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Eine Liste guter Liebesgedichte - sowohl lang als auch kurz; moderne und auch Klassiker. Wann immer Menschen von Amors Pfeil getroffen werden, haben sie das Bedürfnis ihre Gefühle in Reime zu fassen. Dabei können die Verse bekannter Dichter (für Sie & Ihn) eine Inspiration sein: ihre poetischen Worte, in diesen Gedichten über die Liebe bewegen nicht nur den Verstand, sondern rühren auch das Herz.

Inhalt

Das thematische Spektrum dieser Gedichte über die Liebe reicht von klassischer Liebeslyrik und nachdenklicher Miniaturprosa bis hin zu abstrakter Wortakrobatik und humoristischen Sprachspiel.

Istanbul #2461 (auch Ni 2461, L.2461) ist eine alte sumerische Keilschrifttafel (Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.). Manche bezeichnen sie als das älteste Liebesgedicht (aus der "Sicht" einer Frau) der Welt. Sie ist im Istanbuler "Museum des Alten Orients" (Mesopotamien-Saal) ausgestellt. Hier die ersten 4 Verse:

Bräutigam, der meinem Herzen teuer ist,
lieblich ist deine Schönheit, honigsüß,
Löwe, der du mir am Herzen liegst,
Göttlich ist deine Schönheit, honigsüß.

Der Kosename   "(Mein) Schatz"   wird hierzulande gerne verwendet, um den/die aktuelle Lebensabschnittsbegleiter/in zu bezeichnen — jedenfalls dann, wenn die situative "Stimmung" dies als angebracht erscheinen lässt. Kleiner Hinweis: u.a. in der germanischen Mythologie referenziert der Begriff "Schatz" nicht selten auf eine Kiste mit Goldmünzen, Diamanten oder ähnlichem, die in einer dunklen, schwer zugänglichen Höhle verstaut wurde, deren einziger Eingang zur weiteren Abschreckung von unerwünschten "Besuchern" von einem wehrhaften Drachen bewacht wird.
Zudem lässt sich beobachten, das die so titulierte Person, innerhalb einer kurzen Zeitspanne, die nur wenige Stunden betragen kann, sich offenbar evolutionsgeschichtlich "rückwärts" entwickelt, und dann als "dumme Kuh" oder "blöder Affe" ihr Dasein zu fristen hat. Tja, Sprache und Realität — ein weites Feld ;-). Siehe dazu auch den relativ neuen Begriff "performativ" (Sprachhandlung) bzw. das Konzept dahinter.

Berühmte Liebesgedichte


Das Theaterstück "Romeo und Julia" (1597) steht in einer bis in die Antike zurückreichenden Tradition tragischer Romanzen.

Shakespeares Verwendung einer poetisch-dramatischen Struktur (einschließlich Effekten wie dem Wechsel zwischen Komödie und Tragödie, um die Spannung zu erhöhen, der Ausweitung von Nebenfiguren und zahlreicher Nebenhandlungen zur Ausschmückung der Geschichte) wurde als frühes Zeichen seines genialen Talents gelobt.
In dem Stück werden den verschiedenen Figuren unterschiedliche poetische Formen zugeschrieben, die manchmal mit der Entwicklung der Figur wechseln. Romeo zum Beispiel wird im Laufe des Stücks immer geschickter im Umgang mit dem Sonett.

Zitat: Es war die Nachtigall und nicht die Lerche.

Die Tragödie schildert den wahren Wahnsinn der "Liebe" und den Kummer, den die beiden jungen, verknallten Liebenden empfinden: als Romeo seine Geliebte tot auffindet (zumindest glaubt er das) überwältigt ihn der Gedanke, ohne seine "wahre Liebe" leben zu müssen. Von Schmerz und Depression getrieben nimmt er sich das Leben. Als Julia erwacht und seinen toten Körper sieht, ist sie ebenfalls verzweifelt und folgt ihm in den Freitod.

Zärtliche Liebesgedichte

Einige Liebesgedichte haben einen ausgesprochen metaphorischen Charakter. Der Begriff "Metapher" stammt vom lateinischen metaphora, das wiederum vom griechischen μεταφορά (metaphorá, wörtlich: Transport) stammt, und ist eine auf Analogie beruhende Stilfigur.
Sie ist eine der wichtigsten rhetorischen Figuren. Unter Metapher versteht man eine Bedeutungsverschiebung zwischen zwei Begriffen mit einem ästhetischen Zweck.

