GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Glocken“ stammt aus der Feder von Edgar Allan Poe.

Hört der Schlittenglöckchen Reihn,
Silberfein!
O wie lustig tönt ihr Läuten in die Welt hinein!
Wie sie klingen, klingen, klingen
Durch die eisig kalte Nacht!
Während sich in goldnen Ringen
Tausend Stern' am Himmel schwingen,
Deren Licht herniederlacht,
Knisternd leis, leis, leis
In geweihtem Zauberkreis
Zu dem lieblichen Geläute, das die Glöckchen uns gebracht,
Zu dem Klingelingeling,
Klinglingling,
Zu dem Klingen und dem Schwingen in der Nacht.

Hört der Hochzeitsglocken Sang,
Goldnen Klang!
O wie heiter fühlt das Herz des Glückes Überschwang!
In balsamisch lauer Nacht
Welch ein Jubel ist erwacht!
Horch! ein wehmutfeuchtes Lied,
Wonnig weich,
Süß und sacht hinüberzieht
Zu der Turteltaube, die man träumen sieht
Im Gezweig!
Welch ein Strom von Tönen dringt
Reich und reicher durch das Schweigen, das die Nacht uns bringt!
Wie Das schwingt!
Wie Das singt
Von der Zukunft! wie es klingt
Vom Entzücken, das da schwingt
All' die Glocken, die uns locken
Süßen Klangs
Mit dem Bimbambim,
Mit dem Bimbambimbam
Bimbambim,
Mit den schönen Wundertönen ihres Sangs!

Hört der Feuerglocken Hall,
Eisenschall!
O wie schaurig und wie schrecklich schwillt der Töne Schwall!
In das Ohr der bangen Nacht
Braust der wilden Klänge Schlacht.
Keine Musik mehr erschwellt.
Rauh und widrig gellt – gellt
Nur ein Schrei,
Nur ein Wimmern und ein Winseln um Erbarmen zu der Glut,
Nur ein wahnsinnwirres Hadern mit der tauben, tollen Glut,
Rot wie Blut,
Die nicht rastet und nicht ruht,
Höher stets und höher leckend,
Fast empor zum Mond sich reckend,
Aufwärts lodernd wild und frei.
O dies Bimbumbam!
Wie so ängstlich schrickt zusamm'
Unser Herz!
Wie das kreischt und heult und brüllt!
Wie es rings die Luft erfüllt
Mit Entsetzen, Jammer und Verzweiflungsschmerz!
Dennoch weiß das bange Ohr
Aus dem Läuten
Sich zu deuten,
Ob der Mensch die Glut beschwor;
Scharfe, sichre Kunde gellt
Aus dem Keifen,
Winseln, Pfeifen,
Wie die Flamme steigt und fällt,
Aus dem Toben, das von oben wechselnd sinkt und steigt und fällt,
Wüsten Halls,
Aus dem Bimbumbimbam
Bimbumbam,
Aus dem Gellen und dem Schwellen ihres Schalls.

Hört der Grabesglocken Ton,
Erzentflohn!
O wie schallt ihr trüber Chorus ernst und monoton!
In der schweigend stillen Nacht
Welch ein Schaudern ist erwacht
Bei dem melancholisch düstern Feierklang!
Jede Note, die entwallt,
Ist ein Seufzer, der erschallt,
Schwer und bang!
Und die Menschen ohne Schonen,
Die im Thurme droben wohnen
Ganz allein,
Die der Glocken finstres Grollen
Wach zu Grabestönen schrein,
Die es freut, hinabzurollen
Auf die Herzen Stein um Stein;
Männer sind es nicht und Frauen,
Sind Gespenster, grimm zu schauen,
Haßdurchloht;
Und ihr Meister ist der Tod,
Der im Mantel, blutigrot,
Uns bedroht
Aus der Glocken Grabgebrumm,
Und er grinzet stier und stumm
Zu der Glocken Grabgebrumm;
Und er tanzt und springt herum,
Schwirrend leis, leis, leis
In dämonisch wirrem Kreis
Zu der Glocken Grabgebrumm,
Zu dem Bimbambum;
Schwirrend leis, leis, leis
In dämonisch wirrem Kreis
Zu dem ächzenden Gebrumm,
Zu dem Bimbambum,
Zu dem krächzenden Gebrumm;
Schwirrend leis, leis, leis
Mit Gesumm – summ – summ
In bacchantisch tollem Kreis
Zu dem grollenden Gebrumm,
Zu dem Bimbambum,
Zu dem rollenden Gebrumm,
Zu dem Bimbumbambum
Bimbambum,
Zu dem stöhnenden und dröhnenden Gebrumm.

Hinweis: Siehe auch das Gedicht "Das Lied von der Glocke" indem Schiller die kundige Darstellung eines Glockengusses mit allgemeinen Weisheiten über das Leben, sowie den inhärenten Möglichkeiten und Gefahren verknüpft.

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