GedichtGedichte

Das Gedicht „Die tote Liebe“ stammt aus der Feder von Conrad Ferdinand Meyer.

Entgegen wandeln wir
Dem Dorf im Sonnenkuss,
Fast wie das Jüngerpaar
Nach Emmaus,
Dazwischen leise
Redend schritt
Der Meister, dem sie folgten
Und der den Tod erlitt.
So wandelt zwischen uns
Im Abendlicht
Unsre tote Liebe,
Die leise spricht.
Sie weiss für das Geheimnis
Ein heimlich Wort,
Sie kennt der Seelen
Allertiefsten Hort.
Sie deutet und erläutert
Uns jedes Ding,
Sie sagt: So ists gekommen,
Dass ich am Holze hing.
Ihr habet mich verleugnet
Und schlimm verhöhnt,
Ich sass im Purpur,
Blutig, dorngekrönt,
Ich habe Tod erlitten,
Den Tod bezwang ich bald,
Und geh in eurer Mitten
Als himmlische Gestalt -
Da ward die Weggesellin
Von uns erkannt,
Da hat uns wie den Jüngern
Das Herz gebrannt.

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