»Von tausend Blüten des Frühlings reift kaum eine zur herbstlichen Frucht, und von tausend Umarmungen der Liebe reift kaum eine zur innigen, beruhigenden Freundschaft.« — Johann Heinrich Pestalozzi

In der Literatur wird sie als Tropus oder Identifikation zweier Wirklichkeiten eingestuft, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Miguel de Cervantes zum Beispiel konstruiert in Kapitel XIII des ersten Teils von "Don Quijote" die Beschreibung der Edelfrau Dulcinea aus einer Reihe von Metaphern:

»ihre Schönheit ist übermenschlich, denn in ihr vereinigen sich wahrhaftig alle unmöglichen und erträumen Schönheitsideale, die die Poeten ihren Damen beilegen;
denn ihr Haar ist golden, ihre Stirn ist das elysische Gefilde, ihre Augenbrauen sind Himmelsbogen, ihre Augen Sonnen, ihre Wangen Rosen, ihre Lippen Korallen, Perlen ihre Zähne, Alabaster der Hals, Marmor die Brust, Elfenbein die Hände, ihre Haut wie der Schnee,
und alles, was die Anständigkeit dem menschlichen Auge entzieht, ist nach meiner Überzeugung so beschaffen, daß es dem liebenden Herzen köstlich, aber ohne alle Vergleichung ist.«

Die Linguistik entdeckt in der Metapher einen grundlegenden Aspekt der Sprache. Die Geisteswissenschaften stellen sie in den Kontext der Symbolbildung. Die Psychologie befasst sich anhand der Metapher mit den Beziehungen zwischen Sprache, Psyche, Wissen und Gefühlen, die Soziologie mit ihrer Bedeutung für die Kommunikation und den Bedingungen, unter denen sie in einer menschlichen Gruppe verstanden werden kann.

Moderne Liebesgedichte

Eine kleine Auswahl der bedeutendsten Liebesgedichte (u.a. aus der Epoche der deutschen Nachkriegsliteratur) von zeitgenössischen Dichtern.

Liebesgedicht

Mit halber Stimme rede ich zu dir:
Wirst du mich hören hinter dem bitteren Kräutergesicht
Des Mondes, der zerfällt?
Unter der himmlischen Schönheit der Luft,
Wenn es Tag wird,
Die Frühe ein rötlicher Fisch mit bebender Flosse?

Du bist schön.
Ich sage es den Feldern voll grüner Pastinaken.
Kühl und trocken ist deine Haut. Ich sage es
Zwischen den Häuserwürfeln dieser Stadt, in der ich lebe.
Dein Blick - sanft und sicher wie der eines Vogels.
Ich sage es dem schwingenden Wind.
Dein Nacken - hörst du - ist aus Luft,
Die wie eine Taube durch die Maschen des blauen Laubes schlüpft.

Du hebst dein Gesicht.
An der Ziegelmauer erscheint es noch einmal als Schatten.
Schön bist du. Du bist schön.
Wasserkühl war mein Schlaf an deiner Seite.
Mit halber Stimme rede ich zu dir.
Und die Nacht zerbricht wie Soda, schwarz und blau.

Karl Krolow (1915 - 1999) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer.

Bei den Stiefmütterchen

Bei den weißen Stiefmütterchen
im Park wie ers mir auftrug
stehe ich unter der Weide
ungekämmte Alte blattlos
siehst du sagt sie er kommt nicht.

Ach sage ich er hat sich den Fuß gebrochen
eine Gräte verschluckt, eine Straße
wurde plötzlich verlegt oder
er kann seiner Frau nicht entkommen
viele Dinge hindern uns Menschen.

Die Weide wiegt sich und knarrt
kann auch sein er ist schon tot
sah blass aus als er dich untern Mantel küsste
kann sein Weide kann sein
so wollen wir hoffen er liebt mich nicht mehr.

Sarah Kirsch (1935 - 2013, geborene Bernstein) war eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Lyrik ist von der Form her offen, meist ohne Reim und in freiem Versmaß. Dennoch spielt der Rhythmus im Sinne des Atemtempos eine große Rolle, ebenso Zeilenumbrüche, durch die ein "Fließen" oder ein "Stocken" beim Rezitieren erzeugt wird.

Zärtliche Nacht

Es kommt die Nacht
da liebst du
nicht was schön –
was hässlich ist.
Nicht was steigt –
was schon fallen muss.

