GedichtGedichte

Das Gedicht „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage …“ stammt aus der Feder von William Shakespeare.

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:
Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden, oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,

Durch Widerstand sie enden. Sterben – schlafen –
Nichts weiter! – und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil – 's ist ein Ziel,

Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –
Schlafen! Vielleicht auch träumen! – Ja, da liegt's:
Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,

Wenn wir den Drang des Ird'schen abgeschüttelt,
Das zwingt uns still zu stehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend lässt zu hohen Jahren kommen.

 

Denn wer ertrüg' der Zeiten Spott und Geißel,
Des Mächt'gen Druck, des Stolzen Misshandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter, und die Schmach,

Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruh'stand setzen könnte
Mit einer Nadel bloß! Wer trüge Lasten,
Und stöhnt' und schwitzte unter Lebensmüh'?

Nur dass die Furcht vor etwas nach dem Tod –
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt – den Willen irrt,

Dass wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen, als zu unbekannten fliehn.
So macht Gewissen Feige aus uns allen;

Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;
Und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen.

Quelle: Monolog von & aus der Tragödie Hamlet, Prinz von Dänemark, 3. Akt 1. Szene

Inhalt / Zusammenfassung

Der königlichen Ratgebers Polonius bewegt Ophelia dazu, Hamlet die Liebesbriefe an den Prinzen zurückzugeben, während er und König Claudius heimlich zusehen, um Hamlets Reaktion zu beurteilen. Hamlet geht allein durch den Saal, während der König und Polonius auf Ophelias Erscheinen warten. Hamlet denkt über das Leben und den Tod nach.

In dieser Rede denkt Hamlet über Tod und Selbstmord nach, beklagt den Schmerz und die Ungerechtigkeit des Lebens, räumt aber ein, dass die Alternative schlimmer sein könnte.
Die existenzielle Frage, ob man leben soll, indem man leidet (sein), oder ob man rebelliert, indem man den Tod riskiert (nicht sein), ist die Ursache für die Unentschlossenheit, die Hamlet daran hindert zu handeln (der berühmte "Hamlet-Zweifel").

Die erste Zeile „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ (auf Englisch To be, or not to be, that is the question) ist eine der bekanntesten und am häufigsten zitierten Zeilen in der modernen englischen Literatur, und der Monolog wurde in vielen Werken des Theaters, der Literatur und der Musik verwendet.

Hintergrund

In der allgemeinen Vorstellung wird der berühmte Monolog oft mit einer anderen Szene des Stücks verwechselt, in der Hamlet den Schädel des Hofnarren Yorick entdeckt. Diese Verwirrung hat zu den verschiedenen Darstellungen von Hamlet geführt, der "Sein oder Nichtsein" ausspricht, während er einen Totenkopf in der Hand hält.

Der sechste Star-Trek-Film ("Das unentdeckte Land; "1991) wurde nach der "Das unentdeckte Land, von des Bezirk"-Zeile aus diesem Monolog benannt, wenn auch in der klingonischen Interpretation, in der sich der Titel auf die Zukunft und nicht auf den Tod bezieht. Im Film wird auf Shakespeare Bezug genommen, u. a. durch klingonische Übersetzungen seiner Werke und die Verwendung der Phrase "taH pagh, taHbe' ", was so viel bedeutet wie "ob ich weiterleben soll oder nicht".

Ernst Lubitsch verwendete das Zitat 1942 als Titel für seinen Film "Sein oder Nichtsein". Mel Brooks drehte von diesem Film 1983 ein gleichnamiges Remake.

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