GedichtGedichte

Das Gedicht „Rechtzeitige Einsicht“ stammt aus der Feder von Eugen Roth.

Ein Mensch sieht ein, dass wer, der stirbt
Den andern nur den Tag verdirbt,
An dem, den Freunden zum Verdruss,
Er halt beerdigt werden muss.

Den ersten trifft's als harter Schlag:
"Natürlich! Samstag nachmittag!"
Der zweite ärgert sich nicht minder:
"Mit meinem schäbigen Zylinder?"

Der dritte sagt: "Passt wie bestellt!
Im Westfriedhof, halb aus der Welt!"
Der vierte ringt mit dem Entschluss,
Ob einen Kranz er geben muss.

Der fünfte aber herzlos spricht:
"So nah stand er mir schließlich nicht!"
Der sechste denkt nach altem Brauch:
"Ein Beileidsschreiben tut es auch!"

Und rückhaltlos bekennt der siebte,
Dass er ihn überhaupt nicht liebte.
Zeit ist's. Der Sarg wird zugenagelt.
Es regnet draußen, schneit und hagelt -

Kann sein auch Julisonne sticht.
Mensch, das vergessen sie dir nicht!
Es spricht Kollege, Freund und Vetter:
"Der damals? Bei dem Schweinewetter?!"

Der Mensch schreibt drum:
Mein letzter Wille -
Beerdigt mich in aller Stille!

 

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