Nicht wo du helfen kannst –
wo du hilflos bist.
Es ist eine zärtliche Nacht,
die Nacht da du liebst,
was Liebe
nicht retten kann.

Hilde Domin (1909 - 2006) war eine deutsche Schriftstellerin jüdischen Glaubens. Sie war vor allem als Lyrikerin bekannt und eine bedeutende Vertreterin des „ungereimten Gedichts“.

Kurze Liebesgedichte

Ich denke dein

Ich denke Dein!
Ob auch getrennt in weiter Ferne,
Ist meine Seele stets bei Dir;
Im Morgenrot - beim Glanz der Sterne,
Seh' ich Dein holdes Bild vor mir,
Und bei des Mondes Silberschein
Gedenk' ich Dein.

Erste Strophe aus dem gleichnamigen Gedicht von der dänischen Autorin Amalie Krafft (1778 - 1852).

Wunsch

Keine Rose ohne Dornen,
Ohne Schmerzen keine Liebe;
Beides wollt' ich gern ertragen,
Wenn nicht eins zu wünschen bliebe:

Dass doch ohne Rosenblüte
Nimmer würd' ein Dorn gefunden,
Und dass nie das Glück entbehrte,
Wer der Liebe Schmerz empfunden.

August Wolf (1816 - 1861) war ein deutscher Dichter.

Unbekannte Gedichte über die Liebe

Und eine Sonnenblume
sprach mir heut von Dir.
Ich brach sie mir
und sprach mit ihr
und trug sie dankbar heim.
Nun füllt ihr heller Schein
mein kleines Zimmer.

An meiner Sonnenblume
sieht still mein Herz sich satt.
Du strahlst aus jedem Blatt.
Den goldbraundunklen Früchteschoß
kränzt mildes Feuer.
Kein Spiegel zeigt
dein Bild getreuer.

Elisabeth Paulsen (1879 - 1951) war eine deutsche Dichterin.


Das Opfer, das die Liebe bringt,
Es ist das teuerste von allen;
Doch wer sein Eigenstes bezwingt,
Dem ist das schönste Los gefallen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war ein deutscher Dichter und Naturforscher


Ich ging vorbei am Tränenstrauch
Und gab nicht acht,
da stach ein Dorn mich in die Seite.

Sie sagen, wem das widerfuhr,
der weinte Tag und Nacht
um das, woran er eben gedacht,
als der Dorn ins Fleisch ihm fuhr.

Ich ging vorbei am Tränenstrauch
und hab an Dich gedacht,
da stach der Dorn in meine Seite.

Hertha Kräftner (1928 - 1951) war eine österreichische Schriftstellerin.


Liebe
gibt und nimmt
mit unberechnender Einfalt;
Liebe
lebt in der Lust zu erfreun
erfreuende Liebe;
Liebe
liebt das Geringste, getan
mit herzlicher
Liebe!

Johann Kaspar Lavater (1741-1801) war ein reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz in der Zeit der Aufklärung sowie ein Hauptvertreter der Physiognomik.


Mit Tränen hab ich lange nachgesonnen -
Was war es, sag, das zwischen uns geschah?
Hielt ich dich nicht, warst du mir denn nicht nah?
Hatt ich mir nicht zu eigen dich gewonnen?.

O Traum der Seele, allzu rasch zerronnen!
Ich glaubte ganz in dich verwebt zu sein,
Wie du in mich. Und sieh, ich war allein
In meiner Liebe Wahnsinn eingesponnen..

Du kamst vorbei; mit deines Wesens Blüte
Halb unbewußt hast du mein Herz berührt,
Da sprang es auf, frohlockte, jauchzte, sprühte,.

Geblendet von den eignen Farbenspielen.
Dich aber hat es nicht zu sich verführt;
Stumm gingst du fort nach vorbestimmten Zielen

Rosa Mayreder (1858 - 1938) war eine österreichische Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Kulturphilosophin, Librettistin, Musikerin und Malerin.

An Electra

Ich wag nicht einen Kuss
Noch Lächeln zu erflehn
Weil, gäbst du sie, so muss
Vor Stolz ich fast vergehn.

Nein, nein, der letzte Duft
Von meinen Wünschen ist:
Zu küssen nur die Luft,
Die eben dich geküsst.

