GedichtGedichte

Die besten Gedichte von Justinus Kerner (1786 - 1862) - einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Lyriker (Epoche des Vormärz).

Inhalt

Berühmte Gedichte

Bekannte Gedichte

Kurze Gedichte

Aus den Schmerzen quellen Freuden,
aus der Freude quillt der Schmerz.
Wär' kein Wechsel von den beiden,
folgten nicht auf Freuden Leiden,
würd' nicht warm ein Menschenherz.

Nach den Tränen stellt im Leben
sich auch oft das Lachen ein;
Tränen haben auch die Reben,
aber trotz der Tränen geben
sie den lust'gen, goldnen Wein.

 

Wenn der Wald im Winde rauscht,
Blatt mit Blatt die Rede tauscht,
möcht ich gern die Blätter fragen:
Tönt ihr Wonnen? Tönt ihr Klagen?

Springt der Waldbach talentlang,
mit melodischem Gesang,
frag ich still in meinem Herzen:
Singt er Wonne? Singt er Schmerzen?

 

Wie Dir, so mir

Wie Dir geschah, so solls auch mir geschehn,
Nur wo Du hinkamst, will auch ich hingehn:
Ich will ins Licht nur, wirst im Licht Du sein,
Bist Du in Nacht, so will ich in die Nacht,
Bist Du in Pein, so will ich in die Pein.

Von Dir getrennt hab ich mich nie gedacht,
Zu Dir, zu Dir will ich allein, allein!

Steckbrief

Justinus Andreas Christian Kerner wurde in Ludwigsburg in Württemberg geboren. Nach dem Besuch der klassischen Schulen in Ludwigsburg und Maulbronn ging er in einer Tuchfabrik in die Lehre, konnte aber 1804 dank der guten Dienste von Professor Karl Philipp Conz an der Universität Tübingen studieren. Er studierte Medizin, hatte aber auch Zeit für literarische Beschäftigungen in der Gesellschaft von Ludwig Uhland, Gustav Schwab und anderen. Er promovierte 1808, verbrachte einige Zeit auf Reisen und ließ sich dann als praktizierender Arzt in Wildbad nieder.

Hier vollendete er seine Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs (1811), in denen er seine eigenen Erlebnisse mit bissigem Humor schildert. Als nächstes arbeitete er mit Uhland und Schwab an dem Poetischen Almanach für 1812 mit, dem der Deutsche Dichterwald (1813) folgte, in dem einige von Kerners besten Gedichten veröffentlicht wurden. 1815 erhielt er die offizielle Ernennung zum Oberamtsarzt in Gaildorf, 1818 wurde er nach Weinsberg versetzt, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

Sein Haus, dessen Standort am Fuße des historischen Schlosses Weibertreu ihm von den Bürgern der Stadt geschenkt wurde, wurde zum Mekka für literarische Pilger, die allesamt willkommen geheißen wurden. Gustav IV. Adolf von Schweden kam mit einem Tornister auf dem Rücken. Die Dichter Christian Friedrich Alexander von Württemberg und Nikolaus Lenau waren ständige Gäste, und 1826 kam Friederike Hauffe (1801-1829), die Tochter eines Försters in Prevorst, eine Somnambule und Hellseherin; sie bildet den Gegenstand von Kerners berühmtem Werk Die Seherin von Prevorst, Eröffnungen über das innere Leben des Menschen und über das Hineinragen einer Geisterwelt in die unsere (1829). Im Jahr 1826 veröffentlichte er eine Sammlung von Gedichten, die später durch Der letzte Blütenstrauß (1852) und Winterblüten (1859) ergänzt wurden. Zu seinen bekannten Gedichten gehören u.a. die reizende Ballade Der reichste Fürst; ein Trinklied, Wohlauf, noch getrunken, und der nachdenkliche Wanderer in der Sägemühle.

Neben seinen literarischen Produktionen schrieb Kerner einige populär-medizinische Bücher, die sich mit dem tierischen Magnetismus befassten, die erste Abhandlung über Sebacinsäure und Botulismus, Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkung auf den tierischen Organismus (1822), und eine Beschreibung von Wildbad und seinem Heilwasser, Das Wildbad im Königreich Württemberg (1813). Außerdem schilderte er in Bilderbuch aus meiner Knabenzeit (1859) anschaulich seine Jugendjahre und bewies in Die Bestürmung der württembergischen Stadt Weinsberg im Jahre 1525 (1820) beachtliches Geschick im historischen Erzählen.

1851 musste er sich wegen zunehmender Erblindung aus der ärztlichen Praxis zurückziehen, lebte aber, von seinen Töchtern liebevoll umsorgt, bis zu seinem Tod in Weinsberg. Er wurde neben seiner 1854 verstorbenen Frau auf dem Friedhof von Weinsberg beigesetzt, und das Grab ist durch eine Steinplatte mit einer von ihm selbst gewählten Inschrift gekennzeichnet: Friederike Kerner und ihr Justinus.

Kerner war einer der inspiriertesten Dichter der schwäbischen Schule. Seine Gedichte, die sich größtenteils mit Naturphänomenen befassen, sind von einer tiefen Melancholie und einem Hang zum Übersinnlichen geprägt, die jedoch durch einen an das Volkslied erinnernden, skurrilen Humor ausgeglichen wird.

Seine literarischen Werke stießen bei seinen Kollegen auf geteilte Meinungen. Von seinem Zeitgenossen Heinrich Heine wird er verspottet und von Ricarda Huch aufs höchste gelobt:
„Den deutschen romantischen Ton im Bilde und in der Romanze hat außer Brentano keiner getroffen wie Justinus Kerner“.

Bekannte Gedichte renommierter Poeten, die sich der Lyrik verschrieben haben: