GedichtGedichte

Das Gedicht „Weltende“ stammt aus der Feder von Else Lasker-Schüler.

Es ist ein Weinen in der Welt,
Als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten, der niederfällt,
Lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen …
Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen.

Du, wir wollen uns tief küssen -
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.

Siehe auch das Gedicht Weltende von van Hoddis.

Analyse

Das Gedicht "Weltende" (1903; Epoche des Expressionismus) besteht aus 3 Strophen einen Vierzeiler, gefolgt von zwei Dreizeilern. Die erste Strophe weist einen Kreuzreim [abab] auf, die anderen beiden bilden jeweils einen umschließenden Reim mit einer Mittelzeile, die dadurch hervorgehoben ist, dass sie ohne Reimpartner bleibt [cdc, efe]. Ein Versmaß lässt sich nicht ausmachen und die Kadenzen sind unregelmäßig.

Inhalt / Zusammenfassung

Das lyrische Ich sinniert melancholisch über den Zustand der Welt und deren antizipierten Ende. Da bei wecken Wörter wie Weinen, Schatten, Särge, Sehnsucht die entsprechenden Assoziationen.

Hintergrund

Im Jahr 1903 (der Erstveröffentlichung) trennte sich die Autorin von ihrem Ehemann Berthold Lasker und heiratetet den Schriftsteller Georg Lewin. Die Ehe wurde 1912 geschieden. Auf Anregung Lasker-Schülers wählte Lewin „Herwarth Walden“ als Pseudonym, in Anlehnung an den Roman „Walden oder Leben in den Wäldern“ (1854; englischer Originaltitel Walden; or, Life in the Woods) von Henry Thoreaus.

Weitere gute Gedichte der Autorin Else Lasker-Schüler.