GedichtGedichte

Das Gedicht „Schlaflied“ stammt aus der Feder von Selma Meerbaum-Eisinger.

I.

Schlaf, mein Kindchen, so schlaf schon ein,
so schlaf doch und weine nicht mehr.
Sieh nur, im Schlaf ist die Welt ja dein,
so schlaf schon und wein nicht so sehr.

Schließe die Augen und schlafe schon,
hör nur, es rauschet der Wald.
Im Schlafe da gibt es nicht Hass, nicht Hohn,
im Schlafe, da ist es nicht kalt.

Schlafe, mein Liebling, und lächle, Kind,
höre, der Fluss singt sein Lied.
Schlafe, dann singt dir vom Glück der Wind
und singt dir vom Frühling, der blüht.

Schlafe mein Kind und vergiss, was dich schmerzt,
dunkel ist für dich der Tag.
Hell ist die Nacht, wenn der Traum dich herzt,
so schlafe mein Kindchen, so schlaf.

II.

Leg den Kopf auf meine Knie,
so ist es gut liegen.
Kleine Kinder schlafen schon,
große muss man wiegen.

Kinder haben Spielzeug viel,
spielen wann sie wollen.
Große sind sich selbst zum Spiel,
müssen ewig wollen.

Musst nicht fürchten, ich bin da,
werd’ dich nicht verstoßen.
Hast heut schon genug geweint,
ganz wie alle Großen.

Hast geweint und hast geklagt,
nun will ich dich wiegen.
Leg den Kopf auf meine Knie -
so ist es gut liegen.

Gedicht von H. Leivick (Pseudonym von Leivick Halpern (1888 - 1962)) aus dem Jiddischen übersetzt.

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