Robert Herrick (1591 - 1674) war ein englischer Dichter. Eines seiner berühmtesten Gedichte ist:

To the Virgins, to Make Much of Time

Gather ye rosebuds while ye may,
Old Time is still a-flying;
And this same flower that smiles today,
Tomorrow will be dying.

Dieses Gedicht spielt eine Schlüsselrolle im Film "Der Club der toten Dichter", indem es das Filmmotto des „Carpe diem“ einführt.


Glück der Liebe

Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.

Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.

Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der Liebe freie Regung schmücken.

Darum öffne ihrem kurzen Glücke
Willig und geniessend Geist und Herz;
Aber will es wankelmütig weichen
Trauere dann - doch halt es nicht zurück!

Charlotte von Ahlefeld (1781-1849) war eine deutsche Schriftstellerin.

Echte Liebe

Echte Liebe lauscht dem Chor
Himmlischer Extasen,
Echte Liebe hat kein Ohr
Fürs Gezänk der Basen.

Echte Liebe müht sich nicht
Mängel zu entdecken,
Späht im goldnen Sonnenlicht
Nicht nach Nebelflecken.

Echte Liebe lacht des Scheins,
Den Vernunft geschrieben,
Echte Liebe kennt nur Eins,
Treu und echt zu lieben!

Josef „Pepi“ Mauthner (1831-1890) war ein österreichischer Kaufmann und Dichter.

Er hat mein Herz

Er hat mein Herz, ich hab das Seine,
Er machet daß mein Wille sich
Ganz mit der höchsten Lieb' vereine,

Der Wechsel ist recht wunderlich;
Sein Herz und meines sind so angenehm vermenget,
Dass eins am andern schön, fest, unzertrennlich hänget.

Jeanne-Marie Bouvier de La Motte Guyon (genannt Madame Guyon; 1648 - 1717) war eine französische römisch-katholische Mystikerin.


Cyrano de Bergerac ist ein romantisch-komödiantisches Versdrama (1897) des französischen Theaterschriftstellers Edmond Rostand. Es wurde 1990 mit Gérard Depardieu in der Titelrolle verfilmt.

Ein Kuss, was ist er, wenn alles darüber gesagt wird?
Ein rosig Pünktchen auf das »i« in Liebe gesetzt.
Ein Geheimnis ist's, das dem Mund und nicht dem Ohr verraten wird.

Jedoch der Geist, ich hass ihn in der Liebe!
Vorlaut zerstört er unsres Herzens Einheit!
Denn unausbleiblich kommen wird die Zeit
Und wem sie nicht kommt, der ist zu beklagen,
Wo mit so heil'gem Ernst die Herzen schlagen,
dass jeder Redezierat ihn entweiht.

Mein Mut zerschellt an deines Reizes Klippen;
Doch gäb' es Küsse, die man nur geschrieben,
Du läsest meine Briefe mit den Lippen!


Das Schöne

Holt mir Blütentriebe,
Denn ich sterb' aus Liebe.

Überdeckt mich doch mit Blüten,
Dass die Liebe nicht im Winde
Entschwinde;
Tut es; weiß ja doch ein Jeder,
Dass wie Blütenduft zerstiebe
Die Liebe.

Sorget, dass ich bald als Bahrtuch
Lilien und Jasmin erwerbe;
Ich sterbe;
Fragt ihr mich: Woran? - Es wollte,
Dass kein Hoffen mir verbliebe,
Die Liebe.

Maria do Ceo (1658-1753) war eine portugiesische Dichterin. Übersetzung: Wilhelm Storck (1829-1905).

Abendsonne

Es weht dein ferner Atem mich sachte kühlend an.
Ganz tief lieg ich verwoben in dieser Stunde Bann.
Und alles unser Wissen zerrinnt in Abendglut,
von allen unsern Worten bleibt eins nur: sei mir gut!

Walter Calé (1881 - 1904) war ein deutscher Dichter, dessen schmales Œuvre erst nach seinem frühen Tod bekannt wurde.

Du

Du bist die Helle meines Lebens,
Im Dunkeln ging mein Lauf -
Ich suchte lange dich vergebens:
Da ging dein Stern mir auf.

Du bist die Laute meiner Tage,
Mein heimlicher Gesang,
Verstummt ist meine düstre Klage
Bei deiner Stimme Klang.

Du bist die Ruhe meiner Nächte,
Mein Wiegenlied bist du -
Ich halte betend deine Rechte
Und schliess' die Augen zu.

