GedichtGedichte

Das Gedicht „Kleine Astern“ stammt aus der Feder von Gottfried Benn.

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
lrgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!

Als es nach dem Krieg um die Wiederbelebung der Preußischen Dichterakademie (deren Leitung er ab 1933 einige Jahre innehatte) geht, schreibt Benn an seinen Brieffreund Oelze in Bremen:
"Meine Frage, welchen Sinn und Inhalt diese Akademie heute haben solle, wird mit „Repräsentation“ beantwortet. Gelächter, sage ich! Wer, für wen und was? 1933 wurden die Mitglieder auf Befehl der Faschisten gestrichen, heute auf Befehl der Antifaschisten, kommen morgen die Katholiken zur Macht, hängen wir eine Madonna an die Wand und legen Rosenkränze vor die Sitzungsteilnehmer – also: entweder es gibt die Kunst, dann ist sie autonom, oder es gibt sie nicht, dann wollen wir nach Hause gehn."

 

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