GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Nachfolgerin“ stammt aus der Feder von Kurt Tucholsky.

Ich hab meinen ersten Mann gesehn –
der ging mit einer!
Hütchen, Rock und Bluse (Indanthren)
und zwei Kopf kleiner!
Sie muß ihn wohl ins Büro begleiten…
Über den Geschmack ist nicht zu streiten.
Na, herzlichen Glückwunsch!

Sein Gehirn ist bei der Liebeswahl
ganz verkleistert;
wenn er siegt, dann ist er allemal
schwer begeistert.
Ob Langettenhemd, ob teure Seiden –
seinetwegen kann man sich in Säcke kleiden…
Na, herzlichen Glückwunsch!

Frau ist Frau. Wie glücklich ist der Mann,
dem das gleich ist!
Und für so was zieht man sich nun an!
Als ob man reich ist!
Das heißt: für ihn…?

Wir ziehen unsre Augenbrauen
für und gegen alle andern Frauen.
Immerhin erwart ich, daß ers merken kann;
ich will fühlen, daß ich reizvoll bin.
Dreifach spiegeln will ich mich: im Glas, im Neid, im Mann.

Und der guckt gar nicht hin.
Liebe kostet manche Überwindung…
Männer sind eine komische Erfindung.

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