Isabelle Kaiser (1866 - 1925) war eine Schweizer Schriftstellerin, die Werke in französischer und deutscher Sprache verfasste. Sie erhielt den Preis der Académie française (deutsch „Französische Akademie“).

Liebe

Wer kann nennen,
Was sich nicht nennen lässt,
Wer bekennen,
Was unser Sinn nicht fasst,
Was göttlich in uns hallt,
Was sehnend uns durchwallt,
Die heiligen Triebe
Der allumfassenden Liebe,
Die du im Herzen hast?

Reinhard Johannes Sorge (1892 - 1916) war ein deutscher Schriftsteller.

Der Kuss

Ich war bei Chloen ganz allein,
Und küssen wollt ich sie:
Jedoch sie sprach: sie würde schrein,
Es sei vergebne Müh!

Doch wagt ich es, und küsste sie,
Trotz ihrer Gegenwehr.
Und schrie sie nicht? Ja wohl, sie schrie,
Doch lange hinterher.

Christian Felix Weiße (1726 - 1804) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Pädagoge in der Zeit der Aufklärung. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern der Aufklärung und des literarischen Rokoko.

Der Kuss

Ach! ich küßte dich nur einmal,
Also heiß, mit solcher Lieb',
Daß der Mond, der es gesehen,
Ganz bezaubert stehen blieb.

Als dann endlich unsre Lippen
Zitternd sich getrennet doch,
Sangen Vögel in den Zweigen,
Stand die Sonn' am Himmel noch.

Aber nun weiß ich nicht sicher,
Ob der Kuss an jener Statt,
Brennend, durch ein göttlich' Fühlen,
Bis zum Tag gedauert hat,

Oder ob an diesem glühend
Liebewarmen Kusse mein
Auch der Mond entbrannt' und feurig
Niedersah als Sonnenschein.

Theodor Șerbănescu (1839 - 1901) war ein in Moldawien geborener rumänischer Offizier und Dichter. Übersetzung: Carmen Sylva (1843-1916)

Versteckte Pfade

Die Luft so weich – der alte Kirschbaum blüht,
leis weht der Frühlingswind um meine Wangen;
ein kleines Liedchen summ ich vor mich hin,
mich überkommts wie traumhaft Glückverlangen.

Versteckte Pfade wandelt heut mein Fuß –
rings um mich her ein Düften und ein Prangen,
– mich dünkt, ich bin vor langer, langer Zeit
einmal mit dir   denselben   Weg gegangen.

Helene Tiedemann veröffentlichte seit 1894 unter dem Pseudonym Leon Vandersee Gedichte, kleine Novellen, Skizzen und Plaudereien in den verschiedensten Zeitschriften.


Wie manchmal, wenn des Mondes Strahl
Die Berge zitternd küsst ringsum,
Zu lauschen einer Flöt' im Tal,
Lehn' ich am Erker stumm!
"O komm, mein Lieb!" sagt leise flehend jeder Ton.
"O komm, mein Lieb! Die Nacht ist bald entflohn!"
Nein, keiner Rede Kraft,
Wie warm, wie feurig auch,
Malt glühend so die Leidenschaft,
Wie dieser Töne Hauch!

Dann - wahrlich nicht von ungefähr! -
Ergreif' auch ich die Laute - wohl
Ist andern fremd ihr Klang, doch er
Kennt ihre Sprache wohl!
"Ich komme, Lieb!" sagt leis verheißend jeder Ton;
"Ich komme! Dein, dein, bis die Nacht entflohn!"
O, schwach das mächt'ge Wort,
Und matt der Farben Licht
Bei dem, was zitternd mein Akkord
Alsdann ihm malt und spricht!

Thomas Moore (1779 - 1852) war ein irischer Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Balladen-Sänger. Übersetzt wurde das Gedicht aus dem Englischen von Ferdinand Freiligrath. Moore ist insbesondere bekannt für sein Gedicht "The Last Rose of Summer". Hier die erste Strophe:

Es ist die letzte Rose des Sommers,
    Sie blüht allein;
All ihre lieblichen Gefährten
    sind verblüht und verschwunden;
Keine Blume die ihr gleicht,
    Keine Rosenknospe ist nah,
um ihr Erröten zurückzuspiegeln
    Oder Seufzer für Seufzer zu geben!


Wie die Liebe
Ewig deine, meine ewig ungestillte Sehnsucht nach der
Heimat ist!

