Die Gedichte „Ein Mensch …“ stammen aus der Feder von Eugen Roth.
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
Doch oft hat sich herausgestellt
Nach manchem trüb verbrachten Jahr,
Daß dies der einzige Lichtblick war.
Ein Ausweg
Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen,
er müsste sich, genau genommen,
im Grunde seines Herzens schämen
zieht vor, es nicht genau zu nehmen.
Allzu eifrig
Ein Mensch sagt - und ist stolz darauf -
er geh in seinen Pflichten auf.
Bald aber nicht mehr ganz so munter,
geht er in seinen Pflichten unter.
Realismus
Ein Mensch erhofft sich leis' und still,
dass er einst das kriegt, was er will,
bis er dann dann doch dem Wahn erliegt
und schließlich das will, was er kriegt.
Vieldeutig
Ein Mensch schaut in der Zeit zurück
und sieht: Sein Unglück war sein Glück!
Musikalisches
Ein Mensch, will er auf etwas pfeifen,
darf sich im Tone nicht vergreifen.
Kleinigkeiten
Ein Mensch – das trifft man gar nicht selten –
Der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten.
Ein Mensch sieht ein – und das ist wichtig:
Nichts ist ganz falsch, und nichts ganz richtig.
Ein Mensch erkennt: 's ist auch den Guten
Mehr zuzutraun, als zuzumuten.
Ein Mensch fühlt oft sich wie verwandelt,
Sobald man menschlich ihn behandelt!
Ein Mensch, der was geschenkt kriegt, denke:
Nichts zahlt man teurer, als Geschenke!
Ein Mensch wollt immer recht behalten:
So kam's vom Haar- zum Schädelspalten!
Zwei Dinge trüben sich beim Kranken
a) der Urin b) die Gedanken.
Gleichgewicht
Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf dass er lebe,
uns zwischen beiden in der Schwebe.
Einsicht
Der Kranke traut nur widerwillig
dem Arzt, der's schmerzlos macht und billig.
Lasst nie den alten Grundsatz rosten:
es muß a) wehtun, b) was kosten.
Einbildung
Wir seh'n mit Grausen ringsherum:
die Leute werden alt und dumm.
Nur wir allein im weiten Kreise,
wir bleiben jung und werden weise.
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