GedichtGedichte

Das Gedicht „Wer je die Flamme umschritt“ stammt aus der Feder von Stefan George.

Wer je die Flamme umschritt
Bleibe der Flamme Trabant!
Wie er auch wandert und kreist:
Wo noch ihr Schein ihn erreicht
Irrt er zu weit nie vom Ziel.
Nur wenn sein Blick sie verlor
Eigener Schimmer ihn trügt:
Fehlt ihm der Mitte Gesetz
Treibt er zerstiebend ins All.

Quelle: der Gedichtband "Der Stern des Bundes" (1914).

Hintergrund

Der George-Kreis war eine einflussreiche deutsche literarische Gruppe um den charismatischen Autor Stefan George. Er entstand im späten 19. Jahrhundert, als George eine neue Literaturzeitschrift namens "Blätter für die Kunst" herausgab, und umfasste viele angesehene Schriftsteller und Akademiker. Der Kreis teilte nicht nur kulturelle Interessen, sondern befasste sich auch mit mystischen und politischen Themen aus dem Umfeld der konservativen revolutionären Bewegung. Als George im Dezember 1933 starb, löste sich die Gruppe auf.

Im Gedichtband "Der Stern des Bundes" verzichtete George überwiegend auf Melodie und Reim und arbeitete stellenweise mit Beschwörungsformeln. Der Dichter tritt mit dem apodiktischen Anspruch des Mahners und Sehers auf, der zeitkritische Lehrsätze verkündet und Normen für seine Gefährten aufstellt. So bildet das Werk die Verfassung und das Erziehungsprogramm des George-Kreises. Der 24. jährige Literaturwissenschaftler Ernst Robert Curtius schrieb am im Mai 1910 an George:

„Meister! Das Erlebnis des wunderbaren Abends durchzittert mich noch und treibt mich, Ihnen aus tiefbewegtem Herzen zu danken. Sie wissen alles, ich kann Ihnen nichts sagen, das Sie nicht wüssten. Aber das kann mich nicht hindern, Ihnen zu sagen, dass jene Stunden für mich geweihte Stunden gewesen sind, die Frucht bringen werden. Dass Ihre Worte blitzartig weite dämmrige Strecken meiner geistigen Welt erhellt haben, das sie mir auf allen berührten Gebieten eine zwingende, überzeugende Orientierung meines Denkens und Wollens gegeben haben… Hier gibt es kein Bewundern, kein Danken mehr, nur noch Hingabe und Verehrung.“

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