Wie die Sehnsucht
Ewig deine, meine ewig unverlorene Heimat ist! —

Johannes Schlaf (1862 - 1941) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler und Übersetzer und bedeutender Vertreter des deutschen Naturalismus. Als Übersetzer trug er entscheidend zur Verbreitung der Werke von Walt Whitman und Émile Zola im deutschsprachigen Raum bei.


Unglückliche Liebe

Trotz seiner Intensität ist Liebeskummer ein vorübergehender Zustand, der in der Regel von mehreren Tagen bis zu mehreren Jahren andauert. Es ist eine schwierige Phase für die betroffene Person. Es ist schwierig für den Betroffenen, mit den intensiven Gefühlen, die der Kummer weckt, umzugehen. Der Kummer führt zu einem Mangel an Objektivität, der manchmal zu der Ansicht führt, dass das Leben ohne den geliebten Menschen unmöglich oder besonders öde wäre. Häufig wird der Betroffene dazu gebracht, sich seine Gefühle einzugestehen. Die Zeit nimmt dem Schmerz seine Intensität, so dass ein Gefühl des Unverständnisses für die eigene Notlage die Rückkehr der zuvor trauernden Person in den Normalzustand begleiten kann.

Liebe

Liebe ist ein intensives Gefühl der Zuneigung und Verbundenheit zu einem Lebewesen oder einer Sache, das denjenigen, der es empfindet, dazu bringt, die körperliche, geistige oder sogar imaginäre Nähe zum Objekt der Liebe zu suchen. Die Liebe zu einer anderen Person kann zu einem bestimmten Verhalten führen und in eine Liebesbeziehung münden, wenn diese Liebe erwidert wird.

Als allgemeines Konzept bezieht sich Liebe meist auf ein tiefes Gefühl der Zärtlichkeit und des Einfühlungsvermögens gegenüber einer Person. Doch selbst dieses spezifische Verständnis von Liebe umfasst eine breite Palette unterschiedlicher Gefühle, die von leidenschaftlicher Verliebtheit und romantischer Liebe über die zärtliche Nähe ohne Sexualität der familiären Liebe oder der platonischen Liebe bis hin zur spirituellen Hingabe der religiösen Liebe reicht.
Die Liebe in ihren verschiedenen Formen wirkt als wichtiger Faktor in sozialen Beziehungen und nimmt einen zentralen Platz in der menschlichen Psychologie ein, was sie auch zu einem der häufigsten Themen in der Kunst macht.

Das deutsche Verb "lieben" kann sich auf eine Vielzahl von Gefühlen, Zuständen und Verhaltensweisen beziehen, die von einer allgemeinen Freude an einem Gegenstand oder einer Aktivität ("Ich liebe Schokolade", "Ich liebe es zu tanzen") bis hin zu einer tiefen oder intensiven Anziehung zu einer Person ("Romeo liebt Julia") oder mehreren Personen ("Er liebt seine Kinder") reichen. Diese Vielfalt an Verwendungen und Bedeutungen des Wortes macht es schwierig, es einheitlich und universell zu definieren, selbst wenn man es mit anderen emotionalen Zuständen vergleicht.

Gedichte

Lyrik ist in der Literatur der Sammelbegriff für Texte, meist Gedichte, die ein persönliches Gefühl ausdrücken. Das Wort leitet sich vom altgriechischen λύρα (lura) ab, was "Leier" bedeutet. In ihrer ursprünglichen Bedeutung handelt es sich also um Gedichte oder Liedtexte, die mit der Leier begleitet werden können.

Als literarische Gattung wird die Lyrik traditionell von der Epik, der Dramatik und der Didaktik unterschieden. Der Unterschied zur Epik besteht darin, dass in der Epik eine Geschichte erzählt wird, eine Abfolge von Ereignissen, während in der Lyrik Gefühle ausgedrückt werden, z. B. eine Liebeserklärung oder der Gesang über die Schönheit der Natur. Die Lyrik umfasst also kurze, nicht erzählende Gedichte.

Eine der ersten lyrischen Dichterinnen war Sappho. Die wichtigste Gattung der Lyrik ist das Sonett.

In der Gesangskunst spricht man manchmal von einem lyrischen Sänger - das kann ein Alt, ein Bass, ein Sopran oder ein Tenor sein -, womit dann jemand mit einer süßen und anmutigen Singstimme gemeint ist.