Friederike Louise Maximiliane von Günderrode (* 11. Februar 1780 in Karlsruhe) wurde als ältestes von 6 Kindern von Hector Wilhelm von Günderrode und Louise Sophie Victorine Auguste geboren. Ihr Vater war Jurist, der am Hof von Karl Friedrich von Baden angestellt war. Er starb, als Karoline 6 Jahre alt war, und hinterließ seine Familie in Armut. Über Günderrodes frühe Jahre ist nicht viel bekannt; sie wurde von einem Hauslehrer unterrichtet und machte gute Fortschritte in Französisch und Literatur. Im Jahr 1797, als Günderrode 17 Jahre alt war, verließ sie ihr Elternhaus und zog in eine Frankfurter Wohnung, die von der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main zur Verfügung gestellt wurde, einer karitativen Einrichtung zur Unterstützung unverheirateter oder verwitweter Frauen.

In Frankfurt lernt Günderrode (die ihr ganzes Leben lang unter psychischen Problemen litt) Bettina und deren Bruder Clemens Brentano sowie Carl von Savigny kennen. Letzterer, ein wohlhabender Jurist, wird Günderrodes erste Liebe. Günderrode wollte Savigny heiraten (und so die Stiftung verlassen können), aber er lehnte ab; stattdessen heiratete er schließlich ihre gemeinsame Freundin Kunigunde Brentano.

Ihr erstes Werk veröffentlichte Günderrode 1804 unter dem Pseudonym "Tian", einem männlich klingenden Namen. Ihre erste Sammlung Gedichte und Phantasien bestand aus.

Im Jahr 1804 lernte Günderrode den Philologen und Archäologen Georg Friedrich Creuzer kennen. Obwohl dieser verheiratet und 10 Jahre älter als Günderrode war, entwickelte sich eine Beziehung zwischen den beiden. Creuzer führte Günderrode in die indische Philosophie und Literatur ein. In Creuzer fand Günderrode einen Partner, der ihre Ideen ernst nahm und ihre literarische Tätigkeit förderte. Sie wollte mit Creuzer durchbrennen und nach Russland ziehen, doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Creuzer bat seine Frau um die Scheidung, der sie zustimmte, doch Creuzer, der aufgrund seiner heimlichen Beziehung zu Günderrode unter Depressionen litt und Angst vor dem öffentlichen Skandal einer Scheidung hatte, verschob die Entscheidung.
Nachdem Creuzer im Juni 1806 erkrankt war, schickte er seinen Freund Carl Daub, um Karoline mitzuteilen, dass die Beziehung beendet sei. Nach der Lektüre von Creuzers Brief beging Günderrode Selbstmord, indem sie sich am Rheinufer in Oestrich-Winkel am 26. Juli 1806 in die Brust stach und am nächsten Tag im Wasser gefunden wurde.

Werk

Als sie mit 24 Jahren unter dem Pseudonym „Tian“ ihr erstes Buch, "Gedichte und Phantasien" (14 Gedichten, einigen Kurzgeschichten und einem philosophischen Text), veröffentlichte, schrieb Goethe an die Dichterin: „Diese Gedichte sind eine wirklich seltsame Erscheinung.“
Auch der 2 Jahre ältere Clemens Brentano war überrascht: „Ich kann es immer noch nicht verstehen, wie Sie Ihr ernsthaftes poetisches Talent vor mir verbergen konnten“.
Im neunzehnten Jahrhundert erhielt sie den Titel „Sappho der Romantik“ - auf Grund ihrer schwermütigen, kühnen und eingängigen Poesie (Sappho (ca. 620 - 570 v. Chr.) gilt als wichtigste griechische Lyrikerin des klassischen Altertums).

Die Radikalität, mit der Karoline ihr Gefühl auszuleben versuchte, faszinierte schon ihre Zeitgenossen. Nach ihrem Tod erschienen mehrfach Auswahlbände ihres poetischen Werks und vor allem ihrer Briefe. In den 1970er Jahren wurde Karoline zu einer Identifikationsfigur der Frauenbewegung. In der „Sammlung Luchterhand“ erschien die Anthologie "Der Schatten eines Traumes". Gedichte, Prosa, Briefe, Zeugnisse von Zeitgenossen, herausgegeben von Christa Wolf. Wolf verfasste darin einen sehr genauen und zugleich einfühlsamen Essay über Karoline. Zeitgleich machte Wolf Karoline von Günderrode zu einer Protagonistin ihrer Erzählung "Kein Ort. Nirgends", in der es zu einer fiktiven Begegnung der Günderrode mit Heinrich von Kleist kommt, da die Schicksale der beiden dichtenden Zeitgenossen gewisse Parallelen aufweisen.

Bekannte Gedichte renommierter Poeten, die sich der Lyrik verschrieben haben: